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Dienstältester Apotheker Dienstältester Apotheker: Heinrich Menz hat jetzt Zeit für den Garten

Von Karina Blüthgen 05.12.2017, 10:05
Apotheker Heinrich Menz mit seinem Nachfolger, Oliver Bunde
Apotheker Heinrich Menz mit seinem Nachfolger, Oliver Bunde Thomas Klitzsch

Wittenberg - Dass es den Mitarbeitern der Johann-Friedrich-Böttger-Apotheke tatsächlich gelingen würde, ihren Chef zu überraschen, haben sie wohl selbst nicht geglaubt. Doch so verblüfft wie an diesem Sonnabend haben sie Heinrich Menz wohl selten gesehen. Er habe zwar etwas geahnt, „aber nicht in der Größenordnung“, sagt der 78-Jährige, der am Vormittag statt eines normalen Dienstes eine kaum enden wollende Reihe von Glückwunsch- und Dankesworten erlebt.

Ehemalige und derzeitige Kollegen und Mitarbeiter sind gekommen und freuen sich mit ihm über den selbst gewählten Ruhestand, den er ab Januar genießen darf. „Bei mir überwiegt das Traurige, ich habe mich immer sehr wohlgefühlt“, schildert der scheidende Apothekenleiter, was in ihm vorgeht.

„Aber da ist auch die Freude, nun Zeit mit der Familie zu haben. Man muss es an sich rankommen lassen.“ Der Gedanke ans Aufhören sei ihm in den vielen Jahren nie gekommen. Solange die Gesundheit mitspielte, blieb kein Platz dafür, einen Nachfolger zu suchen.

1964 hat Heinrich Menz sein Staatsexamen gemacht, die Approbation erhielt er 1965. Im Herbst 1969 fing er in der Böttger-Apotheke in der Lutherstraße an, deren Leiter er 1976 wurde. Ab 1977 war er Kreisapotheker, belieferte nicht nur die Einrichtungen der Region, sondern bildete auch Apotheker aus. Herzlich begrüßt er an diesem Sonnabend Frieder Jage aus Kemberg.

Nicht nur, dass der Kollege seit 20 Jahren an denselben Wochenenden mit ihm den Notdienst übernimmt, Menz hat seinerzeit von Jages Mutter die Apotheke übernommen.

Am meisten freut sich Ehefrau Erika, dass ihr Mann nun ans Aufhören denkt. Was sie planen? „Wir wollen reisen, wir haben ein Wohnmobil. Und dann haben wir auch einen riesigen Garten“, erzählt sie. „Wir sehen uns zu Hause derzeit alte Dias an, als die Kinder noch klein waren.“

Verheiratet sind beide seit 56 Jahren, und kennengelernt haben sie sich, wie könnte es anders sein, in einer Apotheke. Ob es ab Januar wirklich ein Ruhestand wird? Erika Menz ist ein bisschen skeptisch. „So richtig können wir es uns noch nicht vorstellen. Eins ist sicher: Mein Mann braucht ein Hobby.“

Einen Nachfolger hat Heinrich Menz auch schon. Oliver Bunde, der hier sein „Kandidatenjahr“ absolviert und sich später in Torgau selbstständig gemacht hat, wird ab Januar 2018 neuer Chef. Der gebürtige Wittenberger ist Jahrgang 1965 und wohnt seit Jahren in Belgern, wo er selbst 18 Jahre eine Apotheke besaß und zwischenzeitlich anderweitig tätig war.

Für ihn, sagt er, sei es ein Traum, nach Wittenberg zurückzukommen. „Seit zwei Jahren bin ich auf der Suche. Die Kunden und die Beratung fehlen mir.“ Als er von Menz den Anruf bekam, sei er sofort hergefahren. „Das ist alles viel Aufwand, aber ich freue mich riesig“, betont er.

Bevor Schluss ist, macht Heinrich Menz jedoch, was er am liebsten tut: Er gönnt den Mitarbeitern schöne Feiertage und übernimmt in der Nacht zu Heiligabend und am zweiten Feiertag den Notdienst. So ist er eben. (mz)