Bunte Truppe zieht lärmend durch den Ort
COBBELSDORF/MZ. - "Doch ein paar Minuten später kamen sie aus allen Himmelsrichtungen", schwärmt er dann. Denn um die 50 Jugendliche wollen sich das Spektakel nicht entgehen lassen, ohne Ausnahme bunt kostümiert beim Heischezug dabei zu sein. Nicht nur Cobbelsdorfer, sondern auch lustiges Volk aus der Umgebung ist dabei.
Wenn am Samstagabendabend zum Fastnachtsball geladen ist, kommen sie alle wieder - aus Köselitz, Senst und vielen anderen Dörfern der Umgebung. Sogar bis nach Wittenberg hat sich herumgesprochen, dass hier immer etwas los ist. Was für die Karnevalisten die drei närrischen Tage zum Ende der fünften Jahreszeit sind, ist für die Cobbelsdorfer Jugend das Zemperwochenende. Denn das startete bereits am Freitagabend mit Tanz im Kartoffel-Gasthaus. Und am Sonnabend hieß es für sie also, zeitig aufzustehen, um dabei zu sein.
Im wahrsten Sinne den Hut auf haben an diesem Tag die drei Platzmeister Mario Rother, Torsten Glaß und Henning Gläßer, der dieses Ehrenamt zum ersten Mal ausführt. Mit sirenenhaftem Geheul machen die drei vor jeder Haustür auf die schrille Meute aufmerksam, natürlich um einige Gaben ersuchend. Die werden nach altem Brauch sowohl in Naturalien wie auch in Spenden gewährt, die klimpernd in den zahlreichen Kassen der Zemperlinge verschwinden. Dass angesichts der frostigen Temperaturen auch ordentlich "von innen" geheizt wird, versteht sich von selbst. Die drei Platzmeister werden zumeist schon am offenen Fenster oder in der Haustür stehend erwartet. Die Gastgeber haben das nötige Kleingeld meistens parat, dazu gibt es Wurst, Käse und viele, viele Eier.
Die Hühnerprodukte werden am Mittag mit zum Kartoffel-Gasthaus genommen. Denn dort wartet, wie alle Jahre, pünktlich 13 Uhr eine große Pfanne Rührei auf die lustige Truppe, die inzwischen wohl ein herzhaftes Mahl ganz gut vertragen kann. Doch schon unterwegs bieten einige Cobbelsdorfer belegte Brote an. Edith Lohmann tut dies schon seit zehn Jahren. "Ich habe selber immer mitgemacht", begründet sie, während sie Tee "mit" und "ohne" ausschenkt, "da ist es für mich selbstverständlich, die Tradition wachzuhalten, damit es weitergeht." Auch Familie Schulze hat im Hausflur einen richtigen Verpflegungspunkt improvisiert.
Viele der Zemperer gehören schon zur älteren Jugend, denn auch wenn Cobbelsdorf das größte Dorf der näheren Umgebung ist, zahlenmäßig schwindet der Nachwuchs auch hier. Lehre, Arbeit, Liebe ziehen auch die Cobbelsdorfer in die Ferne. Doch sie kommen alle immer wieder gerne nach Hause zurück. Wie Nicolas Schrödter, der jetzt in Köln arbeitet und sagt: "Man trifft sich hier mit den alten Leuten, das ist schön." Oder Mario Walter, der in Magdeburg Chemie studiert hat und jetzt an der Dissertation schreibt: "Das ist das eine Event im Jahr, da kommen sie alle wieder zurück. Ich bin jetzt zweimal im Jahr zu Hause: Weihnachten hier bei meiner Familie und Fastnachten eben, um die Freunde zu sehen."
Die drei Platzmeister, die in der Woche selbst auch auswärts sind - Henning Gläßer studiert in Bernburg, Torsten Glaß arbeitet bei der Bahn in Berlin und Mario Rother ist als Stahlbaumonteur in der gesamten Republik unterwegs - konnten sich in der Vorbereitung des Zemperzuges auf die Unterstützung vieler Freunde verlassen. So entstand eine richtige Festzeitung, die, natürlich auch gegen einen Obolus, während des Zuges verteilt wurde. Es galt den Kindertanz am Sonnabendnachmittag vorzubereiten und natürlich den abendlichen Ball. Bei dem die drei Platzmeister neben einigen Spielen mit den Gästen zu später Stunde auch eine kleine Showüberraschung zeigen wollten.