Circus Probst in Wittenberg Circus Probst in Wittenberg: Kuschel-Tiger und "Fantastico"

Wittenberg - Was die Zirkusleute vollbringen, ist eine logistische Meisterleistung, zumal es sich um ein großes Unternehmen handelt - mit riesigen Zelten, zahlreichen Tieren, einer Menge Wagen und Fahrzeuge. Am Montag hat Circus Probst noch eine Nachmittagsvorstellung in Dessau gegeben, es folgten Abbau und Transport, Dienstag waren die Gehege für die Tiere am Volkspark in Piesteritz längst errichtet: Stallzelte, Außenbereich, Schwimmbecken für die Tiger.
„Die spielen gerne im Wasser“, bemerkt Produktionsleiter Mathijs te Kiefte und fügt hinzu: „An erster Stelle stehen bei uns die Tiere, erst danach folgt das andere.“ Der Satz kommt nicht von ungefähr. Zirkussen, die Wildtiere präsentieren, weht heftiger Wind ins Gesicht - Tierschützer fordern ein Verbot und haben in manchen Ländern Erfolg. Kiefte weiß das, er ist nach sechs Jahren beim Holländischen Nationalzirkus zu Probst gewechselt, weil es den Zirkus nach dem Wildtier-Verbot in Holland nicht mehr gibt.
„Das Publikum will die Tiere sehen.“ Er holt einen dicken Ordner aus dem Schrank, in dem penibel etwa sämtliche Kontrollen von Amtstierärzten dokumentiert sind: Die bescheinigen gute Haltungsbedingungen, genug Futter sowie einen Ernährungs- und Pflegezustand, an dem nichts auszusetzen sei.
Circus Probst wartet mit einem zweieinhalbstündigen Programm auf - mit „Tempo, Spannung und Sensationen“, verspricht die Ankündigung. Die erste Vorstellung wird am heutigen Donnerstag ab 17 Uhr gegeben - das ist gleichzeitig der Familientag mit reduziertem Eintritt. Weitere Vorstellungen: Freitag und Samstag 16 und 19.30 Uhr, Sonntag 11 und 16 Uhr.
Tickets gibt es an Spieltagen von 10 bis 13 Uhr vor Ort, online unter circus-probst.de, Hotline: 0175/7978449.
„Wir werden öfter kontrolliert als jeder Schweinezüchter“, sagt auch Tom Dieck Junior, Raubtierlehrer in dritter Generation. Von Dompteuren mag er nicht reden, das komme von Bändigen, von Peitsche: „Die Zeiten sind vorbei. Wir wissen heute viel mehr und arbeiten mit den Tieren zusammen.“ So sehr, dass der 35-Jährige auch gerne mal mit seinen Tieren kuschelt. „Ein Wow-Effekt“, sagt der selbstständige Raubtier-Lehrer, der für ein Jahr bei Probst unter Vertrag steht, ansonsten aber alles mitbringt: Wagen, Gehege, Fahrzeuge, Tiefkühlzelle für das Fleisch - rund 350 Kilo brauchen seine Tiere pro Woche.
Vier Tiger sind das, zwei weiße Löwen, zwei Liger (eine Kreuzung aus Tiger und Löwe). Dieck Junior kann sich ein anderes Leben kaum vorstellen: „Mit elf Jahren habe ich angefangen, meinem Vater bei der Tierpflege zu helfen.“ Angst, sagt er, habe er nie, das verrate Unsicherheit, Respekt schon: „Es sind und bleiben Raubtiere, man darf das nie vergessen.“
Der große Circus Probst mit rund 50 Mitarbeitern aus zwölf verschiedenen Ländern und rund 60 Tieren, der auf eine 150-jährige Tradition zurückblicken kann, gastiert bis Sonntag in Wittenberg. Er ist nicht das erste Mal hier, das Programm, das präsentiert wird, ist aber neu. Es nennt sich „Fantastico“ und ist auch eine Hommage an den klassischen Zirkus, den es seit 250 Jahren gibt - mit Ausblick Richtung Moderne. Die Vorstellung beginnt mit Pferde-Dressur und endet mit Luft-Akrobatik.
(mz)