"Europa hilft - hilft Europa?" "Europa hilft - hilft Europa?": Luther-Melanchthon-Gymnasium hat die Nase vorn

wittenberg - „Europa hilft – hilft Europa?“ Der 62. Europäische Wettbewerb hatte für das europäische Jahr der Entwicklung 2015 den Bogen weit gespannt und beim Motto den Fokus auf globale Zusammenhänge gerichtet. Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen waren dazu aufgerufen, sich mit dem Schutz der Tier- und Pflanzenwelt oder der Schulbildung in Entwicklungsländern auseinanderzusetzen, die Verbindungslinien von Billigkonsum in den Industrieländern und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern zu ziehen, Asylpolitik und das Risiko eines Krieges in Europa zu thematisieren. Aktueller geht es kaum.
Seit Jahren beteiligen sich Schüler des Luther-Melanchthon-Gymnasiums mit Erfolg am „Europäischen Wettbewerb“ wie auch am Schülerkunstwettbewerb Sachsen-Anhalts, der unter dem Titel „Mein Land, mein Bild“ firmiert Zu den diesjährigen Preisträgern gehören Jasmin Krömke, Ulrike Redetzki, Martin Thormann, Moritz Waage, Miriam Jehle, Annemarie Beutner, Marit Meincke, Leonie Lorenz, Mara Lena Masser, Max Graupner, Lydia Heinrich, Vanessa Belger und Jessica Prinz. Der Schule wurde beim Landeswettbewerb zudem ein Preis für die beste Beteiligung verliehen.
Kreativer und kritischer Blick
Im vergangenen Schuljahr hatten sich bundesweit knapp 80 000 Kinder und Jugendliche in der ganzen Republik daran gemacht, unter diesen Prämissen über Europa in der Welt nachzudenken und ihre ganz individuelle künstlerische Auseinandersetzung mit einem Kontinent in Text, Ton und Bild zu kreieren. In ihrem Bundesland hatten Schüler des Luther-Melanchthon-Gymnasiums einmal mehr die Nase vorn. Gleich vier Preisträger auf Bundesebene stammen aus der Europaschule, die ihrem Namen damit, nicht nur in den Augen von Kunstlehrerin Heike Masser, alle Ehre macht. Zur Ausstellungseröffnung in der Flurgalerie des Gymnasiums wurden Werke präsentiert, die kreativ und kritisch eine Welt beleuchten, in der Regionen, Nationen und auch Kontinente „nicht mehr isoliert existieren können“, so die Landesbeauftragte für Europa-Bildung Anja Aichinger, selbst Lehrerin an der Schule. Der Wettbewerb sei ein Beispiel dafür, dass sich ein Bewusstsein des Miteinanders unter den jungen Leuten entwickelt habe, „auf das ich stolz bin“ so Aichinger.
Grenzen überwinden
„Reicher Mann und armer Mann standen da und sah’n sich an. Und der Arme sagte bleich: Wär’ ich nicht arm, wärst du nicht reich.“ Der Aufgabe, sich mit diesem Brecht-Zitat vor dem Hintergrund der Bedeutung Europas in der Welt auseinanderzusetzen, hatte sich Ulrike Redetzky gewidmet. Ihr facettenreiches Frauenporträt beschreibt die Schülerin mit einem Songtext über ein „Europa der Freiheit“. Das verpflichte den Menschen zu einem Leben in Frieden und Freiheit und nicht zuletzt dazu, von Menschen gemachte Grenzen zu überwinden – „im Geist der Freiheit“. Das auf Bundesebene prämierte Bild hat Ulrike Redetzki eine Reise nach Berlin beschert mit einem „ziemlich politischen Programm“, wie sie bei der Vernissage erzählte. Zuerst habe sie gedacht, „damit habe ich eigentlich nicht so viel zu tun“, dann sei es indes „sehr spannend“ gewesen.
Konsum überdenken
Auch andere Preisträger des europäischen Wettbewerbs sowie Gewinner des zeitgleich stattfindenden Sachsen-Anhalt Wettbewerbs „Mein Land, mein Bild“ durften angesichts ihrer künstlerischen Leistungen reisend Erfahrungen sammeln. Julius Rettler etwa bei einem siebentägigen Seminar der Friedrich-Ebert-Stiftung in Straßburg und Jessica Prinz bei einer Tour, die sie unter anderem nach Luxemburg führte und mit anderen Jugendlichen aus Polen, Kroatien und Griechenland zusammenbrachte. Ihr preiswürdiges Bild kommt mit sanften Farben und weichgezeichneten Formen daher. Doch der harmonische Eindruck täuscht. „Für diese Tasse Kaffee müsste meine Familie einen Tag arbeiten.“ In schwungvoller Schrift prangt der Satz auf dem Bild. Die Botschaft trennt zwei Figuren: Ein Kaffee trinkendes hellhäutiges Mädchen und einen dunkelhäutigen Lockenschopf; es trennt Industrie- und Entwicklungsländer und plädiert vehement dafür, „den eigenen Konsum zu überdenken und vielleicht auch einmal zu verzichten“, wie Jessica Prinz sagt.
Kritisches Denken dieser Art ist für Schulleiter Michael Sandau nicht zuletzt das Ergebnis der Europa-Bildung an der Hundertwasserschule: „Unsere Schüler werden vom ersten Tag an mit Europa konfrontiert. Sie sind es gewohnt, sich auszudrücken, sich auseinanderzusetzen und auch den Finger auf die Wunde zu legen“.
Die Ausstellung in der Flurgalerie zeigt eine Auswahl der Arbeiten noch bis zum 22. November montags bis freitags täglich von 13 bis 15 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 03491/88 11 31. (mz)