Königlicher Besuch Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia zu Staatsbesuch auch in Wittenberg

Wittenberg - Zur Mittagszeit öffnete sich die Waldschänken-Tür und Königin Silvia und König Carl Gustaf von Schweden nebst zwei Begleitern traten ein. Die Königin aß Zwiebelsuppe und trank Kräutertee. Der König trank ein Hasseröder und beide bestellten Rinderrouladen. Soso. Im Oktober 2002 war das, als die Royals offenbar völlig überraschend im Dessauer Tierpark auftauchten. Wie die MZ ehedem berichtete, sind die Regenten einen Tag als Privatpersonen unterwegs gewesen. Von einer gänzlich unspektakulären Stippvisite war später die Rede, dass man inkognito reiste, hieß es an anderer Stelle.
Nicht inkognito sondern im Rahmen eines offiziellen Staatsbesuchs macht das schwedische Königspaar am Samstag Station in Wittenberg. Die Einkehr in einem Restaurant weist das Protokoll nicht aus, dafür aber ein straffes Programm, das um 9.30 Uhr an und in der Schlosskirche beginnt, eine symbolische Baumpflanzung im Luthergarten vorsieht, gefolgt von einem Stadtrundgang zu ausgewählten touristischen Hotspots sowie einer Besichtigung von Martin Luthers einstiger Predigtkirche. Bereits um 11.30 Uhr werden die Gäste, die am Mittwoch in Deutschland eingetroffen sind, schon wieder zur Weiterreise nach Leipzig verabschiedet.
Königin Margrethe von Dänemark erst Sonntag zu Besuch in Wittenberg
Mit Königin Silvia und König Carl XVI. Gustaf werden innerhalb weniger Tage also erneut Monarchen die Lutherstadt besuchen. Erst am Sonntag nahm Dänenkönigin Margrethe II. an der Wiedereröffnung der sanierten Schlosskirche teil, auch Bundespräsident Joachim Gauck war vor Ort. Die Sicherheitsvorkehrungen waren enorm und nicht zuletzt für das Land Sachsen-Anhalt eine Herausforderung.
Von einer „hochkomplexen Angelegenheit“ spricht gegenüber der MZ Ministerpräsident Reiner Haseloff, entsprechende Festlegungen etwa mit dem Dänischen Hof, dem Bundespräsidialamt und der Evangelischen Kirche in Deutschland „mussten gut miteinander verzahnt werden“. Jetzt liege die Verantwortung beim Land, Details nennt Haseloff keine, nur so viel: „Im Vordergrund steht die Sicherheit des Staatsbesuchs.“
Ministerpräsident Haseloff will König Gustav und Königin Silvia durch die Wittenberger Innenstadt begleiten
Der Christdemokrat wird das schwedische Königspaar nicht nur begrüßen, sondern auch durch die City führen. Angesichts seiner bisherigen Erfahrungen mit gekrönten Häuptern, er war auch dabei, als 2012 die damalige niederländische Königin Beatrix in Oranienbaum war, könnte man eine gewisse Routine vermuten. Doch Haseloff sagt: „Jeder Besuch ist etwas Besonderes.“ Und eine Chance, denn derlei Visiten machten schließlich auch andere auf Wittenberg und Sachsen-Anhalt neugierig.
Haseloff spricht zudem davon, dass dieses Interesse auch dem Land zuträglich sei. Und im Hinblick auf das Reformationsjubiläum nehme es ganz klar zu. Man identifiziere sich „mit dem Termin 2017“ und strebe an die authentischen Orte.
Davon abgesehen gibt es „enge Beziehungen zu Schweden“, die u. a. mit Gustav II. Adolf (1594 bis 1632) zu tun haben. Dieser war auf dem Schlachtfeld bei Lützen zu Tode gekommen. Der Leichenzug gen Norden führte auch durch Wittenberg, dort war der Schwedenkönig an einem Tag in der Stadtkirche aufgebahrt worden. Bei ihrem Staatsbesuch in Wittenberg werden König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia auch in der Stadtkirche einkehren.
Und dann? Wird offenbar schon am Besuch der nächsten Royals gefeilt, in Aussicht steht das niederländische Königspaar Willem-Alexander und Maxima. Doch jetzt geht’s erst mal zu den Schweden. (mz)