Medikamenten-Versand Apotheken Wittenberg: Streit um das Bestellen von Medikamenten aus dem Ausland

Wittenberg - Die Apotheker schlagen Alarm: Das Gesundheitssystem ist in Gefahr! Diese soll von den internationalen Versandhändlern ausgehen. Patienten sollen mit ihren Unterschriften die Politik zum Handeln zwingen und das Vordringen der Internet-Konkurrenz stoppen.
„Aktuelle Entscheidungen der EU machen es ausländischen Konzernen noch einfacher, sich an unserem Gesundheitssystem zu bereichern“, heißt es in einem Aufruf, der in mehreren Apotheken ausliegt. Es geht um ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes.
Demnach schränkt die Preisbindung für rezeptpflichtige Medikamente den grenzüberschreitenden freien Warenverkehr ein und verstößt damit gegen EU-Recht. Künftig können Versandapotheken mit Sitz im EU-Ausland zum Ärger der hiesigen Apotheken die deutsche Preisbindung unterlaufen.
In dem Aufruf an die Kunden wird weiter beklagt: „Internationale Versandhändler wollen die Rosinen aus unserem System picken, ohne einen wesentlichen Beitrag für Sie, die Patienten, zu leisten. Dies gefährdet Ihre Apotheke vor Ort.“ Als Konsequenz drohe unter anderem die Einstellung der Nacht- und Feiertagsdienste in Notfällen.
„Die nationale Preisbindung muss erhalten bleiben“, fordert Birgit Biernoth von der Lucas-Cranach-Apotheke. Ein Kranker gehöre ins Bett und sollte sich nicht auf die Suche nach dem günstigsten Preis für sein Medikament begeben müssen oder seine Krankenkasse schreibe ihm vor, wo er seine Medizin zu kaufen hat. „Das Thema ist ein heißes Eisen“, sagt die Expertin und schlägt vor, dass Rezeptpflichtiges auch der deutsche Versandhandel nicht verkaufen darf.
„Damit könnte ich leben“, sagt Michael Spiegel. Natürlich führe dies zu Umsatzeibußen. „Mir geht es aber um das Wohl der Patienten“, so der Gräfenhainichener, der Chef von vier Apotheken und eines „kleinen Versandhandels“ ist. Der Experte plädiert vor allem aber für mehr Fairness. „Die Niederländer picken sich tatsächlich die Rosinen aus dem Kuchen“, so der CDU-Stadtrat.
Alles, was „viel Arbeit“ oder zumindest „mehr Aufwand“ bedeutet, werde den Apotheken überlassen. Das sei ein „unhaltbarer Zustand“. Spiegel legt allerdings die Unterschriftenliste nicht aus. „Die Kampagne ist unglücklich“, kommentiert er.
„Das Gesundheitswesen ist nicht in Gefahr “, sagt Amtsarzt Michael Hable. Nach Auffassung des promovierten Internisten werden allerdings „die Apotheken unter Druck“ geraten. Das sei aber der Markt, so der Mann aus dem Landratsamt. (mz)