Ausbildungsmesse Coswig Ausbildungsmesse Coswig: Regionale Firmen suchen Nachwuchs

coswig - Rund 3.000 offene Lehrstellen meldeten die Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres, dem gegenüber standen 2.400 Schulabgänger, die noch einen Ausbildungsplatz suchten. Ausbildungsmessen sind da ein gutes Mittel, um Anbieter und Suchende zusammenzubringen.
Erstmals fand eine solche am Sonnabend in der Coswiger Sekundarschule „Johann Gottfried Wilke“ statt. „Schon als wir in die sanierten Gebäude einzogen, gab es die Idee für solch eine Messe“, erzählt Schulleiter Detlef Gutsche. Gegen den Trend von immer mehr nicht besetzten Ausbildungsplätzen müsse man zielgerichtet vorgehen, meint er, denn „die Frage wird immer dringender“. Samstagmittag schaut er zufrieden in den Saal, in dem elf Unternehmen aus Coswig ihre Informationstische eingerichtet haben und eifrig Gespräche mit Schülern geführt werden.
Ehemalige Schüler in Firmen untergekommen
„Da drüben, bei Mall-Systeme, das sind ehemalige Schüler“, zeigt er durch den Raum. Die Ehemaligen sitzen nun als Azubis wieder an einem Schultisch und sind bereit, den jüngeren Jahrgängen von ihren Erfahrungen zu erzählen. „Ich erhoffe mir für unsere Schüler, dass der eine oder andere mit einem klareren Bild nach Hause geht“, sagt Gutsche, der erfreut beobachtet, dass auch junge Leute aus anderen Schulen diese erst Ausbildungsmesse in Coswig besuchen. „Ich kann mir gut vorstellen, das fortan jährlich zu veranstalten“, meint der Schulleiter und lobt seinen Technik- und Wirtschaftslehrer Steffen Zuchowski-Gedicke, der die Messe für Schüler und Unternehmen organisierte.
Zwar sind nicht alle angekündigten Firmen tatsächlich gekommen, aber dafür haben sich andere spontan zur Teilnahme entschlossen. Pino-Küchen gehört dazu. Auch der Hersteller von Küchen mit Firmensitz auf dem Buroer Feld hat die eigenen Azubis mitgebracht. Sophia-Maria Heinrich lernt bei Pino Industriekauffrau. „Ich bin durch einen Zeitungsbericht auf die Firma aufmerksam geworden“, erzählt sie. Produktionsausbilder Andreas Knabe begleitet die junge Frau. „Solche Messen werden für uns immer wichtiger“, sagt er. Seit drei, vier Jahren habe auch sein Unternehmen Schwierigkeiten, geeigneten Nachwuchs zu finden. „Man nimmt, was man kriegt“, so Knabe. Zwei bis drei junge Leute pro Ausbildungsberuf benötige man in der Firma, die ihren Nachwuchs für die eigenen Reihen ausbildet.
Selbst Ausbilden ist ein Vorteil
So handhabt man es auch bei der Coswiger Wellpappe. „Wenn man selbst ausbildet, hat man perfekte Mitarbeiter“, erklärt Diana Rudley, die in der Sekundarschule um Nachwuchs wirbt. Der Verpackungsmittelhersteller konnte in diesem Jahr bereits einige Lehrstellen nicht besetzen. „Es ist schwerer geworden, sowohl in Menge und Qualität, Auszubildende zu finden“, sagt sie. Vor allem Praktika seien eine Möglichkeit, um zu erfahren, ob Beruf und Firma den Vorstellungen entsprechen.
Für eine solche Probearbeit wird sich Nick Ahlert entscheiden. Er besucht die zehnte Klasse und macht sich Gedanken, in welche Richtung seine Berufsausbildung gehen soll. Fachkraft für Lagerlogistik gefällt ihm, die Ausbildung wird an mehreren Tischen angeboten. Ahlert nimmt Platz, erzählt von sich und verlässt mit einem Stapel Informationsmaterial die Ausbildungsmesse. „Für uns ist es eigentlich gut, diese Auswahl zu haben“, meint der Schüler.
Werben um junge Leute
Zuweilen ist es aber auch so, dass Wunsch und Realität auseinandergehen. Kathleen Saage erzählt von einer Praktikantin, die schon am zweiten Tag nicht mehr kam, weil ihr die Arbeit zu schwer war. Arbeit im Friseursalon. Dabei war Friseurin doch mal der Wunschberuf vieler Mädchen. „Davon merken wir nichts“, sagt die Salonleiterin. Für den Hauptsitz in Coswig suche man dringend Auszubildende, „man könnte sogar jetzt noch einsteigen“. Familiär beschreibt Saage das Klima in der kleinen Genossenschaft mit 13 Mitarbeiterinnen. „Aber viel arbeiten und wenig Geld, das schreckt die jungen Leute wohl ab“, ist sie etwas resigniert. Das deckt sich auch mit der Einschätzung von Schulleiter Gutsche. „Vielleicht haben wir prinzipiell etwas falsch gemacht und die ganze Berufsorientierung zu sehr an die Schulen gezogen und die Eltern aus der Verantwortung genommen“, überlegt er. (mz)