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Fachkräfte für Landwirtschaft Fachkräfte für Landwirtschaft: Hochschule spannt sich davor

Von Ute Otto 06.05.2014, 08:09
Traktor auf einem Acker
Traktor auf einem Acker dpa Lizenz

Wittenberg/MZ - Ein Pilotprojekt zur Sicherung des Fach- und Führungskräftenachwuchses für die Landwirtschaft ist im Kreis Wittenberg gestartet worden. Träger und damit Empfänger der Fördermittel vom Europäischen Sozialfonds - 250 000 Euro stehen zur Verfügung - ist der Landesbauernverband. Bei der Umsetzung des Projektes arbeiten Kreisbauernverband und der in Bernburg ansässige Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung der Fachochschule Anhalt zusammen.

55 Jahre beträgt das Durchschnittsalter der Beschäftigten in den Mitgliedsbetrieben des Kreisbauernverbandes, berichtet dessen Vorsitzender Hartmut Steiner. Der Anteil der Mitarbeiter unter 35 Jahren sei viel zu gering. „Das heißt, wir müssen etwas tun, um leistungsfähig zu bleiben.“ Zumal die Landwirtschaft im Ringen um den Nachwuchs in Konkurrenz mit allen Branchen steht, aber bei jungen Leuten wohl das größte Imageproblem hat.

Jugendliche für landwirtschaftliche Berufe begeistern, Auszubildende unterstützen, um Abbrüche der Lehre - die Quote beträgt immerhin 30 Prozent - zu vermeiden, und Angebote für die Qualifikation von Nachwuchskräften zu entwickeln, das sind die drei Arbeitsfelder von Andrea Lehmann und Sabrina Buchmann von der Fachhochschule Anhalt. Als Projektkoordinatorinnen werden sie in der Geschäftsstelle des Bauernverbandes einen Schreibtisch bekommen. Hauptsächlich sollen sie aber unterwegs sein in Kindereinrichtungen und Schulen, in Landwirtschaftsbetrieben, der Berufsschule und in den Gymnasien.

Höherer Stellenwert

So soll die Landwirtschaft in der Berufsorientierung einen höheren Stellenwert bekommen. Dazu will man sich in die bereits im Kreis eingespielten Initiativen wie „Brafo“ (Berufswahl Richtig Angehen Frühzeitig Orientieren) und Aktionen wie Schnuppertage und die vom Kreiselternrat zum Kennenlernen potenzieller Ausbildungsbetriebe organisierte „Busfahrt in die Zukunft“ einbringen. Ansetzen will man aber auch bei Berufsberatern der Arbeitsagentur. „Wir bieten ihnen Schulungen in landwirtschaftlichen Betrieben an“, informiert die Leiterin des Amtes für Landwirtschaft Fluren und Forsten (ALFF) Anhalt mit Sitz in Dessau, Friedegund Müller.

Im Gespräch mit Ausbildern, Lehrlingen und Berufsschullehrern sollen Schwachstellen bei der Ausbildung analysiert und Unterstützungsmöglichkeiten geschaffen werden. Auch gehe es darum, so die Projektverantwortliche der Fachhochschule Katrin Kaftan, die überbetriebliche Ausbildung zu stärken. Der Landkreis Wittenberg ist laut Steiner nicht zuletzt wegen der Vielfalt der Betriebe bis hin zum Obst- und Gemüseanbau und des starken Anteils der Veredlungswirtschaft - also Tierproduktion - für das Projekt ausgewählt worden. Dass Auszubildende Einblick in andere Betriebe erhalten, werde jedoch bislang nur in Einzelfällen praktiziert.

Mit Workshops, individuellen Weiterbildungsangeboten aber auch mit der stärkeren Information über landwirtschaftliche Direkt- und Fernstudiengänge sollen die potenziellen Führungskräfte unter den Fachlandwirten wie auch Gymnasiasten erreicht werden.