Drinks & Food GmbH in Zahna Drinks & Food GmbH in Zahna: Ende kommt nicht aus heiterem Himmel

Zahna - „Vom Himmel gefallen“, sagt Michael Bouchette, „ist die Entscheidung nicht.“ Der Geschäftsführer der Drinks & Food Vertriebs GmbH begründet im Gespräch mit der MZ den Beschluss, die Produktion von Spirituosen am traditionsreichen Standort Zahna einzustellen. In der vergangenen Woche hatte die Ankündigung der Stilllegung für Erschütterung in Stadt und Betrieb gesorgt, mit so einem gravierenden Einschnitt gerechnet hatte offenbar kaum jemand.
Mit dem Betriebsrat wird jetzt laut dem Geschäftsführer von Drinks & Food, Michael Bouchette, über einen Sozialplan verhandelt, viele der Mitarbeiter, deren Jobs durch die geplante Stilllegung der Produktion wegfallen, seien lange im Unternehmen. Abfindungen seien ein Thema bei den Verhandlungen, die dürften allerdings nicht „üppig ausfallen“, sagt Bouchette: „Das lässt die Situation des Unternehmens nicht zu.“
Die Stilllegung der Produktion am Standort Zahna soll am 28. Februar erfolgen. Es werden keine neuen Produktionsverträge mehr angenommen, bestehende allerdings erfüllt - und spätestens ab Ende September an externe Dienstleister oder Schwesterbetriebe vergeben. Die Zahnaer Firma gehört seit 2006 zu der niederländischen Unternehmensgruppe Koninklijke Distilleerderij M. Dirkzwager B.V. (mac)
Bouchette nennt als Grund „ungenügende Geschäftsergebnisse“ und „hohen Marktdruck“. Die vergangenen beiden Jahre seien nicht gut gelaufen, so der Chef des größten Arbeitgebers von Zahna. „Wir haben Verluste geschrieben.“ Und er sehe keinen Ansatz, dass sich dies so schnell ändere. Bouchette spricht einerseits von wachsendem Kostendruck - zum Beispiel wegen steigender Anforderungen in Sachen Lebensmittelsicherheit.
Schwieriger heimischer Markt
Auf der anderen Seite seien höhere Preise kaum durchsetzbar, was mit einem vielfältigen Angebot am Markt zusammenhängt und damit, dass der Konsum von Hochprozentigem seit Jahren sinkt. In der DDR, so der Geschäftsführer, seien noch rund 16 Liter Spirituosen pro Kopf und Jahr getrunken worden, heute liegt der Wert bei 5,3 Litern.
Zwar sei es gelungen, den Export deutlich zu steigern, von rund zehn (2006) auf nun etwa 30 Prozent, das reiche aber nicht aus, um aufzufangen, was am heimischen Markt an Konsum wegbricht. „Der sinkt permanent und wenn wir weiter entfernt agieren, entstehen Kostennachteile durch die Logistik.“
Versuche, das Angebot zu erweitern - durch neue Kreationen oder den Handel mit Wein - seien nicht so erfolgreich gewesen wie erhofft. „Das hat nur bedingt funktioniert“, so Bouchette, der von einer „gemeinsamen Entscheidung zwischen den Gesellschaftern aus den Niederlanden und der deutschen Geschäftsführung“ spricht. Jetzt gelte es indes, nach vorne zu sehen: „Unsere Intention war, so viel wie möglich zu erhalten. Wir bleiben der Region verbunden.“ Wie berichtet, sollen Logistik, Vertrieb und Marketing weiter bestehen. Bouchette nennt eine Zahl von etwa 70 Arbeitsplätzen, die am Standort Zahna bleiben.
„Fläminger Jagd Bitter“
Ein Signal, dass es weitergeht, ist nicht zuletzt die Präsenz des Unternehmens auf der „Grünen Woche“ in Berlin: „Wir werden die Messe nutzen, um unsere Marken zu stärken und die Zukunft zu sichern“, erklärt Marketing-Frau Stella Bouchette. Dort werden zugleich Neuheiten vorgestellt, etwa „Fläminger Jagd Bitter“ oder „Foxy Cola“, eine Mischung aus Cola und dem beliebten Kräuterlikör. Denn die eingeführten und gut laufenden Produkte wie „Fläminger Jagd“, Zinnaer Klosterbruder, Asmussen Rum oder Dworek Vodka verschwinden ja nicht. Sie werden lediglich anderswo hergestellt.
Ein Teil nach den Worten von Bouchette im holländischen Schwesterbetrieb in Tilburg, ein anderer Teil werde fremd vergeben. An Interessenten habe es keinen Mangel, so der Drinks & Food-Geschäftsführer. Ob in Zahna jemals wieder Spirituosen in nennenswerter Größenordnung produziert werden? „Das hat der Betriebsrat auch gefragt. Ausschließen will ich das nicht. Absehbar ist das aber nicht.“ Die Anlagen jedenfalls werden nach Auslaufen der Produktion „verwertet“.