Bester Barkeeper Deutschlands Bester Barkeeper Deutschlands: Wittenberger fährt zur WM

Wittenberg - Hochprozentiges ist Martin Kramers Leidenschaft. Der Barkeeper aus Wittenberg hat am Montag die Deutsche Cocktail-Meisterschaft in Bad Saarow gewonnen und darf sich nun bester Barkeeper Deutschlands nennen. „Das ist fantastisch, einfach nur geil“, freut sich der 29-Jährige, der für seine hochprozentigen Kreationen schon etliche nationale und internationale Preise gewonnen und Titel wie Ostdeutscher Cocktailmeister 2015 und Licor 43 Cocktail Competition-Sieger geholt hat.
„Es fasziniert mich, mit den verschiedenen Likören, Getränken und Zutaten zu experimentieren und Neues zu kreieren“, sagt Kramer, der nicht sein Hobby zum Beruf gemacht hat, sondern seinen Beruf zum Hobby. Es war ein Glücksfall, der ihn nach der Ausbildung mit Schwerpunkt Hotelfach nach Erfurt zu Torsten Spuhn ins „Modern Masters“, eine der besten Bars Deutschlands, verschlug. Bei Spuhn, seit Jahren ein Trendsetter in der Bar-Szene, hat Kramer Blut geleckt. „Er war mein Lehrer und Mentor. Seitdem bin ich mit Leib und Seele Barkeeper“, erklärt der gebürtige Gräfenhainichener.
Erfahrungen gesammelt
Im vergangenen Jahr hat Kramer, der in vielen Städten Deutschlands Erfahrungen sammelte, seine eigene Bar eröffnet. In der gotischen Trinkstube des Hotels „Goldener Adler“, direkt am historischen Markt der Wittenberger Altstadt, hat er sich einen Lebenstraum erfüllt und kredenzt seinen Gästen neben vielen Klassikern mindestens 40 seiner Eigenkreationen. In Bad Saarow musste Kramer, der sich, was die Barkultur anbelangt, selbst als notorischen Perfektionisten bezeichnet, aber nicht nur seinen selbst kreierten Cocktail „Morgentau“ mixen.
Martin Kramer, Jahrgang 1986, ist Barkeeper aus Leidenschaft. In der gotischen Trinkstube des Hotels „Goldener Adler“ am Wittenberger Markt, in der einst schon Martin Luther die Zeche geprellt haben soll, hat er sich vor einem Jahr mit der Eröffnung der „Charles Bar“ einen Traum erfüllt.
Was ist Ihr Lieblingsgetränk?
Der Royal Bermuda Yacht Club - ein schöner Rum-Drink, der durch die unterschiedlichen Rumsorten ein neues Profil bekommt.
Was würden Sie Ihren Gästen niemals anbieten?
Cocktails wie Grüne Wiese, Sex on the Beach und andere Drinks der 70er Jahre.
Welche Cocktails bereiten Sie besonders gern zu?
Die, die vom Aufwand am höchsten sind und bei den Gästen schon vor dem Trinkgenuss für einen Wow-Effekt sorgen.
Sie haben viele Wettbewerbe gewonnen. Auf welchen Erfolg sind Sie besonders stolz?
Definitiv auf den Sieg bei der Deutschen Meisterschaft in Bad Saarow. Das kann ich gar nicht mehr toppen.
Sie haben sich mit Ihrer „Charles Bar“ einen Traum erfüllt. Haben Sie noch Träume?
Auf jeden Fall. Vor allem, was reisen angeht. Ich möchte mal zur Tales of the Cocktails, der größten Bar-Messe der Welt, nach New Orleans.
Welche Persönlichkeit der Geschichte oder Gegenwart würden Sie gern in Ihrer Bar zum Drink einladen und warum?
Angela Merkel, weil ich gern mit ihr mal sprechen möchte. Außerhalb der Politik und um sie als Menschen kennenzulernen.
„Der Wettkampf, dem sich die 28 besten Barkeeper Deutschlands stellten, besteht aus mehreren Aufgaben. Neben der Präsentation des Cocktails, bei der man auf einer Bühne vor der Jury agiert, gibt es viele Workshops und Challenges. So müssen beim Speed-Mixing fünf Getränke in nur zweieinhalb Minuten fertiggestellt werden und in einem sehr anspruchsvollen Geschmackstest müssen nicht nur die verschiedenen Spirituosen erkannt, sondern auch Herstellern, Herkunftsländern und mitunter auch das Alter zugeordnet werden“, gibt Kramer Einblicke.
Ruhig und bescheiden
Und weil es bei der Meisterschaft nicht nur um den besten Cocktail sondern um den besten Barkeeper geht, fließt auch ein Wissenstest in die Bewertung ein, erzählt der ruhig und bescheiden auftretenden Mann. „Wissen Sie, wie viel Ihres Geschmacks Sie allein über die Nase aufnehmen?“, nennt Kramer eine der Fragen und deren erstaunliche Antwort: „Es sind 82 Prozent, und das sollte ein Barkeeper, der mit verschiedenen Zutaten und Aromen hantiert, auch wissen“, findet der Fachmann.
„Klar freue ich mich über den Sieg, aber so was hat auch viel mit Glück und Tagesform zu tun. Das Niveau bei der Deutschen Cocktail-Meisterschaft ist so hoch, dass eigentlich jeder, der daran teilnimmt, auch das Potenzial hat, zu gewinnen“, sagt Kramer. Mit dem für Barkeeper „anspruchsvollsten Titel in Deutschland“ hat sich der Wittenberger auch für die Weltmeisterschaft der Barkeeper qualifiziert. „Nächstes Jahr im Oktober geht es nach Tokio zur World Cocktail Competition“, verrät Kramer, der schon sehr gespannt auf die Barkultur in der asiatischen Metropole ist. „Das fasziniert und inspiriert mich“, gesteht er.
Neue Kreationen
In seiner „Charles Bar“ gibt es daher immer wieder neue Kreationen. Zur Zeit sind Drinks mit Cherry und Wermut - also weniger Alkohol und mehr Geschmack - im Trend. Auch solche, die mit selbst gemachten Mixturen und Sirups, die Kramer selbst ansetzt, eine besondere Note erhalten.
Die beiden Fachmagazine „Der Feinschmecker“ und das „Mixology-Magazin für Barkultur“ haben Kramers Bar, deren Name eine Reminiszenz an den US-amerikanischen Musiker Ray Charles ist, nun schon zum zweiten Mal zu den zehn besten Bar-Neueröffnungen in Deutschland gezählt. (mz)