Busverkehrskonzept Wittenberg Busverkehrskonzept Wittenberg: Verantwortliche stehen Rede und Antwort

Wittenberg - Etwa 50 Bürger aus Wittenberg und Umgebung folgten am Dienstag der Einladung vom „Treffpunkt Mobil in Piesteritz“ zum Meinungsaustausch über das neue Busverkehrskonzept, so dass die Veranstaltung in einen Klassenraum des Cranach-Gymnasiums verlegt wurde. Den Bürgern standen Holger Zubke, Fachdienstleiter der Kreisverwaltung, sowie von der Firma Vetter die Betriebsleiter Hans-Jürgen Wolf und Elke Kraatz Rede und Antwort, unter anderem zu folgenden Problemen:
Warum ist das Anrufbussystem so unflexibel geworden?
Laut Zubke haben die Gerichte aller Instanzen im Rechtsstreit mit Unterlegenen um die Vergabe der Beförderungsleistungen an die Firma Vetter vor sieben Jahren geurteilt, dass das Anrufbussystem kein Linienverkehr im Sinne des Gesetzes ist. „Dem mussten wir gerecht werden. Deshalb fungieren die Anrufbusse jetzt als Zubringer zu den Hauptlinien“, so Zubke.
Eine Vielzahl von Hinweisen wurde in der Veranstaltung vorgebracht. Dank der Moderation durch Götz Meister von der Initiative „Mobil in Piesteritz“ blieb der Austausch von Erfahrungen, Argumenten und Informationen zwischen Busnutzern und Verantwortlichen sachlich.
In vier Monaten will die Initiative Zwischenbilanz ziehen, was aus den Hinweisen geworden ist. Auch die MZ wird noch einige prekäre Probleme wie die Anbindung von Apollensdorf und Mängel in der Barrierefreiheit aufgreifen. 119 Beschwerden hat der Wittenberger Fahrgastbeirat entgegengenommen und die Hauptkritikpunkte in einem Papier zusammengefasst, das Sprecher Maik Müller den Verantwortlichen übergab.
Der Verlust der Heidebahn macht laut Zubke zusätzliche Probleme. Obwohl es eine Hauptlinie ist zwischen Wittenberg und Bad Schmiedeberg, kann vormittags der Stundentakt außerhalb der Ferien nicht gehalten werden, weil nicht genügend Busse zur Verfügung stehen. Freitag wird Zubke deshalb beim Verkehrsausschuss des Landtags angehört.
Verschlechterungen gibt es auch auf den Hauptlinien, vor allem im Stadtverkehr Wittenberg. Kropstädter z. B. müssen am Bahnhof umsteigen, um ins Zentrum zu gelangen, und neu bezahlen.
„Es gibt keinen losgelösten Stadtverkehr mehr“, sagt Zubke. Das Land, das das Geld für den Öffentlichen Personennahverkehr bereitstellt, fordere, keinen Parallelverkehr zuzulassen. Deshalb seien die Wittenberger Stadtlinien Bestandteil der acht Hauptlinien. Die Busse fahren z. B. bis nach Coswig weiter. Wer am Busbahnhof umsteigt, um ins Wittenberger Zentrum zu kommen, muss nicht neu bezahlen, darauf macht Wolf aufmerksam. Die Wittenberger City-Zone (Zone 20) ist Bestandteil der Tarifzone 1. Wer etwa aus Kropstädt kommt, kauft schon das Ticket für zwei Tarifzonen (2,90 Euro). Umgekehrt reicht das City-Ticket (1,30 Euro) aber nicht für die Tarifzone 1.
Die Disponenten in der Anrufbuszentrale sind unfreundlich und haben keine Ortskenntnis.
„Die Kritik an der Umgangsform der Disponenten ist berechtigt. Wir haben ein Qualitätsproblem und werden an der Thematik arbeiten“, räumt Wolf unumwunden ein. Normalerweise gebe es für jeden der drei bedienten Landkreise spezielle Disponenten, an Feiertagen gebe es aber Besetzungsprobleme. Laut Elke Kraatz wird geprüft, ob das Wittenberger Info-Büro der Firma Vetter an die Anrufbus-Disposition angebunden werden kann.
Das Fahrplanheft ist unhandlich. Die Fahrpläne an den Haltestellen hängen zu hoch für kleinere Menschen, geschweige denn Kinder und Rollstuhlfahrer. Ältere können die kleine Schrift nicht lesen.
Mit 350 Seiten im A 4-Format ist das Fahrplanheft „nichts für die Jackentasche“, so Zubke. Das hänge mit der Verpflichtung zusammen, auch die Anrufbuspläne auf den einzelnen Linien mit aufzuführen und an den Haltestellen anzubringen. Laut Wolf sind Umfang und Form der Aushänge vorgeschrieben. Dennoch strebe man diesbezüglich Verbesserungen an.
Das Konzept: Seit 1. Januar gibt es acht Hauptlinien, die im Stundentakt (Mo-Fr, 5 bis 19 Uhr; Sa, 8 bis 16 Uhr) verkehren. Das sind die Linien 300, 301, 302, 303, 304, 306, 307 und 310. Diese sind in das Stadtgebiet Wittenberg integriert. Zweiter Hauptbestandteil des Konzeptes ist der in die Nebenlinien integrierte Schülerverkehr. Diese Linien sind für jeden Fahrgast nutzbar. Als drittes können die Fahrgäste den fahrplangebundenen Anrufbus im gesamten Kreis nutzen.
Die Tarifzonen: Aus den bisher über 100 kleinen Tarifzonen sind jetzt 14 Tarifzonen innerhalb des Landkreises und eine City-Zone (Nr. 20) in Wittenberg entstanden. Zudem gibt es Verbindungen in den Landkreis Anhalt-Bitterfeld (30/31) und in die Stadt Dessau-Roßlau (80).
Die Zeitkarten: Die Abo-Monatskarte ist neu und ersetzt die Wittenberg-Card. Sie kann auch online auf www.mein-bus.net verwaltet werden. Hier gibt es auch die Fahrpläne, auch erhältlich im Info-Büro der Vetter GmbH, Am Busbahnhof Wittenberg, Tel. 03491/48 07 90.
Der Anrufbus: Die Fahrten vom Anrufbus findet man im Aushang an der Haltestelle, im Fahrplanbuch und online. Der Anrufbus muss mindestens eine Stunde vor Fahrtbeginn laut Fahrplan telefonisch, online oder per Fax bestellt werden. Er fährt täglich von 5 bis 23 Uhr jeweils zu den Schnittstellen der Hauptlinien und Bahnhöfe.
Tel. 08000/36 69 10
Fax. 01805/36 69 11
Web: www.anrufbus.net
E-Mail: [email protected]
Storno: 03494/3 84 21 00
Von der Grundschule Trebitz fahren nachmittags drei Busse auf verschiedenen Routen nach Pretzsch. Aus der elektronischen Beschriftung ist nicht ersichtlich, welche Haltestellen angefahren werden. So besteht Gefahr, dass Kinder in den falschen Bus steigen.
Dafür soll es künftig Zusatzschilder hinter der Frontscheibe geben. Zur Kritik, dass Kinder durch die Umstellung am ersten Tag nach den Weihnachtsferien früh den Bus verpassten, verweisen Zubke und der Vetter-Betriebsleiter auf die Pflicht der Eltern, sich auf dem Stand zu halten, wie ihr Kind zur Schule gelangt.
Wo kann man sich beschweren, was passiert mit den Beschwerden und wird sich etwas ändern?
Laut Zubke werden alle Hinweise analysiert und in Zusammenarbeit mit dem Busunternehmen mögliche Verbesserungen geprüft. „Veränderungen sind im Rahmen der rechtlichen Bedingungen und des Gesamtsystems möglich“, so Wolf. So sei bereits geregelt, dass Spätschichtler Anrufbusse von Gräfenhainichen nach Wörlitz zwischen 22 und 23 Uhr außerhalb des Takts bestellen können. Prämisse bleibe aber, dass es sich um öffentlichen Personennahverkehr handele. Demnach werde es keine Individuallösungen geben.
Ansprechpartner ist in der Kreisverwaltung Wittenberg, Rudolf-Breitscheid-Straße 4, Uwe Garbe vom Fachdienst Ordnung und Straßenverkehr. Erreichbar ist er unter Tel. 03491/47 91 76 und per Mail unter [email protected].