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Bildung Chronischer Lehrermangel in Oranienbaumer Grundschule - Welche schnellen Lösungen jetzt helfen sollen

Elternrat setzt Bildungsministerium über akute Unterversorgung mit Lehrkräften in Kenntnis. Welche schnellen Lösungen helfen sollen.

Von Andreas Behling 19.11.2021, 09:33
Kann ein Bildschirm die Lehrerin ersetzen?  An der Grundschule „Henriette-Catharina von Oranien“ soll so personelle Abhilfe geschaffen werden.
Kann ein Bildschirm die Lehrerin ersetzen? An der Grundschule „Henriette-Catharina von Oranien“ soll so personelle Abhilfe geschaffen werden. Foto: Thomas Klitzsch

Oranienbaum/MZ - Krankschreibungen und Schwangerschaften haben an der Oranienbaumer Grundschule „Henriette Catharina von Oranien“ zu großen Problemen geführt. Sven Degen, Vorsitzender des Schulelternrates, spricht von einer „Unterversorgung unserer Schule mit Lehrkräften“. Er hat den Oranienbaum-Wörlitzer Bürgermeister Maik Strömer (CDU) und Sachsen-Anhalts neue Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) schriftlich in Kenntnis gesetzt.

Mittlerweile führt Strömer - die Kommune ist der Träger der Bildungseinrichtung, ohne über die personelle Ausstattung bestimmen zu können - nahezu täglich Gespräche mit dem zuständigen Landesschulamt.

Kein einfaches Unterfangen

Ziel ist, in irgendeiner Form die Situation zu entspannen. Das sei bei jetziger Pandemie-Lage kein einfaches Unterfangen. „Wir können kein Rezept von Oma nehmen und uns fertige Lehrer backen“, weiß Sven Degen, der gegen niemanden die Keule schwingen wolle. Aber: „Wir sind schon ganz schön gebeutelt.“

Die Klage über den chronischen Lehrermangel und der Verweis darauf, dass ein Großteil der offenen Stellen permanent unbesetzt bleibt, helfe vor Ort trotzdem kaum weiter, findet der Rehsener. In allererster Linie müsse es somit darum gehen, „die aktuelle Situation an unserer Schule auf ein wieder akzeptables Maß zu bringen und diese zu stabilisieren“. Man sei bestrebt, „vor allem durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Ämtern, Schule und Eltern“ eine optimale Lösung für die Kinder zu erreichen. Das Angebot pensionierter Pädagogen, zumindest stundenweise auszuhelfen und so zu einer kleinen Entlastung beizutragen, hat in einem Fall bereits gefruchtet.

Strömer berichtet, dass die Mutter eines Mitarbeiters seiner Verwaltung eingesprungen ist. Zudem sei dafür Sorge getragen worden, ein Kontingent an 30 Hybridgeräten für die Schüler und Laptops für die Lehrer zur Verfügung zu stellen, damit gegebenenfalls ein Online-Unterricht von zu Hause erteilt werden kann, während die Schüler in der Schule sitzen. Das betrifft die beiden schwangeren Kolleginnen. „Die technischen Parameter sind auch in Form von Lautsprechern und Kameras vorhanden“, betont der Bürgermeister.

Zusätzlich gebe es Pläne, den Schulbetrieb mit mehreren Hort-Mitarbeiter zu gewährleisten. Diese sind bei der Stadt angestellt. „Doch die Frage der Finanzierung ist da für mich zunächst zweitrangig“, teilt das Stadtoberhaupt mit. „Wichtig ist nur das Okay vom Landesschulamt.“ Man sei als Kommune in der Lage, sowohl die Personen als auch die Zeiträume des Aushelfens konkret zu benennen. Deswegen halte er es für unnötig, Ausschreibungen zu veranlassen und zu Bewerbungen aufzufordern. Es gehe um eine überschaubare Spanne.

„Es muss möglich sein, zu einer vernünftigen Verrechnung des Personals zu kommen“, sagt die Oranienbaumer CDU-Landtagsabgeordnete Karin Tschernich-Weiske. Sie ist bemüht, in Magdeburg - „Staatssekretär und Ministerin kennen das Problem.“ - ein paar Hebel zu betätigen. Die Politik sei jedoch manchmal ein „sehr schwerfälliger Tanker“. Das stehe in Diskrepanz zur Position der Eltern. „Die erwarten jeden Tag schnelle Hilfe.“ Gleichwohl hält sie „die IT-Geschichte“ für einen schönen Ansatz.

Pensionierte Lehrkräfte

Schulelternratschef Sven Degen drückt das etwas anders aus: Würde man ausschließlich auf grundsätzliche Änderungen der Politik setzen, müsste man, bis sie herbeigeführt sind, einen langen Zeitraum einkalkulieren. „Dann wären die Kinder, die jetzt in der Grundschule sitzen, fertig mit dem Studium.“

Für die Gegenwart setzt Bürgermeister Strömer auf die Hilfsbereitschaft weiterer pensionierter Lehrkräfte. Sie sollten sich bei vorhandenem Interesse direkt an die Schule wenden.

Anschrift der Bildungseinrichtung: Henriette-Catharina-von-Oranien-Schule; Schlossstraße 8; 06785 Oranienbaum-Wörlitz; E-Mail: [email protected]; Telefon: 034904/20262