Arzt im Heimatort erspart die Fahrt nach München
WITTENBERG/MZ. - Und so wollte sie es selbst im Alter von nunmehr 84 Jahren nicht für sich zulassen, diesbezüglich eingeschränkt zu sein. "Keine zehn Meter konnte ich mehr gehen!", schildert sie ihren Zustand bis vor wenigen Wochen. Durch eine Verengung im Spinalkanal, das ist der durch die einzelnen Wirbelbögen gebildete Kanal, durch den sich das Rückenmark zieht, waren Nervenenden gequetscht. Das hat Frau Seifert starke Schmerzen beschert, so dass sie immer gebeugter ging.
In einer Illustrierten hatte sie gelesen, dass es für solche Fälle eine schonenden Operationsmethode gibt. Und zwar indem ein Implantat zwischen die betroffenen Wirbelkörper gesetzt wird, das diese spreizt. Dadurch wird der Druck von den Nervenenden und damit auch der Schmerz genommen. Der Beitrag, den Frau Seifert gelesen hatte, bezog sich auf eine Klinik in München und die Wittenbergerin war fest entschlossen, sich dort operieren zu lassen. Umso überraschter war sie, als sie bei der Konsultation des seit August in Wittenberg praktizierenden Neurochirurgen, Safwan Al-Mohammad, erfuhr, dass sie den Eingriff von ihm in Wittenberg vornehmen lassen kann.
"Ich habe diese Operation schon einmal gemacht", berichtet der 40-jährige Mediziner der MZ. "Sie ist wirklich sehr gut geeignet, gerade auch für ältere Patienten." Die Alternative, fügt er hinzu, wäre der große Schnitt, was bedeute, Knochen abzutragen, Nerven und Knochenmark tangieren zu müssen. "So braucht man den Spinalkanal gar nicht zu öffnen." Damit sei auch das Operationsrisiko deutlich geringer. Der Schnitt sei nur wenige Zentimeter lang, und die Operation könne unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden.
Das so genannte x-stop-System, das Al-Mohammad zum Einsatz brachte, koste etwa 2 000 Euro, die Operation an sich bis 6 000 Euro. In der Regel würden die Krankenkassen die Kosten tragen. "Schließlich sparen sie doch schon durch die kürzere Liegezeit des Patienten. Auch sind nicht so aufwändige Rehabilitationsmaßnahmen notwendig wie nach der großen Operation."
Als niedergelassener Arzt führt er einmal wöchentlich über einen Konziliar-Vertrag mit der Paul Gerhardt Stiftung Operationen im Evangelischen Krankenhaus durch. Für diesen Eingriff mussten das Implantat und die dazugehörigen Instrumente gekauft werden. Hierbei habe ihn das Krankenhaus einmal mehr unterstützt, berichtet der Neurochirurg. "Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen", sagt dazu Krankenhaus-Sprecherin Janet Pötzsch. Dafür sei der niedergelassene Arzt für das Krankenhaus da, wenn es um neurochirurgische Fälle geht, zum Beispiel auch nach Unfällen.
An einem Mittwoch wurde Frau Seifert operiert, drei Tage später schon konnte die alte Dame das Krankenhaus verlassen und schon in der Woche darauf marschierte sie erhobenen Hauptes zum Verbandswechsel in die Praxis von Safwan Al-Mohammad in der Hans-Lufft-Straße. "Zu Hause bin ich schon wieder auf dem Trimmrad gewesen", erzählt die Seniorin.
"Ich glaube, sie will mal noch auf den Laufsteg", scherzt ihr Lebensgefährte. Beide sind dankbar, dass ihnen der große Aufwand, der mit der Operation in München verbunden gewesen wäre, erspart geblieben ist. Marie Seifert, die in der Duncker-Straße zu Hause ist, denkt schon wieder an Radtouren in die Umgebung von Wittenberg: und das noch in diesem Herbst.
Der Neurochirurg indes plant Umzüge. Zunächst mit der Praxis. Ab November zieht er in die Lutherstraße 17, denn schon in den zwei Monate seit der Eröffnung seiner Niederlassung haben sich die Räume im Haus der Bosse-Klinik als zu klein erwiesen. Und Anfang nächsten Jahres dann will Safwan Al-Mohammad auch mit seiner Familie in der Lutherstadt heimisch werden.
Anfragen dazu werden unter Tel. 0178 / 5 33 97 51 beantwortet.