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Ausstellung im Alten Rathaus Ausstellung im Alten Rathaus: Ex-Wittenberger präsentiert Arbeiten

Von Corinna Nitz 05.03.2019, 15:26
Klaus Dittrich mit der „Ratekatze“: Der Physiker und Künstler lebt schon lange in Berlin. Jetzt stellt er in seiner Geburtsstadt Wittenberg aus.
Klaus Dittrich mit der „Ratekatze“: Der Physiker und Künstler lebt schon lange in Berlin. Jetzt stellt er in seiner Geburtsstadt Wittenberg aus. Alexander Baumbach

Wittenberg - Klaus Dittrich war noch Oberschüler, als er eines Nachmittags nach Hause kam und seiner Mutter seinen Berufswunsch eröffnete: Künstler. Ihre Reaktion? „O nein, Kläuschen. Lerne einen Beruf, der Dich ernähren kann.“ Er hat das beherzigt und Physik studiert.

Später war er unter anderem als Entwicklungsingenieur im Stahl- und Walzwerk Riesa tätig und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Defa-Zentralstelle für Filmtechnik in Berlin. Die Kunst aufzugeben, kam aber nie in Frage, im Gegenteil.

Schon gegen Ende seines Studiums in Dresden besuchte er an drei Abenden pro Woche Zirkel, in denen er sich intensiv mit dem Zeichnen, mit Druckgrafik und schließlich auch mit Keramik beschäftigte. Welchen großen Stellenwert die Kunst in seinem Leben bekommen sollte (und bis heute hat), zeigt nun eine große Werkschau im Alten Rathaus von Wittenberg, jener Stadt, in der der Wahlberliner 1941 geboren wurde und die er noch immer zu seinen „zwei Heimaten“ zählt. Die andere ist Bad Liebenwerda, dorthin war er mit der Familie als Kind gezogen.

Dittrichs Schau im Alten Rathaus firmiert unter dem programmatischen Titel „Malerei / Lithographie / Keramik aus 5 Jahrzehnten“. Präsentiert wird sie in der Westhalle, dem „Kunst.Punkt“ der Stadt, und die Vielfalt der Arbeiten ist beeindruckend. Allein 54 Bilder hängen an den Wänden, hinzukommen 26 Blätter in einem Grafikständer, weitere kleinere in Vitrinen sowie gut 50 keramische Objekte. Große Keramikteller, aufwendig gefertigt und teilweise mit allegorischen Motiven, sind an der Westwand gehängt. Kleinere Arbeiten, die schon mal mit den Inhalten einzelner Druckgrafik korrespondieren, hat er in eigens mitgebrachten Vitrinen platziert.

Auffallend bei den malerischen und druckgrafischen Werken ist die Liebe zur Landschaft, auch Architekturimpressionen werden gezeigt. Sie bezeugen eine enorme Reisetätigkeit, in vielen Ländern war Dittrich unterwegs. Dass selbst die großen Formate vor Ort entstehen, sagt er, und das spürt man: am Licht, an einer besonderen Stimmung, die von manchen Bildern ausgeht und die sich nach Ablauf einer Reise zu Hause wohl nur noch schwer nach einem Foto malen oder zeichnen ließe.

Seine ersten Lebensjahre hat Dittrich übrigens im Umfeld des jetzigen Ausstellungsortes verbracht, etwa lebte die Familie in der Juristenstraße 12. Der Umzug nach Bad Liebenwerda 1953 geschah aus beruflichen Gründen des Vaters, das Abitur legte Dittrich in Elsterwerda ab und auch dort, in der Galerie „Hans Nadler“, hat er schon ausgestellt. Dazu hieß es in der Lausitzer Rundschau und nach der Vernissage, er, Dittrich, „kehrt in die Heimat zurück“.

Was die Heimat betrifft (siehe oben), so hat er von der ersten, also Wittenberg, ein Ölbild älteren Datums in der Ausstellung. Zu praktisch jeder Arbeit kann er Geschichten erzählen, wie er überhaupt ein interessanter Gesprächspartner ist. Der typische Rundgang durch die Schau muss freilich ohne ihn erfolgen, schließlich lebt Dittrich in Berlin. Dort, an der Volkshochschule Treptow-Köpenick, leitet er noch immer eine Keramikgruppe und bis heute sind Gründungsmitglieder dabei, sagt er. Was die Kursarbeit angeht, so habe er nach dem Mauerfall die Erfahrung gemacht, dass die Zirkel von einst nun auch eine „soziale Funktion“ bekamen. Von alledem abgesehen, reiche er sein Wissen einfach gern weiter.

Unterdessen sei ihm mitgeteilt worden, dass seine Wittenberger Ausstellung bis 10. Mai verlängert werden soll. Ein Besuch lohnt sich. Und am 8. März bildet die bildende Kunst zusätzlich die Kulisse für ein Konzert mit dem Gitarristen Malte Vief (die MZ berichtete).

(mz)

Plastischer Teller
Plastischer Teller
Baumbach