Existenzgründung in Wittenberg Existenzgründung in Wittenberg: Aufbau von eigenem Unternehmen reizt Teilnehmer

Wittenberg - Für Anka Soboll hat der neue Abschnitt ihres Lebens eigentlich schon begonnen. „Ich plane, am 15. Mai in Wittenberg ein veganes Café zu eröffnen“, verrät die Endvierzigerin. „Und das hoffentlich bei schönstem Sonnenschein.“ Seit vielen Jahren lebe sie vegan, und solch ein Ladencafé wie in der Pfaffengasse 5 „ist das, was ich machen will“.
Jeder potenzielle Existenzgründer in der Runde, die sich am Freitag letztmals zum Vorgründungslehrgang trifft, hat seine speziellen Pläne. Es geht um neue Firmen oder die mögliche Übernahme bestehender Unternehmen, um einen kleinen eigenen Betrieb oder einfach nur um das Durchrechnen bestehender Chancen.
Fast jeder hier hat einen Job, doch es reizt die Teilnehmer, Neues zu beginnen. Träger des Lehrgangs ist die Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld (EWG). „Das Projekt ist im August vorigen Jahres angelaufen, es ist der erste Lehrgang hier in Wittenberg“, erklärt Elena Herzel, Prokuristin der EWG. Durchgeführt wird der Lehrgang vom Bildungsträger, der UWP Bosse Unternehmensberatung in Dessau. „Bereits am Montag beginnt in Dessau der Nachgründungslehrgang“, sagt Geschäftsführerin Martina Bosse. Denn oft würden die Leute noch während des Lehrgangs ihre Firma gründen, ergänzt Elena Herzel.
Für den zweiten Vorgründungslehrgang ist man in der Teilnehmer-Akquise. Die Voraussetzungen der Teilnehmer sind sehr verschieden, weiß Martina Bosse. Handwerker seien zum Beispiel fachlich gut aufgestellt, würden sich jedoch oft im kaufmännischen Bereich nicht so gut auskennen.
Allerdings hat sich der Ansatz, warum Menschen ein eigenes Unternehmen gründen wollen, verändert. „Früher, gleich nach der Wende, hat mancher einfach keine Arbeit gefunden und sich mit irgendetwas selbstständig gemacht. Heute ist es eher eine bewusste Entscheidung, diese Menschen wollen es wirklich. Da passiert es nicht aus der Not heraus“, zieht Elena Herzel Vergleiche.
Die gleiche Erfahrung hat auch Angelika Schürhoff von der Wirtschaftsförderung Anhalt-Bitterfeld, Dessau, Wittenberg gemacht. „Insgesamt ebbt die Welle der Existenzgründungen immer noch ab“, sagt sie. „Aber die Qualität bei denen, die es machen wollen, ist eine andere.“
Marlen Kretschmer aus Zschornewitz hat sich dem Yoga verschrieben. Ab Mitte August plant sie, in Zschornewitz ein kleines Studio zu eröffnen. „Ich praktiziere Yoga schon eine Weile“, erzählt sie. Kombiniert werden soll das Studio mit einer Gesundheitsberatung. Bei all dem habe sie ein gutes Bauchgefühl, meint die gestandene Frau. Auch Anka Soboll wird künftig ihre eigenen Pläne verwirklichen. Das Café in der Pfaffengasse nennt sie selbst eine Superchance, die sie nicht ungenutzt lassen will.
Was diese beiden Frauen verbindet, ist, dass sie den Schritt in die Selbstständigkeit sehr entschlossen gehen. Eine andere Teilnehmerin des Lehrgangs hat übrigens von ihren Plänen Abstand genommen. Nach dem Durchrechnen aller Kosten habe es sich gezeigt, dass ihre Idee nur mit einem Anfangskredit zu finanzieren gewesen wäre. Davon habe sie Abstand genommen. Wenn ein Lehrgang dazu beitrage, das nicht Gewollte wie auch mögliche Risiken rechtzeitig erkannt werden, sei auch das ein Erfolg, meinen die Anbieter. (mz)