Dübener Heide Dübener Heide: Schöne Aussicht ohne Gastronomie

Bad Schmiedeberg - „Das ist so was von traurig“, entfährt es Helga Voß. Die einstige Betreiberin des Campingplatzes Lausiger Teiche will Essen gehen in der Gaststätte an der „Schönen Aussicht“ - und steht vor verschlossener Tür. Die weithin bekannte Ausflugsgaststätte nahe Bad Schmiedeberg ist geschlossen - wie so viele Gasthäuser in der Region: das Heideröschen in Moschwig, Smedeberger in Schmiedeberg, Kulturhaus Söllichau, Fährhaus Pretzsch.
An mangelndem Zuspruch, sagt Pächterin Anja Lexius, habe es nicht gelegen. 2003 hat die Familie sich mit Enthusiasmus daran gemacht, der „Schönen Aussicht“ Leben einzuhauchen. „Wir haben das hier wieder aufgebaut.“ Aktionen wie das „Erdschwein“, Theateraufführungen, Turmfest oder Holzrücken machen das Ausflugslokal am (seit zwei Jahren wegen Brandschutz geschlossenen) markanten Kaiser-Wilhelm-Turm bekannt. Ihre Mutter, Heide Lexius, spricht von „25 000 Essensgästen 2012. Wir haben das Ding hochgebracht - mit gutem Willen, Geld, Eigenleistung und touristischem Wissen.“
Jahrelanger Streit
Dass es jetzt nicht mehr weiter geht, liegt insbesondere an einem zermürbenden, jahrelangen Streit zwischen Verpächter und Pächter, der längst juristisch ausgetragen wird. Anja Lexius ist inzwischen froh über das Ende: „Gut, dass ein Schlussstrich gezogen ist“, sagt sie. Die Auseinandersetzung mit der Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft (WBVG), eine kommunale Gesellschaft, geht indes weiter. Heide Lexius wirft der vor, sich nicht um Instandhaltung gekümmert zu haben und zeigt großflächigen Schimmel im Theatercafé: „Die hätten investieren müssen, passiert ist nichts.“ Sie spricht von fehlerhaften Nebenkostenabrechnungen. Nach ihren Worten der Grund für eingestellte Zahlungen. Die wiederum sind Grund einer Klage seitens der WBVG. Deren Geschäftsführer Detlef Kluge sagt auf MZ-Anfrage: „Wir mussten die Kündigungs- und Räumungsklage anstrengen, weil in Größenordnungen Zahlungen ausgeblieben sind.“ Die Außenstände beliefen sich auf rund 50 000 Euro. Kluge merkt an, dass es durchaus Versuche gab, „die Kuh vom Eis zu bekommen“. Das Angebot einer Ratenzahlung sei von der Pächterin allerdings nicht angenommen worden.
Fast täglich Anfragen
Der WBVG-Geschäftsführer nimmt überdies Bezug auf das leidige Thema Schimmel, ein vom Gericht bestelltes Gutachten habe ergeben, dass der durch Nutzung entstanden sei. Das Mauerwerk sei nicht nass, es bilde sich allerdings Wasser, wenn im Winter ein Propangasbrenner in Betrieb gesetzt werde, so Kluge, der bedauert, „dass da so viel Unfrieden“ herrscht. Ein Urteil des Landgerichtes liege inzwischen vor, jetzt müsse noch die Berufung vor dem Oberlandesgericht abgewartet werden. Dann kann über die Zukunft der „Schönen Aussicht“ geredet werden. „Wir kriegen fast täglich Anfragen, wie es dort weitergehen soll“, räumt der Bürgermeister von Bad Schmiedeberg, Stefan Dammhayn (CDU) ein. Die Stadt wolle sich dafür einsetzen, einen neuen Betreiber zu finden. „Was allerdings erst geht, wenn wir den Schlüssel in Händen halten.“ Denn das Gewerbe sei zwar abgemeldet, die Pacht aber nicht gekündigt.
Dass die „Aussicht“ zu sei, sei bedauerlich: „Immerhin gehört sie zu den Heidemagneten.“ Dammhayn erinnert überdies daran, dass dort „einige 100 000 Euro reingesteckt wurden“ - in Toilettenanlagen, Abrissarbeiten, die Sanierung des Turms. Bis der wieder aufmachen kann, dürfte es noch einige Zeit dauern. Ein Konzept zur Erledigung der Anforderungen liegt vor. Kostenpunkt: 180 000 Euro. (mz)