Gustaf und Silvia in Wittenberg Carl XVI. Gustaf und Silvia von Schweden in Wittenberg: Lehrerin bringt kurz das Protokoll durcheinander
Wittenberg - Es gibt Situationen, da hat das strenge schwedische Hofprotokoll keine Antwort parat. Als Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) dem königlichen Besuch erklärt, dass da eine Lehrerin steht, die Schwedisch spricht, treten die Majestäten Carl XVI. Gustaf und Silvia spontan näher und begrüßen Stefanie Kirbach mit Handschlag. Der Rundgang in der Wittenberger Stadtkirche wird einige Minuten später beginnen.
Angeregt unterhält man sich einige Minuten, die Stefanie Kirbach wie eine Ewigkeit vorkommen. Das Gespräch in seiner Muttersprache nimmt der König offenbar sehr wohlwollend auf. „Der König hat gestaunt, dass ich Schwedisch spreche, die Kinder jedoch nicht“, erzählt die Fremdsprachenlehrerin am Luther-Melanchthon-Gymnasium. Zumal es eine Partnerschule in Südschweden gibt.
Kinder wünschen sich Schwedisch als zweite Fremdsprache
Schwedisch als zweite Fremdsprache, das wünschen sich nach ihrem Auftritt als Begrüßungskinder auch die 21 Schüler, die am Sonnabend in Wittenberg Spalier standen. „Wir haben Guten Tag gesagt, und der König hat uns angelächelt. Ich war so aufgeregt“, beschreibt Anna Carolina Schmidt aus Klitzschena die kurzen Momente der Begegnung.
Zu Fuß sind die königlichen Besucher, empfangen von Ministerpräsident Haseloff und Gattin Gabriele sowie Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) und Gattin Anke, in der Stadt unterwegs, fast überall von einigen Hundert Schaulustigen begleitet.
Majestäten Carl Gustaf und Silvia aus Schweden im Luthergarten Wittenberg
Nach dem Besuch der Schlosskirche geht es in den Luthergarten zur symbolischen Baumpflanzung. Mit Spaten und Gießkanne legt Carl Gustaf selbst Hand an, auf dem Weg zum Trompetenbaum wird die Blumenesche angesehen, für die die dänische Königin Margrethe II. die Patenschaft übernommen hat.
Nach einem kurzen Imbiss im Cranachhof steht das Paar andächtig vor dem Lutherdenkmal auf dem Markt, dann wartet die Stadtkirche auf die royalen Gäste. Zwei Stunden sind nicht viel Zeit für Wittenberg. In die Kirchen und den Cranachhof mit hinein darf nur ein kleiner ausgewählter Personenkreis.
„Das schwedische Königspaar hat sich sehr intensiv das neue Antependium in der Schlosskirche angesehen“, verrät Torsten Zugehör. „So wie auch die neue Tür zum Besucherzentrum.“ Der darauf zu sehende Lebensbaum sei eine gute Überleitung in den Luthergarten gewesen. In der Stadtkirche seien die Gäste sehr auf den Altar und die Platte zur Erinnerung an Gustav II. Adolf fokussiert gewesen. Der berühmte Vorfahr hatte im Dreißigjährigen Krieg zugunsten der Protestanten eingegriffen. Nach seinem Tod in der Schlacht bei Lützen 1632 war sein Leichnam in die Heimat überführt und auch in der Wittenberger Stadtkirche kurz aufgebahrt worden.
Carl Gustaf und Silvia von Schweden in Stadtkirche Wittenberg
„Das war ein unglaublicher Moment, mit dem Königspaar dort zu stehen“, sagt auch Pfarrer Johannes Block.
Die Veränderung in der Stadt seit dem letzten Besuch des Paares 1993 verdeutlicht nichts so sehr wie der Cranachhof. Fast andächtig, so Zugehör, hätten König und Königin vor dem Bild der verfallenen Gebäude 1989 gestanden. Auf dem Weg in den Hof schallt es aus dem Obergeschoss hell und klar: „Hallo Königin“. Ein Mädchen am offenen Fenster veranlasst die Gäste zum Stehenbleiben und winken. Protokoll hin oder her. (mz)