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Eurocamp in Wittenberg Eurocamp in Wittenberg: Junge Europäer setzen Marke für Marke zu Kunstwerk zusammen

Von Irina Steinmann 04.08.2016, 16:08
Die Künstler präsentieren die beiden ersten fertigen Werke - aus Briefmarken.
Die Künstler präsentieren die beiden ersten fertigen Werke - aus Briefmarken. Klitzsch

Wittenberg - Mosaik ist Frauensache. Konzentriert sitzen vielleicht ein Dutzend Eurocamper aus verschiedenen Ländern von Albanien bis Zypern im Obergeschoss der Evangelischen Akademie und hantieren mit - Briefmarken. Der Wert spielt keine Rolle, die Farbe schon. Sortieren geht also vor Plakatieren. Gelb ist sichtlich unterrepräsentiert, das könnte hin und wieder Probleme bereiten.

Zwei Collagen, wie man die Mosaike in den Maßen ein Meter mal 1,40 Meter vielleicht besser bezeichnet, sind bereits fertiggestellt: eine Lutherrose mit knallig rotem DGB-Motiv im Zentrum, und ein Luther-Porträt à la Warhol mit Anklängen an Picasso.

So jedenfalls erläutert der einzige Mann in der Gruppe und deren „Teamer“ Lukas Görög das Kunstwerk. Der Slowake, dessen ungarischer Name „Grieche“ bedeutet (ja, Europa!), liefert die Eckdaten für das Kunstprojekt: Vier- bis fünftausend Briefmarken werden pro Bild verarbeitet, erst sortiert und vor dem endgültigen Aufkleben aus der Ferne auf ihre Farbwirkung getestet.

Auch die Entwürfe haben die jungen Leute selbst erstellt, es sollten Wittenberg-Motive sein, auf die Lutherrose etwa sind sie in der Akademie gestoßen. An einem Tisch am Fenster sitzen Kotryna Glinskyte und Nilsu Kyar, sie arbeiten an einer weiteren Lutherrose, mit einem Lutherkopf im Zentrum, als Vorlage dafür dient ihnen das offizielle Stadtlogo. Nilsu sortiert, die litauische Katharina (!) klebt bereits Grün an Grün.

Luther? Die Statistikstudentin aus Ankara lacht. „Er mochte die Türken nicht“, sagt sie. Ist lange her, es stört sie nicht. Außerdem habe ihre beste Freundin in der türkischen Hauptstadt, eine evangelische Deutsche, ihr viel erzählt über den Reformator. „Hellgrün fürs Gesicht, ja?“ Kotryna nickt und klebt.

Am Nachbartisch sortieren Arjeta Fishta (Albanien) und Vlada Kashuba (Moldavien). „Sehr spannend“ sei die Arbeit mit den Briefmarken, findet Vlada, die sich beiläufig auch die Motive anschaut (und hin und wieder eine Marke vorm Kleber rettet). Die Sowjetunion etwa, als die zu Ende ging, war sie ja noch gar nicht auf der Welt.

Das Material für das Kunstprojekt „Weltbotschaften für Wittenbergbotschaft“ stammt vorrangig von Wittenbergern, die Marken gespendet haben. Die Bürgerstiftung, die die Idee dazu hatte und dieses Eurocamp-Projekt betreut, will die sechs, sieben Großbilder 2017 ausstellen und versteigern, kündigte ihr Vorsitzender Jens Krause an. (mz)