Augustinuswerk in Wittenberg Augustinuswerk in Wittenberg: In Puschen ins Café

Wittenberg - Zum Beispiel Erna. Erna Bischof. An ihr kommt keiner ohne Handschlag vorbei an diesem Nachmittag. Sekt oder O-Saft?, fragt Erna, beigefarbene Bluse, rotes Halstuch, Schürze dito. Es gibt heute etwas zu feiern hinter der Stadthalle. Man kann es Begegnungszentrum nennen, das ist die hochoffizielle Bezeichnung, wahlweise Integrationscafé, oder schlicht „Augustinus“, so steht es über dem Eingang des frisch sanierten Wohnblocks An der Stadthalle 3. Und Erna Bischof, bisher Metallbereich, jetzt Service, ist eine von 15 Behinderten, die hier Arbeit gefunden haben, in einer, wenn man so will, ausgelagerten Behindertenwerkstatt des Augustinuswerks. „Ein bisschen aufgeregt bin ich schon“, sagt sie. Logisch.
Für das Integrationscafé werden noch ehrenamtliche Betreuer gesucht. Gefragt sind Männer und Frauen, die dort das Nachmittagsprogramm mitgestalten, als Beispiele werden Handarbeiten, Kartenspielen oder auch Hausaufgabenhilfe genannt. Der Einsatz umfasst ab September bis Jahresende zwei Stunden pro Woche.
Nähere Informationen zu dieser und anderen Freiwilligentätigkeiten gibt es bei der Ehrenamtsbörse des Landkreises unter Tel. 03491/5 06 25 40 oder auf deren Homepage, www.ehrenamtsboerse-landkreis-wittenberg.de.
Das Augustinuswerk und die Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft Wiwog haben an der Stadthalle die Chance genutzt, aus der anstehenden Sanierung eines abgeranzten Altneubaublocks mehr zu machen als eine bloße Sanierung von - jetzt barrierefreiem - Wohnraum. Mehr als drei Millionen Euro sind in das Gesamtobjekt geflossen, 800 000 davon in das Nachbarschaftscafé, ein Anbau mit etwa 70 Sitzplätzen, Terrasse und Profiküche. Die Bewohner können, so sie welche tragen, jetzt quasi „in Filzpantoffeln zum Kaffeetrinken“ gehen, wie es Wiwog-Geschäftsführer Rando Gießmann gestern Nachmittag bei der offiziellen Eröffnung formulierte. Die Bewohner. Viele Alte, viele Behinderte wohnen in dem Haus, darunter auch Beschäftigte des Augustinuswerks. Und die Nachbarn aus dem Viertel, dem Lindenfeld. Oder wer immer sonst noch dort hingehen möchte. Auf einen Kaffee, ein Essen oder bloß einen Klönschnack. Vielleicht gelingt im „Augustinus“ ja tatsächlich, was der neue Vikar der katholischen Gemeinde anlässlich der Eröffnung gesagt hat: dass hier Menschen aus dem Viertel zusammenkommen, die sonst vielleicht nichts miteinander zu tun hätten. Alte, Junge, Behinderte und, wahrscheinlich auch, wie Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) ergänzte, Migranten. „Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken“, hatten Augustinuswerk und Wiwog ihrer gemeinsamen Einladung vorangestellt.
Wie sich das „Inklusionsprojekt“ namens „Augustinus“ entwickeln wird, wird man sehen. Der Nachbarschaftstreff Wittenberg-West beispielsweise habe sich sehr gut gemacht, sagte Gießmann. Matthias Monecke, Geschäftsführer des Augustinuswerks, verwies auf eine Umfrage, die man in der Nachbarschaft hatte durchführen lassen und wo der Wunsch nach einer Begegnungsstätte laut geworden war. Er findet das Angebot sehr gut und werde es sicher nutzen, sagte etwa Klaus Götz, der selbst in dem Wohnblock wohnt.
Ende kommender Woche soll es jetzt erstmal ein Fest für die Mieter geben, Ende August steigt „Augustinus“ laut Augustinuswerk dann in die Mittagsversorgung der Evangelischen Gesamtschule ein. Und ab Anfang September steht das Integrationscafé, wie man das von Perry Thom (vormals „Café Fritz“) geleitete Haus vielleicht dann doch am treffendsten nennt, allen Besuchern den ganzen Tag über offen. Nachmittags soll es dort verschiedene Freizeitangebote geben.(mz)
