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Ausstellung in der Hoffnungskirche Ausstellung in der Hoffnungskirche: Hoffnung für die letzte Reise

Von Corinna Nitz 23.10.2019, 11:01
Hoffnung für die letzte Reise: Bettina Modler und Jörg Schütze freuen sich auf die Ausstellung in der Hoffnungskirche.
Hoffnung für die letzte Reise: Bettina Modler und Jörg Schütze freuen sich auf die Ausstellung in der Hoffnungskirche. Th. Klitzsch

Wittenberg - Was würden Sie einpacken, wenn Sie wüssten, die letzte Reise steht bevor? Nichts, hat einmal jemand gesagt. Klar, das letzte Hemd hat ja auch keine Taschen. Ein anderer hat ein Fernglas in den Koffer gelegt, weil er der festen Überzeugung war, dass es dort, wo er hingeht, viel zu sehen geben wird. Optimist! Und noch ein anderer entschied sich für einen Feuerlöscher, falls es doch eine Hölle geben sollte.

Die Wittenbergerin Bettina Modler hat lange überlegt, was sie in ihren Koffer packt. Zu persönlich sollte es nicht sein, am Ende entschied sie sich für Dinge mit starkem Symbolcharakter und gelangte ansonsten zu der Erkenntnis: „Wer sich mit der letzten Reise befasst, beschäftigt sich mit dem Leben.“ Auch darum geht es in der Ausstellung „Hoffnung für die letzte Reise“, die ab dem 9. November in Wittenberg zu sehen ist.

Eine Schau, drei Bereiche

Präsentiert wird die besondere Exposition in der Hoffnungskirche in der Fleischerstraße und die Organisatoren dort, besonders Projektleiter Jörg Schütze, wollten es bei der Schau allein nicht belassen. Sie haben, auch mit der Unterstützung von Schützes Verein „Licht an! Konzerte“, zusätzlich ein Begleitprogramm zusammengestellt.

Für die Dauer der Ausstellung beinhaltet es praktisch an allen Abenden Konzerte, Vorträge oder Lesungen. Auch Modler bringt sich ein, die Geschäftsführerin der Barmer Wittenberg, die auf Nachfrage erklärt, als Privatperson am Koffer-Projekt mitzuwirken, wird einen Vortrag über Stress halten und Tipps für ein entspannteres Leben geben. Überhaupt: Stress muss keineswegs immer nur negativ sein, sagt sie zur MZ in der Hoffnungskirche.

Dort, im Saal, sind künftige Besucher der Ausstellung „Hoffnung für die letzte Reise“ eingeladen, sich an verschiedenen Stationen mit der Endlichkeit, mit dem Tod, mit Trauer und Verlust auseinanderzusetzen, ohne jedoch dabei in Depressionen zu verfallen: Denn wenn die Schau etwas nicht sein will, dann „todtraurig“. Zudem haben sie den Anspruch, „wertneutral“ zu sein, wie Schütze mehrfach betont, wenngleich natürlich der christliche Bezug sichtbar ist.

Und es war schließlich auch ein Diakon, der diese Schau konzipiert hat: Lutz Barth vom Sinnenpark der Evangelischen Landeskirche Baden. Die war 2017 zum Reformationsjubiläum in Wittenberg. Damals, so Schütze, sei der Kontakt entstanden und seitdem hätten sie sich mit dem Gedanken getragen, die Exposition in die Stadt zu holen.

Von Cohen bis Lindenberg

Gegliedert ist sie in drei Bereiche: Da wären die Koffer, zehn insgesamt, gepackt von mehr oder weniger prominenten Wittenbergern, die sich darüber Gedanken gemacht haben, was sie auf ihre letzte Reise mitnehmen würden. Neben Bettina Modler beteilige sich auch Oberbürgermeister Torsten Zugehör. Ergänzt werden die Koffer durch „Steckbriefe“. In einem zweiten Teil erwarten die Besucher interaktive Stationen, die zur Beteiligung einladen. Eine Art Klagemauer soll es geben und eine „goldene Stadt“. Sie sei, erzählt Schütze, aufgebaut wie ein Adventskalender und gebe den Blick frei in den Himmel.

Bei der Entwicklung der Ausstellung wurde Diakon Lutz Barth den Angaben zufolge von seiner Frau und über 20 Ehrenamtlichen unterstützt. Barth selbst fand, dass in Kirche und Gesellschaft das Sterben und der Tod noch immer aus dem Bewusstsein verdrängt werden. Über „Hoffnung für die letzte Reise“ heißt es nun, es sei eine „beeindruckende Schau der Zuversicht“ entstanden. Jörg Schütze jedenfalls freut sich, er sagt: „Wer es an sich ranlässt, kann was fürs Leben gewinnen.“

Unterstützt wird das Projekt in Wittenberg vom Hospiz „Katharina von Bora“, dessen Leiterin Sindy Herrmann ebenfalls einen Vortrag halten wird. Darüber hinaus öffnet das Hospiz täglich ein Café in der Hoffnungskirche. Zu den im Rahmenprogramm laufenden Abendveranstaltungen gehören übrigens auch zwei mit dem Publizisten und Theologen Uwe Birnstein.

Am 16. November widmet er sich dem Liedermacher und Poeten Leonard Cohen. Seine Songs werden von Michael und Jenai Ketelaar und Frank Koine überreicht. Am 23. November gibt’s unter dem Motto „Keine Panik!“ die Lebensweisheiten des Udo Lindenberg - natürlich mit Musik und einem Gitarristen aus einer Lindenberg-Tribute-Band.

Bei www.hoffnungskirche-wittenberg.de sind Infos zur Ausstellung sowie zu den kulturellen Abendveranstaltungen online abrufbar. Weitere Auskünfte gibt es auch bei Jörg Schütze, per E-Mail an [email protected] und unter Tel. 03491/419641.

Täglich geöffnet

Zur Eröffnung der Schau „Hoffnung für die letzte Reise“ wird am 8. November um 18 Uhr in die Hoffnungskirche Wittenberg eingeladen. In die Ausstellung einführen soll Lutz Barth, der ab 21 Uhr Interview-Gast von Pfarrer Alexander Garth bei einer weiteren „Church@Night“ in der Stadtkirche ist.

Nach der Vernissage ist die Exposition in der Hoffnungskirche bis zum 24. November täglich von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Ab 19.30 Uhr finden jeweils kulturelle oder informative Veranstaltungen statt. Schulklassen, Gruppen und Vereinen steht ein Gruppenraum zur Verfügung. Der Eintritt in die Schau ist frei, Spenden sind willkommen. Für die Abendveranstaltungen können Tickets auch im Vorverkauf, u. a. in der Touristen-Info und dem Laden „Terra Verde“ erworben werden. (mz)