Einzelhandel Einzelhandel: Diese Kette verabschiedet sich aus der Wittenberger Innenstadt

Wittenberg - Nach knapp zehn Jahren soll Schluss sein. Das Modehaus C&A will die Filiale in der Wittenberger Collegienstraße schließen. Entsprechende Gerüchte, die in der Stadt kursieren, bestätigt Unternehmenssprecherin Indra Häfner.
Auf Nachfrage der MZ heißt es: „Nach Rücksprache mit der zuständigen Fachabteilung können wir Ihnen mitteilen, dass wir die C&A Filiale in Wittenberg im Laufe des ersten Quartals des Jahres 2017 schließen werden.“
Zu Gründen will das Unternehmen ebenso wenig Auskunft geben wie zu der Frage, was aus dem Personal wird. „Wir bitten um Verständnis, dass wir Ihnen zur Zeit darüber hinaus keine weiteren Informationen geben können“, schreibt Häfner. Nun lässt sich munter spekulieren, was zu dem Rückzug des namhaften Bekleidungsunternehmens aus Wittenberg führt.
Ist es die Konkurrenz, die aus dem Einkaufszentrum „Arsenal“ erwuchs? Oder ganz im Gegenteil, hat sich die Hoffnung nicht erfüllt, von der Anziehungskraft des „Arsenal“ profitieren zu können? Womöglich spielt, geht man davon aus, dass die Chefetage mit dem Umsatz nicht zufrieden ist, das in Wittenberg präsentierte Sortiment eine Rolle. Dass die Kundschaft dem Haus regelmäßig die Türen einrennt, lässt sich jedenfalls nicht behaupten.
In der Stadt wird die Entscheidung des Handelshauses, so sie bereits bekannt ist, mit Bedauern aufgenommen. „Das ist sehr schade“, sagt etwa Franz Neise, Chef des Gewerbevereins. Er räumt ein, dass er geglaubt hat, die Innenstadt würde sich „schneller sortieren“ nach der Eröffnung des Einkaufszentrums.
Angesichts zahlreicher nach wie vor leer stehender Läden - Neise spricht von rund 30 - sei das offenbar nicht so. Und 2017 helfe bei vielen Dingen, nicht aber beim langfristigen Erfolg des Einzelhandels. Dass die Zusammenarbeit, etwa zwischen dem „Arsenal“ und den Händlern der City, besser sein könnte, auch das sagt der Mann vom Wittenberger Gewerbeverein. Es ließe sich, ist Neise überzeugt, viel mehr erreichen, würde man gemeinsam agieren.
Überrascht zeigt sich die Centermanagerin des „Arsenal“, Nicole Krüger. Sie habe die Gerüchte vom C&A-Abschied wohl gehört, nicht aber für bare Münze genommen. „Das ist schade. Ich bin da selber gerne reingegangen.“ Auswirkungen auf das inzwischen vier Jahre bestehende Einkaufszentrum befürchtet sie hingegen nicht. „Ich bin sehr zufrieden, vor allem, wenn man unsere Zahlen im Deutschlandvergleich sieht.“
Offiziell informiert über die Pläne des Bekleidungsunternehmens ist die Stadt nach den Worten von Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) bislang nicht. Sollte C&A aber tatsächlich Wittenberg verlassen, gehe er davon aus, dass kurzfristig Ersatz gefunden wird.
Die Filiale befindet sich schließlich in prominenter Lage unweit des Marktplatzes. Ein leer stehendes Ladenlokal von dieser Größe würde sich 2017 nicht gut machen. Zugehör: „Ich glaube bei so vielen Besuchern nicht, dass sich für so eine Immobilie niemand findet.“
Frank Paul vom Modehaus Eule, langjähriger Chef der Werbegemeinschaft Altstadt, hatte sich damals sehr auf C&A gefreut, weil das Modehaus ein zusätzlicher Anlaufpunkt für die Kundschaft ist.
Jetzt sagt er: „Für die Innenstadt ist ein solcher Rückzug natürlich gar nicht gut. Die Frage ist, wie die Nachfolge geregelt wird, ob sich schnell ein neuer Mieter findet.“ Immerhin handele es sich um viele Quadratmeter Verkaufsfläche: „Wenn die leer steht, sieht das nicht gut aus. Sie muss zügig belegt werden mit einem Sortiment, das die Innenstadt braucht.“ (mz)