Gelebte Nächstenliebe Augustinuswerk in Wittenberg feiert 25-jähriges Bestehen

Wittenberg - Das Stadthaus Wittenberg platzt am Mittwoch aus allen Nähten. Ein Blick in die Gästeliste verrät: heute trifft sich das „Who is who“ aus Gesellschaft, Politik, sowie sozialen und kirchlichen Bereichen. Der Grund und besondere Anlass heißt 25 Jahre Augustinuswerk. Eine Erfolgsgeschichte, die es verdient an diesem Tag einmal auf besondere Weise gewürdigt zu werden - ein Vierteljahrhundert im Dienst für Menschen mit Behinderungen.
Augustinuswerk: 1991 noch Neuland für Gründungsväter
Damals 1991, nicht ahnend, dass daraus einmal ein Vorzeigeprojekt entstehen würde, betraten die Wittenberger katholische Gemeinde, aber auch die evangelischen Christen mit Superintendent Albrecht Steinwachs mit großem Engagement Neuland. Es wurde nicht über Ökumene debattiert, diese wurde hier praktiziert.
Viele der Gründungsväter waren zum Festakt anzutreffen, darunter der Verwaltungsrat im Augustinuswerk Reinhold Weber. Jeder der Festredner (die Liste war lang) würdigte und reflektierte teils aus eigenem Erleben diese spannenden Jahre des Aufbruchs. Oberbürgermeister Torsten Zugehör (ptl.) zählte 1991 zu den ersten Zivis im Augustinuswerk.
Ministerpräsident Reiner Haseloff lobt neue Qualität der Behindertenarbeit
„Ich möchte diese Zeit nicht missen. Mein Blick auf Menschen mit Behinderung wurde seitdem ein völlig neuer. Noch heute spüre ich die Dankbarkeit, aber auch Fröhlichkeit jener Menschen, mit denen ich arbeiten durfte“, erinnerte sich das Stadtoberhaupt.
Gegründet wurde das Augustinuswerk im August 1991, es ist hervorgegangen aus dem Kreis-Reha-Zentrum Wittenberg. Namensgeber ist Augustinus von Hippo (354 bis 430 n.Chr.).
Über 700 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderungen oder pflegebedürftige alte Menschen werden heute von rund 318 ausgebildeten Mitarbeitern begleitet und gefördert. Zu den Aufgabengebieten zählen Kinderbetreuung, Wohnen, Werkstatt, Altenpflege, Integrationsbetriebe und Verwaltung. Weitere Gewerke sind die „Energie und Service gGmbH“, die Tischlerei gGmbH, die Waschwerkstatt gGmbH und die Druckerei Ideenreich mit Werbeagentur. Eine Außenstelle gibt es in Bad Schmiedeberg und eine Zweigwerkstatt in Jessen (seit 2010).
Seit 2012 hat das Augustinuswerk den Status einer kirchlichen Stiftung bürgerlichen Rechts. Vorsitzender des Vorstandes ist Matthias Monecke. In einer Auflage von 500 Exemplaren wurde für das Jubiläum eine 78-seitige Festbroschüre in der hauseigenen Werkstatt „Ideenreich- Werbeagentur und Druckerei“ hergestellt. (mz/rs)
„Die friedliche Revolution eröffnete eine völlig neue Qualität der Behindertenarbeit“, sah es Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), der die Revolution der Kerzen als einen Glücksfall der Geschichte betrachtete. Auch Bernhard Scholz, Vertreter des Bistums Magdeburg, geizte nicht mit Komplimenten: „Für mich ist das Augustinuswerk eine Form des christlichen Dialogs.“
Dem Argument konnte Superintendent Christian Beuchel nur zustimmen: „Hier geht es nicht darum, wer ist Katholik, wer Protestant. In einer entkirchlichten Welt freue ich mich einfach über die gelebte Form christlicher Nächstenliebe hier im Augustinuswerk. Mein Dank gilt allen, von der Reinigungskraft, über den Heilpädagogen, die Erzieherinnen bis hin zu den Führungskräften“, so Beuchels Gesamtlob
Feier im Stadthaus Wittenberg reißt alle mit
Dass zu einem so festlichen Anlass auch Musik gehört, verlieh dem Ganzen die nötige Lockerheit.
Mit der 1. Wittenberger Big Band (Gründung Januar 2016) unter Leitung von Dieter Jentzsch gibt es inzwischen einen hörenswerten Klangkörper von 20 Musikern, die künftig durchaus ein Aushängeschild für die hiesige Musikszene sein dürften. Mit „In the mood“ oder „Jumpin in the woodside“ kam der typische Glenn Miller Sound zur Geltung.
Profimusiker wie Paul Ungureanu (Posaune) oder Manfred Jekin (Saxophon) verstehen es, ihre Mitspieler mit zu reißen. Ein ungewohntes Bild im Ensemble und einmal nicht im weißen Kittel, dafür an den Keyboards - Bosseklinik-Chefarzt Nikolaus Särchen. Neben dem musikalischen Teil kam der kulinarische nicht zu kurz und verdiente höchste Qualitätsnoten für die hauseigenen Augustinuswerk-Kochkünstler.
Die Erzieherinnen Gitti Jenke, Anke Heinrich und Iris Wende arbeiten seit mehr als 20 Jahren in der integrativen Kindereinrichtung am Tierpark. Kinder aus verschiedenen Nationen, ob aus Syrien, Polen oder den USA werden dort auch neben Behinderten mit viel Liebe betreut. „Christliche Werte werden hier gelebt und vermittelt“, berichten die drei Damen stolz von ihrer Arbeit. Stolz spricht auch aus den Worten von Matthias Monecke, seit fünf Jahren Chef des Hauses.
Sein Credo lautet: „Wir reagieren nicht, wir agieren. Damit können wir die Zukunft selbst gestalten. Viele Ehemalige werden an diesem Abend auch gesichtet, so beispielsweise Pfarrer i. R. Heinrich Aust, Bernd Keitzl oder Gerhard Koch (ehemaliger technischer Leiter), dessen Rat immer mal wieder bei technischen Problemen gefragt ist.
Einer der Höhepunkt des Abends bildet die Vorführung eines 7-Minuten Video-Clips mit dem Titel „Eddies Reise durch das Augustinuswerk“. Das Augustinuswerk auf unkonventionelle Weise kennen zu lernen – dies gelingt mit Hilfe von Eddie Huth, einem der Bewohner der Einrichtung. Viel Beifall erntet er dafür. (mz)
