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Coswig angelt sich einen Weltkonzern

Von Dirk Skrzypczak 04.12.2007, 18:23

Coswig/MZ. - Einerseits will die Gesellschaft künftig von Coswig aus Befestigungselemente für Bahnschienen anfertigen. Mit Inbetriebnahme des Standortes wechselt zudem der Industrieweichenbau von Dessau-Roßlau an den "Wasserturm". Die Investitionskosten betragen rund neun Millionen Euro. 40 Arbeitsplätze entstehen, 30 von ihnen neu.

Mit ThyssenKrupp hat sich Coswig einen so genannten "Global Player" an Land gezogen. Der Konzern beschäftigt weltweit fast 190 000 Angestellte in 679 Einzelunternehmen und fuhr im Geschäftsjahr 2005 / 06 rund 47,125 Milliarden Euro Umsatz ein. Daran war die GfT Gleistechnik mit 200 Mitarbeitern und 300 Millionen Euro beteiligt. "Wir haben uns aufgrund der strategisch günstigen Lage für Coswig entschieden", erklärte Unternehmenssprecher Stefan Ettwig gegenüber der MZ. "Das Industriegebiet grenzt direkt an die Autobahn. Auch ein Gleisanschluss ist vorhanden." Außerdem habe ThyssenKrupp in Sachsen-Anhalt - die GfT ließ in Königsborn bei Magdeburg bereits ein Langschienenwerk (für 120 bis 180 Meter lange Gleise) bauen - "gute Erfahrungen mit den Behörden gesammelt".

Die Genehmigungsverfahren seien für einen Investor "sehr attraktiv". Das Lob geht Bürgermeisterin Doris Berlin (parteilos) zwar runter wie Öl, die Rolle der Verwaltung will sie aber nicht überbewertet wissen. "Es müsste überall selbstverständlich sein, dass sich Kommunen der Interessenten aus der Wirtschaft annehmen und ihnen den Weg für Neuansiedlungen ebnen. Dafür sind wir ja da."

Die GfT Gleistechnik sieht sich selbst als Dienstleister in der Bahnbranche. "Wir bauen keine Züge. Aber wir helfen unseren Kunden, darunter auch der Deutschen Bahn, dass ihre Gleisnetze und die Infrastruktur auf dem neuesten Stand bleiben", so Ettwig. Dafür kaufe man bei Zulieferern das Rohmaterial ein und verarbeite es weiter. Zum Unternehmensprofil gehöre auch das "Aufmöbeln" alter Gleise, um Ressourcen zu schonen.

In Coswig wolle man beispielsweise Spannklemmen produzieren, mit denen die Schiene auf den Schwellen fixiert werde. Dass der Industrieweichenbau von Dessau-Roßlau an den neuen Standort umzieht, hat hingegen mit den angemieteten Räumlichkeiten auf der Schiffswerft zu tun. "Wir sind dort an unsere Kapazitätsgrenzen gestoßen", erläuterte Ettwig.

Zehn Angestellte werden mit dem Industrieweichenbau zwölf Kilometer elbaufwärts wandern. Der Pressesprecher will sich nicht festlegen, wann die Arbeit am neuen Domizil beginnen kann. "Wenn es nach uns geht, so schnell wie möglich." An der Wittenberger Firma "Industriebau 24" als Auftragnehmer für das Bauvorhaben solle es nicht liegen, versichert Geschäftsführer Mike Möbius. "Im Mai, spätestens aber im Juni wollen wir fertig sein. Das liegt natürlich auch am Winter."