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Deutsche Cocktail-Meisterschaft Deutsche Cocktail-Meisterschaft: Wittenberger jubelt über Titelgewinn

Von Klaus Adam 17.09.2016, 04:00
Martin Kramer dort, wo er sich (beruflich) am wohlsten fühlt, in seiner „Charles Bar“ am Wittenberger Markt.
Martin Kramer dort, wo er sich (beruflich) am wohlsten fühlt, in seiner „Charles Bar“ am Wittenberger Markt. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Er hat gejubelt wie ein Hollywoodstar. „Aber ich musste keine tränenreiche Dankesrede halten“, sagt er mit Augenzwinkern. Zu Recht kann er stolz sein, denn Martin Kramer, der junge Betreiber von „Charles Bar“ am Wittenberger Markt, hat einen Rekord aufgestellt.

Er ist diese Woche zum zweiten Mal in Folge Deutscher Cocktail-Meister geworden. Es gibt einige, sagt er, die schon zweimal diesen Titel errungen haben. Aber gleich hintereinander ist das bislang noch niemandem gelungen - außer ihm. Das war auch der Grund, warum seine Bar am Mittwoch geschlossen blieb.

Da war der frisch gekürte Deutsche Cocktail-Meister noch unterwegs nach Hause. Der Ausscheid von Deutschlands besten Barkeepern fand dieses Mal in Bad Reichenhall, der Kreisstadt im Berchtesgadener Land in Bayern statt. Und zwar im Wyndham Grand Axelmannstein Hotel. Also nicht gerade um die Ecke.

Als Vorjahressieger war der 30-Jährige in diesem Jahr automatisch gesetzt. Dennoch startete er zuvor auch auf der Ostdeutschen Cocktail-Meisterschaft. „Einfach, um herauszufinden, was mein Drink so kann. Ist er gut genug, dann kann man ihn auch bei der Deutschen Meisterschaft mixen. Ist er das nicht, verwirft man die Idee halt.“ Da er bei diesem Vergleich „nur“ den zweiten Platz belegte, „habe ich noch ein paar Änderungen am Drink vorgenommen. Und das hat dann geklappt“.

„Whisper of the forest“ (Hauch des Waldes) ist der malerische Name der (natürlich) alkoholischen Köstlichkeit, mit der Martin Kramer die Jury beeindruckte. „Zwölf Jahre gelagerter Jamaika-Rum, Aprikosenlikör, ein halber Centiliter Bananenlikör, Zitronensaft, Ahornsirup, Walnut-Bitter“ sind die Bestandteile des besten deutschen Cocktails 2016.

Denn mit dem Barkeeper ist freilich auch das von ihm kreierte Getränk bewertet worden. Was an geschmacklichen Bestandteilen Eingang findet, das entspringt auf alle Fälle der Erfahrung des Barkeepers, aber darauf aufbauend hat er auch experimentiert und probiert.

Nicht selten braucht es zwei, drei Monate, bis ein neuer Drink „ausgereift“ ist. Wobei Kramer einräumt, „soviel probiert, wie im Jahr zuvor, als ich das erste Mal teilnahm, hatte ich dieses Mal nicht“.

Schließlich ist er nicht nur Wettkämpfer, sondern auch Inhaber von „Charles Bar“. Und damit täglich seinen Gästen verpflichtet. Für den Wettbewerb hatte er sich das Thema „Herbst“ selbst gestellt. Saisonale Einflüsse sind durchaus wichtig beim Kreieren eines Cocktails, erst recht, wenn er sich damit solch einer Meisterschaft stellt.

Als Garnitur etwa kommt ein Tannenzapfen drauf, der angebrannt wird. „Dadurch steigt die Holznote auf und war eine weitere Inspiration. Der Drink passt eigentlich zu jeder Jahreszeit, außer zum Sommer.“

Freilich bestand der Ausscheid nicht allein aus dem Mixen des einen Drinks. Nach einer Reihe Workshops am Vortag der eigentlichen Meisterschaft hatte sich der Wittenberger einer Reihe „Challenges“ (Herausforderungen) zu stellen: Quasi aus der Hand, ohne Messbecher die richtige Menge einschänken, „Speed-Mixing“, innerhalb von zweieinhalb Minuten sechs Drinks zu mixen, ein Wissenstest mit 20 Fragen um den Baralltag und ein Sensoriktest sind unter anderem Bestandteile der Meisterschaft.

Martin Kramer ist die Begeisterung, die Woge quasi, auf der er mit seinem Erfolg im Gepäck nach Hause zurückkehrte, nach wie vor anzumerken. Doch auch die Art, wie er über seinen Beruf berichtet, das Verständnis, in solch einer doch eher kleinen Stadt wie Wittenberg eine Bar mit einem solchen Qualitätsniveau zu unterhalten, zeigt, wie sehr er für seinen Beruf brennt. Der heute sein Traumberuf ist, den er dennoch über einige Umwege erlangte.

Ein Credo ist ihm dabei wichtig. Die klassischen Cocktails, die jeder kennt, stehen nicht auf seiner Karte. Kramer möchte seinen Gästen neue Genüsse bieten, die ihnen vielleicht auch ein bisschen Abenteuer beim Trinken bringen. Er hat ein gutes Bild dafür: „Wenn jemand in ein Sternerestaurant geht, erwartet er auch etwas Besonderes.“ (mz)