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Pflege- und Adoptivfamilien Angekommen im neuen Domizil

Der Verein der Pflege- und Adoptivfamilien Anhalt-Wittenberg hat erstmals seit seinem Bestehen eigene Räume. Was das bedeutet - und wie es dort aussieht.

16.04.2021, 08:20

Wittenberg - Seit 24 Jahren gibt es den Verein der Pflege- und Adoptivfamilien Anhalt-Wittenberg, aber erst jetzt hat die Institution eigene Räume beziehen können. Gut 80 Quadratmeter sind es, wie diesen Donnerstag bei einem Ortstermin in der Schulstraße Thoralf Flaake schätzt. Flaake ist - genau wie Gerlinde Gonszczyk - Vorstand der Volksbank Wittenberg.

Das Geldinstitut gehört zu den Hauptsponsoren des Vorhabens, allein von der Stiftung der Volks- und Raiffeisenbanken Norddeutschland gab es Gonszczyk zufolge 20.000 Euro. Noch einmal über 2.000 Euro kamen aus dem Gewinnsparen der örtlichen Bankkunden.

Gute Investition

Dass Zuwendungen gut angelegt sind, zeigt ein Rundgang mit Gerdina Hyzyk und Doreen Andrä vom Vereinsvorstand. Spielsachen unterschiedlichster Art konnten angeschafft werden, dito eine moderne Küche. In einem kleinen Badezimmer findet sich ein Wickeltisch für die jüngsten Kinder, die in den Pflegefamilien betreut werden, welche nun für die Umgänge mit leiblichen Eltern ihrer Schützlinge nicht mehr nur auf Parks oder Gaststätten oder Räume des Jugendamtes zurückgreifen müssen.

Nicht nur, dass solche Treffen etwa mit Neugeborenen bei Wind und Wetter im Freien nicht immer angenehm waren. Die Corona-Pandemie brachte es zudem mit sich, dass mancher Raum auch vorübergehend nicht mehr zugänglich war.

Rückzugsorte sind wichtig

Dass als Treffpunkt mit den Herkunftsfamilien die eigenen, also privaten Wohnungen nicht in Betracht kommen (sollten), ist verständlich. Hyzyk begründet das nicht zuletzt damit, dass die ihnen vom Jugendamt anvertrauten Kinder „Rückzugsorte“ brauchen. Räume eben, an denen sie sicher und geborgen sind. Über das neue Vereinsdomizil sagt Doreen Andrä: „Hier können sich auch die Kinder untereinander treffen.“ Dadurch hätten sie nicht mehr das Gefühl, „Exoten“ zu sein.

Von alledem abgesehen bieten die neuen Räume, der Mietvertrag besteht demnach seit Januar, nun auch den Vereinsmitgliedern ein gewisses Maß an Komfort. Nicht nur, dass sie sich dort treffen und austauschen können. Auch das Equipment für Veranstaltungen, das sich über die Jahre so angesammelt habe, muss jetzt nicht mehr privat untergebracht werden. Zugang zu den neuen Räumen haben nur Mitglieder des Vereins, in dem nach Auskunft von Gerdina Hyzyk derzeit 60 Familien vereint sind.

Weit mehr als 100 Pflegefamilien gebe es im Landkreis. Und diesen Menschen gilt, das wird an diesem Donnerstag deutlich, auch die Achtung von Bankvorstand Gerlinde Gonszczyk. Es gehe um Unterstützung für „die Schwächsten“, sagt sie unter Hinweis auf die betreuten Mädchen und Jungen und fragt: „Wer würde sich denn um diese Kinder kümmern, gäbe es den Verein nicht?“

Lang gehegter Wunsch

Am Ende des Rundgangs erinnert Vereinsvorsitzende Hyzyk gegenüber der MZ dann noch einmal an die Spendenbereitschaft von ganz unterschiedlichen Seiten für die Arbeit ihres Vereins. Zu jenen, die sich insoweit engagierten, gehörten auch Schülerinnen und Schüler des Luther-Melanchthon-Gymnasiums Wittenberg. Über 5.000 Euro haben sie wie berichtet im Rahmen einer Benefizwoche im Herbst 2019 gesammelt. Schon damals sprach Gerdina Hyzyk von dem Wunsch nach geeigneten Vereinsräumen. Jetzt hat er sich erfüllt. Sie sind angekommen.

Umgänge und Feiern

Die Räume des Vereins der Pflege- und Adoptiveltern Anhalt-Wittenberg befinden sich in der Schulstraße. Genutzt werden können sie u. a. für Versammlungen und zuvörderst für die Umgänge, wie die Treffen mit leiblichen Eltern genannt werden. Für die Miete kommt nach Auskunft von Gerdina Hyzyk, der Vorsitzenden des Vereins, das Jugendamt auf. In eine moderne Ausstattung investieren konnte man dank etlicher Spenden und besonders durch eine Zuwendung von mehr als 20.000 Euro durch die Volksbank.

Telefonisch erreichbar ist der Vereinsvorstand unter der Rufnummer 03491/8731044. Eine Webseite, hieß es gestern, befinde sich im Aufbau. (mz/Corinna Nitz)