Arsenal-Einkaufszentrum Arsenal-Einkaufszentrum: Zum fünften Geburtstag Udo Walz

Wittenberg - Nie wirkte das „Arsenal“ so groß und prächtig wie an jenem 18. Oktober 2012. Rolltreppen!, mehrere sogar, Roter Teppich, Glas und Glitzer, Bodyguards und Will Smith (wenn auch nur als Double). Die Stadt hat sich schnell daran gewöhnt, heute ist das „Arsenal“ das, was es ist: ein Einkaufszentrum, wie es viele gibt im Land, freilich abgehoben durch seine besondere Lage - mitten im Welterbe.
3,4 Millionen Besucher frequentierten laut Center-Managerin Nicole Krüger 2016 das „Arsenal“, in normalen Wochen sind durchschnittlich 11 500 Menschen pro Tag im Center unterwegs. Das ist zwar nicht gleichbedeutend mit Kundenzahlen, doch „sind wir jedes Jahr besser geworden“, betont Krüger, die für das Ausnahmejahr 2017 selbstverständlich auch beim Umsatz mit einem Aufwuchs rechnet.
Erstaunlich gering ist die Fluktuation bei den Mietern der 53 Geschäfte, tatsächlich fällt Krüger kaum eine Handvoll an Wechseln ein. Einer der größeren Coups aus jüngerer Zeit war zweifellos die Ansiedlung des Dessous-Spezialisten „Hunkemöller“ und auch Spielzeug ist seit geraumer Zeit im Angebot. Dass es dabei auch im „Arsenal“ Geschäfte gibt, „die Schwierigkeiten haben, ist kein Geheimnis“, sagt Krüger, ohne bestimmte Branchen hervorzuheben, Textil sei es aber nicht.
Mag die Herausforderung der Dessauer - Krüger stammt selbst von dort und kam 2013 nach Wittenberg - nur zum Teil gelungen sein, so zeigten Kundenreaktionen andererseits, dass das Konzept, mit Wittenberg mehr zu bieten als Einkaufen, aufgegangen sei. Hier bekomme man ein „Gesamtpaket“, Kultur und Flanieren. Die Investoren des „Arsenals“ bewerten es als einen „Einkaufsmagneten in einem 30-Kilometer-Radius“. „Ich kann sehr sicher sagen, dass ich zufrieden bin“, bilanziert Krüger.
Freilich hat das Einkaufszentrum auch die Rolle des Sündenbocks geerbt, den zuvor lange die vermeintlich fehlenden Parkplätze oder die Fußgängerzone in der Innenstadt hatten. Dass es viele Gründe gibt, warum angestammte Geschäfte (auch) in der Wittenberger Innenstadt schließen und es Leerstand gibt, wurde vielfach ausgeblendet. „Ich lasse das nicht mehr gelten“, weist Krüger den Sündenbock zurück, sie werde damit inzwischen „auch gar nicht mehr konfrontiert“.
Dass sie selbst seit diesem Jahr dem Vorstand des Wittenberger Gewerbevereins angehört, sieht sie als Beleg dafür, dass der Einzelhandel in der Innenstadt als „ein Ganzes“ zu verstehen sei. Wenn sie sich allerdings „etwas wünschen dürfte“, dann wären es „einheitliche Öffnungszeiten“ in der Altstadt - eine Uralt-Forderung vieler anderer vor ihr.
Zu denen, die an der Belebung der Innenstadt arbeiten, gehört - neben der Stadtverwaltung, die sich nicht zum „Arsenal“-Jubiläum äußern mochte - auch der Gewerbeverein. Befragt nach der Wirkung, die das „Arsenal“ auf den umliegenden Einzelhandel hatte, sagt Vereinschef Franz Neise zurückhaltend: „Ich persönlich habe geglaubt, dass sich durch das ,Arsenal’ möglicherweise auch für die Innenstadt weitere Perspektiven“ hätten eröffnen lassen können. Das aber „ist uns bis heute nicht geglückt“.
Mit anderen Worten: Die erhoffte Magnetwirkung hatte das „Arsenal“ nicht, im Gegenteil werde der Leerstand noch zunehmen, wenn die temporär genutzten Läden wieder frei sind und altgediente Geschäftsinhaber in Rente gehen.
Auch innerhalb des Gewerbevereins, der eine einschlägige Umfrage laufen hat und von der Stadt ein „Einzelhandelskonzept“ fordert, sieht man dies aber unterschiedlich. Es gebe doch ein „ständiges Kommen und Gehen“ in der Altstadt, so Hans Schubert, Inhaber der Agentur „NetworkOffice“, der dort selbst einen Laden eröffnet hat und weitere Neuansiedlungen anführt, die es ohne die Existenz des „Arsenals“ nicht geben würde, wie er sagt.
„Wittenberg steht auf der Expansionsliste nicht ganz oben“, räumt Nicole Krüger ein, „Filialisten in die Stadt zu holen ist kein Fingerschnipsen.“ Einen aber hat sie jetzt am Haken, um im Bild zu bleiben: Im November wird der Berliner Starfriseur Udo Walz in der Lutherstadt einen Ableger seines Modelabels „Liebstesstück“ eröffnen, oben im „Arsenal“. Zielgruppe für die Mode made in Italy sind Damen zwischen 30 und 55 Jahren, die Preise überraschend moderat.
Es gibt übrigens etwas, das vermisst wird im „Arsenal“ wie auch draußen: ein Fischgeschäft. (mz)
