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Betrug in Wittenberg Betrug in Wittenberg: Jacke vom falschen Hersteller

Von Marcel Duclaud 06.12.2019, 18:37

Wittenberg - Wegen Betruges ist in dieser Woche ein Wittenberger am Amtsgericht verurteilt worden. Er muss nun 500 Euro zahlen, 25 Tagessätze je 20 Euro. Vorgeworfen wurde dem Mann Vorspiegelung falscher Tatsachen. Er soll über das Portal „Ebay Kleinanzeigen“ eine blaue Multifunktionsjacke verkauft haben, angeblich hergestellt von dem namhaften Outdoor-Ausrüster „Jack Wolfskin“. Tatsächlich ist die Jacke ein Produkt von Peng Ming - mit einem aufgebügelten Jack-Wolfskin-Schriftzug. 90 Euro musste der Ebay-Käufer aus Mecklenburg-Vorpommern dafür hinblättern.

Selbst Opfer?

Der Wittenberger unterdessen sieht sich selbst als Geschädigten. Er habe, führte sein Verteidiger vor Gericht aus, besagtes Kleidungsstück über Ebay erworben und sei davon ausgegangen, dass es sich um ein Jack-Wolfskin-Original handele. In jedem Falle sei es nicht seine Absicht gewesen, andere zu schädigen.

Das „Corpus Delicti“ lag bei der Verhandlung vor und wurde in Augenschein genommen. Relativ leicht, hieß es, lasse sich erkennen, dass es eben kein Jack-Wolfskin-Produkt ist - am Reißverschluss zum Beispiel, an den Knöpfen.

Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Angeklagten sind überdies durch einen ähnlichen Fall, der 2017 verhandelt wurde, genährt worden. Es ging um Gillette-Rasierklingen, die sich als nicht echt entpuppten. Das Verfahren ist damals gegen eine Geldauflage eingestellt worden. „Wird man nicht vorsichtiger, wenn man das schon einmal erlebt hat?“, fragte Richterin Jeanette Preissner.

Und warum überhaupt habe er die Jacke so schnell weiterverkauft? Sie habe der Tochter nicht gepasst, erklärte der Angeklagte. Bei einer Größe von XXXL eher unwahrscheinlich, befand die Richterin nach einem Blick auf ein Handyfoto der Tochter.

Keine Herausgabe

Auch der üppige Gewinn trug nicht eben dazu bei, die Glaubwürdigkeit des Mannes zu stärken.

Bezahlt habe er für die Jacke 30 Euro, verkauft wie gesagt für 90 Euro: „Kein schlechter Schnitt“, bemerkte der Staatsanwalt, der denn auch eine Verurteilung beantragte. Nach kurzer Beratung mit seinem Verteidiger ist der Einspruch gegen den Strafbefehl zurückgenommen worden. Auf die Herausgabe der Jacke verzichtete der Wittenberger im Übrigen. (mz)