Einkaufszentrum in Wittenberg Einkaufszentrum in Wittenberg: Mann zerstört mehrere Fernseher mit einer Axt

Wittenberg - Ein psychisch gestörter Mann hat am Montagnachmittag im Einkaufszentrum Arsenal mit einer Axt Fernseher zertrümmert. Dass niemand verletzt wird, ist der Umsicht des Verkaufspersonals und eines spektakulären und vor allem schnellen Polizei-Einsatzes zu verdanken.
Voller Wucht zugeschlagen
Als der 37-Jährige laut Polizei um 15.51 Uhr den Elektronikfachmarkt „Expert“ betritt, herrscht Kundenandrang. Er fällt trotz seiner Axt - im Arsenal gibt es keinen Baumarkt - zunächst nicht sonderlich auf, wird auch nicht am Betreten des Ladens gehindert. Das Geschäft ist voll. Es lockt derzeit mit Sonderangeboten. Während die Menschen nach Schnäppchen schauen, gibt es den ersten großen Knall. Der Mann schlägt plötzlich mit voller Wucht, ohne Vorwarnung und völlig wortlos an der großen TV-Wand auf einen ersten Fernseher ein. Die Mitarbeiter des Unternehmens reagieren sofort und bringen ihre Kunden und sich in Sicherheit. Die Türen des Geschäfts - nur der Mann mit der Axt bleibt im Laden - werden sofort geschlossen. Doch die Schaulustigen - Augenzeugen berichten von einer Menschentraube - weichen keinen Zentimeter von den großen Schaufenstern, wollen jedes Detail eines vermeintlichen echten Krimis mitverfolgen. Dafür riskieren sie sogar ihre eigene Sicherheit.
Das Wittenberger Einkaufszentrum Arsenal sorgte in diesem Jahr schon einmal für Schlagzeilen. Zwei Studentinnen aus Japan wurden dabei in einem Supermarkt Opfer einer Spuck-Attacke.
Durch akribische Polizeiarbeit - die Videobänder der Überwachungskameras mussten mehrfach ausgewertet werden - konnte dieser Vorfall lückenlos aufgeklärt werden, obwohl die Opfer nach dem Vorfall sofort abgereist waren. Die jungen Frauen - das allerdings ist asiatische Mentalität - fühlten sich mitschuldig.
Zwei Kinder, die sich offensichtlich nicht viel dabei dachten, konnten im Nachgang ermittelt werden. Als Motiv gaben sie Langeweile an. Da die Steppkes strafunmündig sind, müssen sie die sozialpädagogische Beratungsstelle der Polizei aufsuchen.
Politischer Schaden ist der Stadt, die die Welt zum Reformationsjubiläum 2017 nach Wittenberg einlädt, trotzdem entstanden. Allerdings reagiert das Rathaus-Team um Oberbürgermeister Eckhard Naumann (SPD). Die Stadt schickte ein Entschuldigungsschreiben nach Fernost.
Die Antwort kam prompt. Die Entschuldigung wird akzeptiert, und die Frauen versichern, trotz des Vorfalls Wittenberg in guter Erinnerung zu behalten.
Für die Polizei bleibt so keine einzige Sekunde Zeit, um Spezialkräfte anzufordern. Vier Schutzpolizisten, die aber auch eine Ausbildung für solche Extremfälle haben, erhalten den gefährlichen Job, den Amokläufer sofort zu stoppen, bevor Schlimmeres passiert. Das Quartett umstellt in der Filiale den wütenden Mann. „Legen Sie die Axt nieder!“, wird der Eingekesselte mehrfach lautstark aufgefordert. Doch noch immer gehen TV-Geräte unterschiedlicher Marken zu Bruch. Die Beamten zücken die Waffen. Auch das beeindruckt nicht.
Wie die Polizei es schaffte, den Amokläufer zu entwaffnen, lesen Sie auf auf Seite 2.
Die Polizei entscheidet sich aber gegen das Abfeuern eines Warnschusses - damit auch bei den Gaffern nicht plötzlich eine Panik ausbricht. Die Pistolen dienen aber offensichtlich auch gut als entscheidendes Ablenkungsmanöver. Schließlich geht alles blitzschnell. Mit Hilfe von Pfefferspray wird der Amokläufer entwaffnet, überwältigt und abgeführt. Es ist kurz vor 16 Uhr. Der Mann mit der Axt hat etwa acht Minuten zuvor die Filiale betreten. Das Polizisten-Quartett und das für solche Ereignisse eigentlich nicht vorbereitete Verkaufspersonal, so die spätere Auswertung im Revier, haben ausgezeichnete Arbeit geleistet. Schließlich ist es der erste Amoklauf dieser Art in Wittenberg. Dank der Übersicht und Entschlossenheit der Einsatzkräfte geht es unblutig aus. „Dieser Vorfall hat uns sehr bestürzt. Wir sind aber froh, dass weder Kunden noch Mitarbeiter zu Schaden gekommen sind“, so Expert-Geschäftsführer Christoph Komor. Das Unternehmen werde die Ermittlungsarbeiten der Polizei unterstützen. Die Beamten haben bereits die Videobänder der Überwachungskameras erhalten. Die Auswertung dauert noch an.
„So etwas habe ich noch nicht mal in meiner Dienstzeit in Berlin-Charlottenburg erlebt“, berichtet Revier-Sprecherin Johanna Schröder-Rimkus der MZ. Zu den Motiven der Tat gibt es auch am Dienstag keine offiziellen Angaben. Allerdings wird der 37-Jährige per Zwangseinweisung in eine Spezialklinik gebracht. Diese Entscheidung wird nach dem Feststellen der Personalien gefällt. Der TV-Zerstörer ist für die Ermittler kein Unbekannter. Allerdings sei der 37-Jährige bisher noch nie durch Gewaltakte aufgefallen.
Geschäftsführer lobt Personal
Ebenfalls sehr schnell gearbeitet wird auch im Markt. Eine Stunde nach dem Vorfall ist wieder geöffnet. „Die Aufräumungsarbeiten im Fachmarkt wurden bereits am Montag abgeschlossen“, so Komor. „Wir haben intensive Gespräche mit unseren Mitarbeitern geführt. Das gesamte Team stand am Dienstagmorgen wieder zur Verfügung und hat ermöglicht, dass wir den Betrieb in gewohnter Weise wieder aufnehmen konnten“, lobt der Geschäftsführer. Zur Schadenssumme gibt es unterschiedliche Angaben. Sie soll unter 20 000 Euro betragen. Das Unternehmen ist gegen Vandalismus versichert. (mz)