Die Weihnachtsmacher in Wittenberg Die Weihnachtsmacher in Wittenberg: Schwibbögen hoch im Kurs bei Topanka-Freihubes

Wittenberg - Bertram Freihube kommt mit einem Schwibbogen zur Tür hinein, ein neuer Entwurf, diesmal der Cranach-Hof. „Es ist unser viertes Wittenberg-Motiv“, bemerkt der freischaffende Produkt-Designer und zeigt den Aufbau des Modells, das aus 13 Schichten Sperrholz besteht, drei Meter Lichtschlauch sind außerdem verarbeitet. Der Schlauch lässt zum Beispiel Fenster leuchten.
Sperrholz nachgeordert
Die raffinierten Schwibbögen gehören derzeit zu den Rennern im Wittenberger Kunstkonsum, den das Künstlerpaar Bertram Freihube und Silvia Topanka-Freihube betreibt. Sperrholz, berichten beide, musste schon mehrfach nachgeordert werden.
Wie so ziemlich alles in ihrem Lädchen, so handelt es sich auch bei den Schwibbögen um Handarbeit. Und mit der kommt Bertram Freihube derzeit kaum hinterher. Er nennt die beliebten hölzernen Bögen, die er seit fünf Jahren entwirft und herstellt, „eine leuchtende Erfolgsgeschichte“.
Für freischaffende Künstler sind die Zeiten schwierig. Märkte, bei denen sie ihre Werke anbieten können, sind abgesagt, etwa der „Markt der schönen Dinge“, der eigentlich am ersten Adventswochenende in Wittenberg hätte stattfinden sollen. „Wir waren zunächst sehr geknickt, das ist schon eine große Nummer für uns“, räumen die beiden, die ihn bekanntlich auch organisieren, ein.
Sie selber sind trotzdem relativ glimpflich durch die Corona-Krise gekommen. „Das Frühjahr war bitter“, sagt Silvia Topanka-Freihube.
Umzug hat sich gelohnt
Jetzt aber sind sie außerordentlich froh darüber, das Wagnis eingegangen zu sein, ein Geschäft mitten in der Wittenberger Altstadt zu eröffnen. „Bedauert haben wir das nie“, erklärt Silvia Topanka-Freihube, die bereits 2006 mit dem Kunstkonsum begonnen hatte, als eines mehrerer Standbeine, damals noch nicht im Zentrum, sondern in Trajuhn.
2014 sind sie in die Collegienstraße gezogen, im Zusammenhang mit der Luther-Dekade: „Das hat sich gelohnt.“ Jetzt kommt nicht nur Stamm- sondern auch Laufkundschaft, besonders, wenn sie denn dürfen, Touristen in den Laden. Geführt wird er auf Stundenbasis von Rentnerinnen, die Kalligraphiekurse bei Silvia Topanka-Freihube besucht haben: „Sie wissen, worum es geht.“
Handarbeit und die Unikate, die im Ladenatelier im Angebot sind, werden offenbar zunehmend wertgeschätzt und finden ihr Publikum. „Die Leute wollen das Besondere, das Individuelle“, weiß das Künstler-Paar.
Manchmal bekommt es eine Whatsapp-Nachricht mit dem Bild des Schaufensters und der Bitte, doch eines der gezeigten Produkte zuzusenden. Was prompt geschieht - auch nach Österreich oder in die Schweiz gehen Päckchen auf die Reise. Begehrt sind neben den Schwibbögen etwa die Scherenschnitte, mit denen Kalender oder Grußkarten gestaltet sind.
Auch die Werbung im Netz, die das Wittenberger Kunstkonsum-Team in diesem Krisenjahr ausgeweitet hat, sorgt für Aufmerksamkeit und die eine oder andere Bestellung. Auf jeden Fall hat das Geschäft in der Altstadt dazu beigetragen, dass die Familie trotz Corona ein Auskommen hat.
Sie profitiert nun auch davon, gerade in der Vorweihnachtszeit, dass nicht wenige Menschen das Bedürfnis haben, sich etwas leisten zu wollen. „Sie dürfen nicht wegfahren, sie verbringen viel Zeit zu Hause. Sie möchten etwas Schönes erwerben.“
Ruhe ist auch ein Geschenk
Und so ganz unglücklich, das räumt das Künstler-Paar ein, war es nicht darüber, dass der „Markt der schönen Dinge“ einmal nicht stattfinden konnte. Es ging ruhiger zu im Hause Topanka-Freihube. „Wir waren mal am ersten Advent zu Hause, bei unseren Kindern. Das ist auch ein Geschenk. Im nächsten Jahr sind wir dafür um so motivierter.“ (mz)