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Aus Müllhalde wird ein grüner Kegel

Von Dirk Skrzypczak 03.08.2007, 17:33

Zschornewitz/MZ. - Die einstige Müllhalde duckt sich derweil mit ihrem runden, sanften Buckel wie ein Ufo zwischen den angrenzenden Baumwipfeln. "Wenn Sie wissen wollen, wie die Deponie Zschornewitz nach ihrer Sanierung aussehen könnte, dann müssen Sie sich Goltewitz anschauen", sagt Harald Sänze, seit der Gebietsreform am 1. Juli neuer Fachdienstleiter Abfallwirtschaft beim Landkreis Wittenberg. Ein Blick aus der Nähe ist aber nicht möglich. Den künstlichen Hügel mit seinen Entlüftungsrohren, die die unterirdisch gesammelten Gase ins Freie leiten, schützt ein massiver Zaun.

Müllgrube seit 1978

Nur ein paar Kilometer Luftlinie weiter gen Südwesten dröhnen die schweren Baumaschinen auf der Deponie Zschornewitz. 27 Jahre lang war die etwa elf Hektar große Grube, Relikt aus Zeiten des Braunkohlebergbaus, von 1978 an als Entlager für Müll aus sachsen-anhaltischen und sächsischen Gebieten in Betrieb, bevor sie am 31. Mai 2005 stillgelegt wurde.

Asbest, Asche, Bauschutt, Bodenaushub, Gewerbe- und Hausmüll, Keramikabfälle, Mineralwolle, PVC, Gummi, Schotter, Sperrmüll, Teerpappe und Holzrückstände fanden ihren Weg auf die Deponie zwischen Zschornewitz und Möhlau. "Wahrscheinlich hat man die Grube auch vor 1978 schon illegal zur Entsorgung genutzt. Wir sind nicht bereit, für diese Altlasten die Verantwortung zu übernehmen", meint Günter Schöley (CDU), 1. Beigeordneter des Landkreises.

Letztlich ist die Rekultivierung der Deponie, die 2005 begonnen hat und noch bis 2013 dauern soll, als Ergebnis eines Rechtsstreites zur Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Kreis geworden. Rund 15,75 Millionen Euro wird das Projekt verschlingen. 60 Prozent der Kosten übernimmt der Staatshaushalt. Bis Ende dieses Jahres werden etwa 4,9 Millionen Euro in die Sanierung geflossen sein. "Der Kreis muss keinen Kredit aufnehmen, um seinen Finanzanteil stemmen zu können. Ein Teil der erhobenen Müllgebühren ist in weiser Voraussicht für Sanierung und Nachsorge zurückgelegt", so Schöley.

Zunächst wird die Deponiemulde mit Material nivelliert, das nicht verrottet, beispielsweise dem Abbruchschutt aus der ehemaligen Elektroschmelze in Zschornewitz, dem neuen Zuhause des Ferropolis Bergbau- und Erlebnisbahnvereins. Es folgt der Aufbau der Profilierungsschichten, getrennt durch mehrere Lagen mit einer undurchlässigen Foliensperre.

Enges Kontrollnetz

Ein Leitungsnetz und so genannte Gasbrunnen führen die Dämpfe aus dem Inneren des Bauwerkes zum kontrollierten Abfackeln über eine Esse. Die Gefahr für die Bevölkerung durch die Deponie sei sehr gering, versichert Sänze. Aber gänzlich ausschließen - die Offenheit spricht für den Landkreis - könne man sie nicht, ist Schöley ehrlich. "Es wird ein großer Aufwand betrieben, um die Sicherheit der umliegenden Orte zu garantieren", unterstreicht deshalb der Fachdienstleiter.

Herzstück regelmäßiger Kontrollen sind die Abstrompegel, über die einerseits das Grundwasser auf seine Inhaltsstoffe getestet, aber auch die Fließrichtung der Wasserader im Auge behalten wird. "Noch gibt es da keinen Anlass zur Besorgnis. Ob und wie sich aber die Grundwasserverhältnisse nach Flutung der Tagebaue Golpa Nord und Gröbern ändern, kann heute noch niemand sagen", erklärt Schöley.

Nachnutzung offen

In sechs Jahren sind die Experten vielleicht schon schlauer. Dann soll an die Deponie Zschornewitz ähnlich der "kleinen Schwester" bei Goltewitz nur noch ein mit Gras bewachsener Kegel erinnern. Die wirtschaftliche Nutzung steht indes in den Sternen. Eventuell könnte hier eine Fotovoltaik-Anlage einmal Strom produzieren. Für andere Ideen ist der Kreis offen.