Aus dem Kreis in die Welt Aus dem Kreis in die Welt : Pratauer Margarinenwerk ist kein Wackelkandidat mehr

Pratau - Im traditionsreichen Pratauer Margarinewerk ist wieder Gelassenheit eingekehrt. Die große Unruhe, die mit dem Verkauf der Margarinesparte des Lebensmittelkonzerns Unilever verbunden war, hat sich offenkundig gelegt. Die Produktion läuft, die Zahl der Beschäftigten soll erhöht werden, Investitionen sind angekündigt.
Wenige Veränderungen
Bekanntlich hat der US-Finanzinvestor KKR die Margarinesparte erworben, für stattliche 6,8 Milliarden Euro. Hintergrund des Verkaufs durch Unilever soll letztlich die Abwehr eines Übernahmeversuchs durch den Konkurrenten Kraft Heinz gewesen sein. Der Plan war, die Rendite ordentlich zu erhöhen.
Wie es nach dem Verkauf an KKR weitergehen wird mit dem Werk und den rund 200 Beschäftigten in Pratau war zeitweise unklar. Umso größer das Aufatmen, dass sich bislang eher wenig geändert hat. Vom Band laufen nach wie vor die Marken Rama, Sanella, Lätta - in Bechern und in Portionsverpackungen. Die Zahl der Beschäftigten liegt stabil bei 200, Abstriche bei Lohn und Sozialleistungen soll es ebenfalls nicht geben. Neu ist allerdings der Name: Das Pratauer Werk gehört jetzt zur Upfield Sourcing Deutschland GmbH Co. OHG. Und neu ist auch der Interims-Werkleiter, der seit Mai im Dienst ist und einen Vertrag hat bis Ende des Jahres. Rolf Loeber heißt der Mann, stammt aus der Gegend um Hannover, ist 56 Jahre alt und von Beruf Molkerei-Ingenieur. Er ist als Freiberufler unterwegs und übernimmt öfter Jobs wie den jetzt in Pratau. Upfield sucht nach seinen Worten gegenwärtig einen Chef, der dann dauerhaft den Betrieb führen soll.
Loeber macht den Job gerne, er weiß zu schätzen, dass die Freiberuflichkeit ihm eine gewisse Unabhängigkeit sichert. „Ich muss Spaß an der Arbeit haben, dann darf es auch anstrengend sein“, bemerkt er. Pratau mache ihm Spaß. „Ich bin hier gut aufgenommen worden. Man muss authentisch, offen und verlässlich sein, man muss zuhören können. Dann klappt der Einstieg.“
Dass der Standort Pratau nicht wackelt, zeigen nicht zuletzt ehrgeizige Ziele. Laut Loeber sind 2018 rund 95 000 Tonnen Margarine hier produziert worden. In diesem Jahr sollen es 130 000 Tonnen werden. Das hängt wesentlich damit zusammen, dass am englischen Standort Purfleet künftig keine Margarine mehr hergestellt werden soll. Von dort kommt überdies eine Linie, eine sogenannte Wickler-Maschine, die noch im August in Pratau aufgestellt wird. Sie ermöglicht die Verpackung der Margarine in alukaschiertem Papier: „Der Markt fordert das“, erklärt der Werkleiter und fügt hinzu: „Upfield will den Plastikanteil bis 2025 deutlich reduzieren.“ Bislang wird die Margarine meist in Plastikbecher gefüllt und verkauft. Die neue, alte Maschine wird im Übrigen nur etwa ein Jahr lang laufen und 2020 durch „eine komplett neue Linie ersetzt“, kündigt Loeber an. Um die angestrebten 130 000 Tonnen zu erreichen, wurde zudem eine stillgelegte Produktionslinie reaktiviert. Bei all dem Wachstum muss auch die Zahl der Mitarbeiter erhöht werden. Der Interims-Chef spricht von rund 20 Leuten, die sukzessive zusätzlich eingestellt werden sollen. Gesucht werden Elektriker, Mechaniker, Lebensmittel-Fachkräfte. Dass es nicht ganz leicht ist, die Leute zu finden, räumt Loeber ein. „Es ist wie überall in Deutschland.“ Er deutet zudem an, dass an weitere Investitionen bei Upfield Pratau gedacht ist: „Die sind in Arbeit, allerdings noch nicht spruchreif.“
Weltweit präsent
Upfield ist mit der einstigen Margarinesparte von Unilever ein weltweit agierendes Unternehmen. Rolf Loeber spricht von Standorten in vielen Teilen Europas - etwa bei Rotterdam (Holland), Helsingborg (Schweden), Katowice (Polen), Piräus (Griechenland) oder Santa Iria (Portugal). Hinzu kommen Werke in den USA, in Afrika und Südostasien. Die Margarine, die die Mitarbeiter in Pratau produzieren, wird in den gesamten europäischen Raum geliefert. (mz)
