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Arsenal-Parkhaus  Arsenal-Parkhaus : Kunst am Bau

Von Corinna Nitz 12.05.2017, 18:08
Ulrike Kirchner (rechts) bringt mit Wittenberger Schülern Kunst an die Fassade vom Arsenal-Parkhaus.
Ulrike Kirchner (rechts) bringt mit Wittenberger Schülern Kunst an die Fassade vom Arsenal-Parkhaus. Klitzsch

Wittenberg - Das Thema Kunst am Bau ist in Wittenberg so eine Sache. Dem neuen Stadthaus wurde eine solche Aufwertung wie berichtet verwehrt. Dagegen kommt der Nachbar Arsenal jetzt bereits zum zweiten Mal in diesen Genuss. Diesmal jedoch wird nicht die zur Bürgermeisterstraße hin gelegene Fassade des Einkaufszentrums gestaltet, sondern die Westfassade des angrenzenden Parkhauses.

Verletzte Weltreligionen

Gemeinsam ist beiden Aktionen die Künstlerin: Ulrike Kirchner hat bereits im Cranach-Jahr 2015 im Rahmen der Landesausstellung für den jüngeren Lucas an der Ostseite ihr „Cranach-Fragmentarium“ ausgestellt. Dabei handelte es sich um raumgreifende sowie farb- und ausdrucksstarke Adaptionen von Cranach-Porträts. Nun, im Jahr des Reformationsjubiläums, präsentiert Kirchner, die am Luther-Melanchthon-Gymnasium unterrichtet, mit Schülern das Doppelprojekt „Auge in Auge“ sowie „Auge in Auge mit Wittenberg“.

Zur Eröffnung eingeladen wird am heutigen Sonnabend, 13. Mai.

Für ihr eigenes Projekt „Auge in Auge“ hat Kirchner symbolisch die Weltreligionen dargestellt. „Angeschlagen und verletzt sind sie“, sagt die Künstlerin. Aber: Sie stehen „in Toleranz und gleichberechtigt nebeneinander“. Dazu gesellen sich überlebensgroße Porträts anonymer Zeitgenossen, die, sehr individuell, „eine Haltung“ zu den Weltreligionen ausdrücken. Kirchner versteht ihre Arbeit einerseits als Fortsetzung des Cranach-Projektes von 2015 und andererseits als „Aufruf zur Toleranz und zum interreligiösen Dialog“. (Tatsächlich scheint heute beides dringlicher denn je.)

Insgesamt umfasst Kirchners Werk 13 große Motivtafeln und sechs Aluminiumplatten. Die Rückseiten dieser Platten haben Schüler der zehnten bis zwölften Klassen direkt bemalt.

Die Aufgabenstellung bei „Auge in Auge mit Wittenberg“ war klar: Sie sollten sich bildnerisch mit den Wahrzeichen der Lutherstadt befassen. Dabei haben sie sich auch selbst in Szene gesetzt: Tom Nestler etwa ist Handstand machend vor der Kulisse von Stadtkirche und Marktplatz zu sehen. Seine akrobatische Einlage ist ein Verweis auf sein Hobby: Parcours- und Freerunning.

Den Marktplatz hat er ausgewählt, weil es sich um einen zentralen Ort Wittenbergs handelt, und die Stadtkirche, klar, sie gehört zu den Wahrzeichen der Kommune. Oder nehmen wir Eva Wildgrube: Sie zeigt im Rahmen einer Gruppenarbeit die Silhouette der Stadt samt Sonnenuntergang. Über das Projekt, das vor sechs Monaten an den Start ging, sagt die Zehntklässlerin, es sei „schwer gewesen, Neues zu finden“.

Dass er weg wollte von „den klassischen Motiven“, betont Tom Nestler bei einem Vor-Ort-Termin, als die fast zwei Meter hohen Bilder hoch droben an den Metallstreben der Parkhausfassade gerade montiert werden.

Bei der Durchführung des Projektes geholfen hat nach Auskunft von Ulrike Kirchner der syrische Bildhauer Ibrahim Ghazal. Als Flüchtling war er 2015 in die Region gekommen und zunächst in der Turnhalle von Griebo untergebracht worden. Mit Rami Hariri war dort ein weiterer Künstler aus dem Bürgerkriegsland Syrien.

Kirchner kümmerte sich insoweit um die beiden, als sie dafür sorgte, dass sie die Kunsträume in der Schule nutzen konnten. Ghazal und Hariri hatten inzwischen auch schon Ausstellungen in der Stadt.

Vernissage mit Programm

Die Eröffnung des Doppel-Kunst-Projekts an diesem 13. Mai findet übrigens im Foyer und auf dem Hof des Stadthauses gegenüber des Parkhauses statt. Beginn ist um 17 Uhr. In Aussicht gestellt wird die Theatergruppe des Luther-Melanchthon-Gymnasiums. Musik soll es geben und Tom Nestler will einen Film zeigen, der unter anderem den Verlauf des von zahlreichen Sponsoren unterstützten Kunst-Projektes nachvollziehbar mache. (mz)