Englisch lernen an der Zehn-Gebote-Tafel
Wittenberg/MZ. - Weil die beiden Geschichtsstudenten aber in der Lutherstadt nicht nur Deutsch lernen, sondern noch etwas (anderes) Nützliches tun wollen, haben sie mit der Museumspädagogik der Stiftung Luthergedenkstätten unter Leitung von Jutta Strehle ein originelles Projekt entwickelt.
"Sprachen lernen vor Bildern" heißt es und soll ein Angebot sein für Grundschüler mit ersten Englischkenntnissen, die Fremdsprache mit Muttersprachlern zu lernen - im Museum. Umgekehrt wollen der aus dem Raum Philadelphia stammende William Bartholomew (21) und der ein Jahr jüngere Kurt Patrich aus Baltimore dabei auch ihre Deutschkenntnisse mehren.
Kurt Patrichs Unterrichtsmaterial wird Cranachs berühmte Zehn-Gebote-Tafel im Refektorium sein. Er wird den Kindern (und mit ihnen) auf Englisch und Deutsch die dargestellten Szenen beschreiben und ihnen nebenbei auch den Inhalt erklären. Schließlich ist Reformationsgeschichte der Schwerpunkt seines Studiums. Eine Herausforderung wird, so Jutta Strehle, die kindgerechte Vermittlung sein. Sünden wie "adultery", Ehebruch, das ist Kurt Patrich schon klar, werde er den Kleinen eher vorsichtig erklären müssen.
So gesehen hat William Bartholomew mit Luthers Haus und Hof und Garten wohl ein etwas leichteres Spiel. "Wie viele Leute sitzen am Tisch?", wird er an den Holzmodellen im Kellergewölbe fragen und etwa über den Gebrauch des "spoon" (Löffel) aufklären - Wörter aus dem Alltagsleben also, die den lieben Kleinen bei Ferien im Ausland durchaus hilfreich sein können. Vereinfachen wird indes auch William Bartholomew müssen. Denn "Beckenschlägerschüssel", laut Museums-Mitarbeiterin Claudia Voß die korrekte Bezeichnung für dieses große Messinggeschirr aus der Lutherzeit, versteht wohl weder ein Grundschüler noch ein erwachsener Sprach-Neuling, weshalb ein schlichtes "plate" daraus werden dürfte, ein Teller. Unterstützt werden die fremdsprachlichen Gehversuche am Exponat durch interaktive Spiele.
Nach einer Versuchsphase (und einer Auszeit beider Studenten, die dann echte Prüfungen absolvieren müssen) soll es die jeweils 45-minütigen Angebote an der Zehn-Gebote-Tafel und im Alltags-Keller zwischen 18. April und 23. Mai regelmäßig geben, dienstags und donnerstags. Eine Verlängerung - nach der Rückkehr der beiden Amerikaner in ihre Heimat Ende Mai - wird von Jutta Strehle und Claudia Voß nicht ausgeschlossen.
Kontakt: Museumspädagogik der Stiftung Luthergedenkstätten, Tel. 03491 / 420 31 16