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Eine Allianz in der Region als Ausweg aus der Krise

Von Dirk Skrzypczak 30.07.2008, 17:24

Gräfenhainichen/MZ. - Die Preisspirale, durch steigende Nachfrage und Spekulationen in die Höhe getrieben, bedroht nicht nur das Kraftwerk, das seit November 2007 still steht. Die Kostenfalle könnte auch der WEG den Garaus machen. 10 000 Euro Verlust schreibt die Gesellschaft Monat für Monat, wenn die Anlage ruht.

Mittwoch stellten Danny Salatsch und Mareike Klanert, Studenten der Hochschule Anhalt, die Forschungsergebnisse ihrer Bachelorarbeit vor. Bei der mündlichen Verteidigung am Vormittag in Dessau-Roßlau gab es ein sehr gut und für Waldemar Heinze nun auch wissenschaftlich die Gewissheit: Mit Palmkern- oder adäquaten Pflanzenölen als Antriebsenergie für die Motoren geht es nicht weiter. Zu teuer. Jetzt kommt die Landwirtschaftsgesellschaft Schmerz aus Gossa ins Spiel. Das Agrarunternehmen betreibt seit acht Jahren eine Biogasanlage. Die Investition habe sich ausgezahlt, sagt Geschäftsführer Gerald Weigt. "Wir schreiben mit der Anlage schwarze Zahlen." Know-how und Erfahrung will der Betrieb mit der WEG teilen. Dazu soll eine neue Gesellschaft gegründet werden, mit dem landwirtschaftlichen Unternehmen und der WEG als Gesellschafter.

Ziel sind Bau und Betrieb einer Biogasanlage zwischen dem Klärwerk und Strohwalde. Der Standort ist seit Jahren für eine solche Nutzung im Gespräch. Knackpunkt sind freilich die Kosten. Die liegen bei rund 2,5 Millionen Euro. "Wir stehen in Kontakt zu mehreren Geldgebern und hoffen, dass wir bald eine Einigung erzielen", meint Weigt, der sich optimistisch zeigt. In vier bis sechs Wochen, ergänzt Heinze, müsse das Geschäft in trockenen Tüchern sein. Dann könne die Anlage bis Mitte 2009 laufen.

Weigt hebt die Besonderheit an dem Projekt hervor. "Wir würden eine Wertschöpfung betreiben, die vor Ort verbleibt." Dazu liefere der Agrarbetrieb den Input an "nicht weltmarktfähigen und damit günstigen Produkten" - Grünschnitt von den eigenen Wiesen, Stalldung, Ganzpflanzensilage und Sudangras. Summa summarum etwa 12 000 Tonnen pro Jahr.

Durch das Hydrolyse-Verfahren werden die Rohstoffe aufgespalten, was einen bis zu 30 Prozent höheren Gas-Ertrag verspricht. Methan produzierende Bakterien erledigen danach innerhalb von zehn Tagen den Rest. Über eine 2,5 Kilometer lange Mikrogasleitung, ihren Bau würde der Staat laut Heinze zu 30 Prozent fördern, strömt das Gas in das Blockheizkraftwerk. Dort setzen die umgerüsteten Spezialmotoren stündlich den "Treibstoff" zu 100 Prozent in 412 Kilowattstunden Strom sowie 560 Kilowattstunden Wärme um und füttern damit die öffentlichen Netze.

Die Rentabilität ergibt sich wie bei der Bioölverwertung aus den im Energieeinspeisegesetz festgelegten Abnahmepreisen. Auch die 1 000 Kunden der WEG würden profitieren, "weil wir weniger Erdgas benötigen und nicht im vollen Ausmaß den Weltmarktschwankungen ausgeliefert wären." Eine Geruchs- oder Lärmbelästigung, versprechen Heinze und Weigt, werde es durch die Biogasanlage nicht geben, auch keinen "Transporttourismus". Rückendeckung für ihre Pläne bekommen die beiden Geschäftsführer von Professor Leo Schwaiger von der Hochschule Anhalt: "Biogas erzielt die besten Deckungsbeiträge". Im Rahmen einer der nächsten Forschungsarbeiten soll diese Aussage auch mit Zahlen und Fakten aus Gräfenhainichen untermauert werden.