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Bevölkerungsentwicklung Bevölkerungsentwicklung: Wittenberg entschwinden die Einwohner

Von irina steinmann 18.01.2013, 17:49

wittenberg/MZ. - Die Lutherstadt ist im vergangenen Jahr wie erwartet erneut geschrumpft: Noch 49 109 Menschen leben hier (Stand 31. Dezember). Der Rückgang hat sich der offiziellen Statistik zufolge allerdings leicht abgeschwächt: Von 2010 auf 2011 war die Bevölkerungszahl noch deutlich stärker gesunken, nämlich von 49 834 auf 49 392. Als einen Grund hierfür macht Oberbürgermeister Eckhard Naumann (SPD) den bundesweit zu verzeichnenden Zuzug in die Zentren aus. "Den gleichen Trend kann man im Kleinen auch für Wittenberg und sein Umland feststellen", sagte er.

Die meisten Wittenberger leben den Angaben zufolge übrigens in der Innenstadt. Dieser statistische Bezirk umfasst neben der Altstadt die Viertel Lindenfeld und Schlossvorstadt. Mit Abstand kleinster Ort in der Stadt ist das ländliche Assau. 37 Menschen leben hier - und nur ein einziger Einwohner des Dorfes ist unter 17 Jahre jung. Was bedeutet es für ein Kind, ohne andere Kinder aufzuwachsen?

Die Schrumpfung und Überalterung auf dem Lande stellt die Stadtentwicklung vor große Aufgaben. Wieviel Gleichrangigkeit, wieviel Konzentration verträgt ein so heterogenes Stadtgebilde wie Wittenberg? Wie lässt es sich vernetzen? Und: Lässt es sich überhaupt vernetzen? Fragen, mit denen sich, als Fortschreibung der Internationalen Bauausstellung 2010, auch das Kompetenzzentrum Stadtentwicklung in Magdeburg mit Blick auf Wittenberg befasst.

Freilich sind die Senioren, darauf verweist Naumann (der selbst bereits zu ihnen zählt), noch immer eine Minderheit: Etwa ein Viertel aller Wittenberger ist 65 Jahre oder älter, demgegenüber liegt der Anteil der unter 17-Jährigen bei 13 Prozent - die Mehrheit aber stellen weiterhin die 41- bis 65-Jährigen, also jene, "die die Gesellschaft tragen". Wobei, wie Naumann aus seinem kleinen Wohnort Köpnick berichtet (Rang drei hinter Assau und Karlsfeld), es "ganz erstaunlich" sei, was die Senioren so auf die Beine stellten im Dorf.

Weiterhin negativ ist indes der Saldo zwischen Geburt und Sterben. 548 Kinder kamen in Wittenberg zur Welt, doch 799 Menschen starben. Zum Vergleich: 2011 standen 586 Geburten 869 Sterbefälle gegenüber. Der für die Wittenberger Gesamtbevölkerung zu konstatierende Frauenüberschuss setzt sich auch bei den Jüngsten fort: Geboren wurden im vergangenen Jahr 282 Mädchen, aber nur 266 Jungen. Die weiblichen Wittenberger Neugeborenen hießen auch 2012 am liebsten Sophie (wie stets seit 2009), gefolgt von Marie (die damit "Emma" von Platz zwei verdrängt hat) und Lina. Frischgebackene Eltern von Söhnen entschieden sich im vergangenen Jahr am liebsten für Luca, gefolgt von Ben und Alexander. Keine Erklärung hat die Statistik dafür, dass bei den Jungs-Namen weniger Kontinuität herrscht: 2011 war noch Leon, 2010 Paul und 2009 Tim als Vorname für Neugeborene am beliebtesten.

Und auch hierfür interessiert sich die Statistik - wer wie zusammenlebt: 281 Ehen wurden 2012 in Wittenberg geschlossen, die allermeisten im Alten Rathaus, 39 auf Schloss Kropstädt, eine auf der MS "Lutherstadt Wittenberg". Egal wo: Die Zahl der Eheschließungen nimmt zu. Gegen den Trend.