Einst Grabräuber in Wittenberg?
Wittenberg/MZ. - Das sollte ihn vor Schändungen durch die kaiserlichen Truppen bewahren. Später, im Zeitalter der Konfessionalisierung, wurde befürchtet, dass von Rom heimlich Jesuiten nach Wittenberg entsandt worden seien, um Luthers Leichnam zu stehlen. Ihr mutmaßliches Ziel: ihn nachträglich als Ketzer öffentlich zu verbrennen. Selbst im Wittenberger Professorenkollegium wurde im 18. Jahrhundert der Verbleib von Luthers Leichnam ...
Das sollte ihn vor Schändungen durch die kaiserlichen Truppen bewahren. Später, im Zeitalter der Konfessionalisierung, wurde befürchtet, dass von Rom heimlich Jesuiten nach Wittenberg entsandt worden seien, um Luthers Leichnam zu stehlen. Ihr mutmaßliches Ziel: ihn nachträglich als Ketzer öffentlich zu verbrennen. Selbst im Wittenberger Professorenkollegium wurde im 18. Jahrhundert der Verbleib von Luthers Leichnam diskutiert.
Im 19. Jahrhundert wollte das Gerücht sogar wissen, man habe die Asche in die Elbe gestreut. Anlässlich von Luthers 300. Todestag am 18. Februar 1846 malte der Dresdener Historienmaler Adolf Friedrich Teichs ein großformatiges Gemälde "Kaiser Karl V. am Grabe Martin Luthers". Das Bild ist als Leihgabe der Wittenberger Stadtkirchengemeinde im Lutherhaus ausgestellt. Es zeigt, wie Kaiser Karl V. 1547 an Luthers Grab auf die Forderung des fanatischen Herzogs Alba reagiert.
Alba hatte verlangt, Luthers Leichnam als Leichnam eines Ketzers zu verbrennen. Der Kaiser soll geantwortet haben: "Er hat seinen Richter gefunden. Ich kämpfe nicht gegen Tote."
Dieses Gemälde steht im Mittelpunkt der "Begegnung mit Originalen" am kommenden Donnerstag, 19 Uhr, im Lutherhaus in Wittenberg. Dr. Volkmar Joestel wird interessante Aspekte und Hintergründe von Legenden über Luthers Leichnam beleuchten. Aber zur Beruhigung vorab: Luthers Leichnam liegt wirklich in der Schlosskirche. Der Eintritt für diese Veranstaltung kostet 2 Euro.