Anne-Kathrin Müller aus Herzberg erwischt die Lunte
LINDWERDER/MZ. - Nach ihr wurde aber erst ganz am Ende der Pirsch durch Wald und Flur gegriffen. Aufgehängt war das Objekt der Begierde in einem Portal, bestehend aus einer Latte auf zwei Strohballen-Pfeilern. Anne-Kathrin Müller aus Herzberg stellte sich schließlich als die Geschickteste und Schnellste heraus. Sie erkämpfte sich mit der Lunte die Ehre, im nächsten Jahr neuer Fuchs oder genauer neue Füchsin bei der Lindwerdschen Jagd sein zu dürfen.
Sie genießt dann ebensolche Privilegien wie ihr "Fuchs-Kollege" Klaus Lehmann aus Ahlsdorf, der im vergangenen Jahr die Trophäe holte und dieses Jahr im Vorderfeld mitreiten durfte. Allerdings, immer in strenger Distanz hinter dem Master. Der hat bei Fuchsjagden das Sagen. Diesen Job lässt sich Ralf Richter aus Lindwerder als bewährter Veranstalter der Fuchsjagd von niemandem nehmen. Das Überholen des Masters gilt als eines der schlimmsten Vergehen bei einer solchen Hatz. Vom Jagdgericht wird es gnadenlos geahndet. Und so ließ es auch niemand wirklich darauf ankommen, als es auf den Parcours entlang der Glücksburger Heide ging.
Unter den Startern war auch Gerwin Hinrich aus Jeßnigk im Elbe-Elster-Kreis. Er ritt auf "Pekos", ein Criollo-Wallach, der in Argentinien geboren und dann per Luftfracht direkt nach Jeßnigk exportiert worden war. Hinrich mag auch heute noch nicht an die Kosten erinnert werden. "Der Wunsch nach einem südamerikanischen Rassepferd war eben stärker", tat er es achselzuckend ab und schwang sich in den Sattel.
Rund 30 Hindernisse galt es zu überwinden. Springen war nicht unbedingt Pflicht, wenn Ross und Reiter nicht ganz so gut drauf waren. Allerdings, unterwegs wachten "Fuchsrichter" mit Argusaugen über das Einhalten der Regeln und notierten Verstöße akribisch. Die fünf Kremserbesatzungen ging das so gut wie gar nichts an. Sie fuhren außer Konkurrenz ohnehin den bequemsten Weg. Schließlich durften Bier und Kümmerlinge an Bord nicht gar so sehr durchgeschüttelt werden.
Nach einem opulenten Mahl in freier Natur wieder in Lindwerder angekommen, ging es dann erst richtig zur Sache. Denn die Lunte hing noch immer am Balken. Pferde scharrten mit den Hufen, die Fuchsjäger im Sattel waren sichtlich nervös, als der Master endlich die alles entscheidende Strecke zur Trophäe freigab. Zwei Hindernisse galt es noch zu überwinden. Anne-Kathrin Müller sicherte sich souverän die "Pole-Position", griff geschickt nach dem Schwanz und galoppierte als Siegerin über die Ziellinie.
Die offizielle Siegerehrung fand am Abend in der Gaststätte Dixförda statt. Dort war es rappelvoll, als Fuchsjagdrichter Ehrhard Pieper aus Züllsdorf seines Amtes waltete. Der "Klingelbeutel" füllte sich schnell. Wie konnte man auch mit einem ungeputzten Sattel zur Fuchsjagd starten! Oder mit dreckigen Stiefeln aufs Pferd steigen? Von wegen schlechtes Wetter und Matsch. Pieper tat das lediglich als Ausreden ab und sammelte genüsslich für die Fuchskasse.
Die "Gerichtsverhandlung" in Dixförda wurde übrigens auch von einem Privatfernsehsender in Bild und Ton festgehalten. Allerdings mit dem Hintergrund, dass als Stargast die Truppe "Kantonputen" aus Linda auftrat. Die tanzenden Fußballer hatten sich eben in der RTL-Supertalente-Show für die nächste Runde qualifiziert (die MZ stellte das Männerballett bereits vor).