Betrugsverdacht in Wittenberg Betrugsverdacht in Wittenberg: Drückerkolonne ohne Ausweise

Wittenberg - Haben in der Oskar-Meßter-Straße in Wittenberg-West am Montagmorgen Betrüger ihr Unwesen getrieben? Die Vermutung hegt zumindest ein Anwohner. "Die haben gegen 10.45 Uhr bei mir geklingelt und wollten Spenden für den Flugrettungsdienst sammeln. Das kam mir sehr suspekt vor", erklärt der Mann, der anonym bleiben möchte. Nach seinen Angaben sollen die beiden mutmaßlichen Drücker unflätig reagiert haben, als er ablehnte, zu spenden. "Die konnten sich nicht ausweisen und sahen auch ziemlich heruntergekommen aus", erklärte er gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung. Einen "Flugrettungsdienst" gibt es als Firma in Deutschland nicht. Mit dem Begriff "Luftrettung" bezeichnet man im Fachjargon der Rettungsdienste den Einsatz von Rettungsmitteln über den Luftweg in der Notfallmedizin.
Die Polizei bestätigt die "verdächtige Wahrnehmung" des Anwohners. "Es sollen insgesamt vier Männer gewesen sein, die dort um Spenden gebeten haben. Die Regionalbereichsbeamten, die das überprüfen sollten, trafen vor Ort aber keinen der Männer mehr an", erklärt Sebastian Opitz, Pressesprecher der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost in Dessau-Roßlau auf Nachfrage der Mitteldeutschen Zeitung.
Der Verein "Internationale Flugambulanz" (IFA) aus Röttenbach sammelt schon seit Jahren nicht mehr auf der Straße oder an der Haustür. "Aufgrund negativer Schlagzeilen haben wir die Spendensammlung im Außendienst seit 2011 abgeschafft, von uns ist keiner im Außendienst dafür unterwegs", erklärte Pia Meyer von der IFA. Beim ADAC, der eine große Flotte von Rettungshubschraubern in Deutschland betreibt, gibt es diese Praxis ebenfalls nicht. "Wir führen keine Straßensammlungen durch und klingeln auch nicht an der Haustür", erklärt ADAC-Sprecherin Diana Sprung. Auch der Mannheimer Verein "Flugrückholung Lifecard" sammelt nach eigenen Angaben zur Zeit keine Spenden und wirbt nicht um Mitglieder. Die DRF Luftrettung teilt auf Anfrage mit, dass sie Werbung nur an Informationsständen macht. "Die waren definitiv nicht von uns. Haustürwerbung machen wir gar nicht. Und an den Ständen sind unsere Mitarbeiter an ihrer Kleidung mit dem Firmenlogo sehr einfach zu erkennen", erklärt Stefanie Kapp, Pressereferentin der DRF Luftrettung. "Wir haben auch immer wieder mit Trittbrettfahrern zu kämpfen, die behaupten, dass eine Spende den örtlichen Rettungshubschrauber unterstützt." (mz)