1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Agrargenossenschaft in Kleinzerbst: Agrargenossenschaft in Kleinzerbst: Mutige Investitionen in der Milchviehanlage

Agrargenossenschaft in Kleinzerbst Agrargenossenschaft in Kleinzerbst: Mutige Investitionen in der Milchviehanlage

Von Ilka Hillger 13.12.2015, 16:57
Pünktlich zum Tag der offenen Tür kam dieses Kalb zur Welt.
Pünktlich zum Tag der offenen Tür kam dieses Kalb zur Welt. Thomas Klitzsch Lizenz

Kleinzerbst - Das passte perfekt: Pünktlich zum Tag der offenen Tür in der Milchviehanlage Kleinzerbst kalbte eine Kuh. Am Samstagvormittag war das wenige Stunden alte Tier der erklärte Liebling aller Besucher, die gekommen waren, um mit der Agrargenossenschaft Trebitz die jüngsten Investitionen des Landwirtschaftsunternehmens zu feiern.

Davon gab es einige: zuerst ein nagelneuer Milchvieh- und Abkalbestall, am anderen Ende des Ortes ein umgebauter Altstall, der jetzt die Jungrinder beherbergt, und schließlich gleich in Blickweite zur großen Stallanlage zwei große, graue Güllelagerbehälter. So hatte Gudrun Preuschoff den Gästen denn auch viel zu zeigen und zu erklären. „Wir haben hier in den vergangenen zweieinhalb Jahren 1,4 Millionen Euro investiert“, sagte die Geschäftsführerin der Genossenschaft.

Die derzeit 420 Kühe in der Milchviehanlage der Agrargenossenschaft Trebitz liefern täglich zwischen 10 500 und 11 000 Liter Milch. Damit ist das Unternehmen, so Geschäftsführerin Gudrun Preuschoff, eines der führenden im Bundesland. Die Milch wird an das Frischli-Werk in Weißenfels geliefert. Im Bestand der Tiere befinden sich etliche Kühe mit einer Lebensmilchleistung von 100 000 Litern, bei zweimaligem Melken am Tag liefern sie 60 bis 65 Liter Milch. In den neuen Abkalbestall kommen die trächtigen Kühe drei Wochen vor dem Kalben und bleiben noch ein bis zwei Wochen nach der Geburt dort. Zehn der 23 Mitarbeiter der Genossenschaft arbeiten in der Milchviehanlage von Kleinzerbst. Der Neubau des Stalls, so sagt es Gudrun Preuschoff, gehe auch einher mit besseren Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter.

Begonnen hatten die Investitionsmaßnahmen mit den drei genannten Teilprojekten im April 2013, abgeschlossen waren sie im vergangenen Monat. Die Kühe hatten also ausreichend Zeit, sich im neuen Abkalbestall einzuleben. Und so weit man das denn beurteilen kann, fühlen sich die trächtigen Rinder durchaus wohl. „Das ist die Wellnessanlage für die Tiere“, kommentierte Preuschoff zwei große, gelbe Bürsten an beiden Stallenden. Naht sich ihnen ein Tier, dann starten sie automatisch und die Massage kann beginnen. Komfortable Geburtsvorbereitung in einem hellen, luftigen Stall. „Es war uns besonders wichtig, den Komfort für die Tiere zu erhöhen“, so Preuschoff.

Die Reinigungs- und Desinfektionsmöglichkeiten hätten sich mit dem Neubau verbessert. „Da sind wir auch als Zulieferer gefordert, denn die Molkereien verlangen immer hochwertigere Milch.“ Dafür gibt es für die Milch immer weniger Geld. 27 Cent erhält die Agrargenossenschaft aktuell für den Liter. Ein Betrag, mit dem man profitabel arbeiten könnte, lag das letzte Mal im Sommer 2014 bei 33 bis 35 Cent. „Das liegt gar nicht allein am Wegfall der Milchquote. In die Preispolitik spielen viele komplizierte Faktoren hinein“, so Preuschoff. Vor allem aber ärgert sie eines: „Die Milch wird zu billig verkauft. Die Wertschätzung des Produktes steht in keiner Relation zum Aufwand bei der Herstellung.“

Das machte die Investition in Kleinzerbst zu einem mutigen Schritt, auch mit Blick auf die Zukunft. Zum Beispiel bei den Güllelagerbehältern. Bislang konnten 4 000 Kubikmeter erfasst werden, mit den beiden neuen Bauten sind es 12 000. „Dieses Vorhaben ist strategisch mit Blick auf die neue Düngeverordnung ausgerichtet“, erklärte Preuschoff. Trete diese in Kraft, müsse mehr Lagerfläche vorhanden sein und die Lagerzeit der Gülle erhöhe sich von sechs auf neun Monate, bevor der organische Dünger wieder auf dem Acker landet. #image

In den drei großen Betonbehältern ist also ausreichend Platz für die tierischen Nebenprodukte, die die derzeit 420 Rinder täglich produzieren. Die Agrargenossenschaft plant, so die Geschäftsführerin, die Tierzahl auf 500 zu erhöhen. „Das bietet sich nun durch den neuen Stall an, war aber nicht unser vorderstes Ziel.“ Aufgegeben wurde am Standort die Putenzucht. 8 000 Hähne und Hennen gab es einmal in Kleinzerbst, ihr Altstall wurde zum Jungrinderstall umgebaut. Genau dort kommen auch die kleinen Kälber hin, die jetzt noch in ihren gesonderten Boxen im Abkalbestall stehen.

„Diese Liegeboxen haben das Green-Stall-Easy-System“, erläuterte Preuschoff die besondere Innovation im Stall. Die Trennbügel sind dabei nicht aus Metall sondern aus grünem Kunststoff und somit flexibler. Es besteht weniger Verletzungsgefahr, etwa wenn der Andrang an den Massagebürsten besonders groß ist. Noch ein Novum ist das Jalousie-System an den Längsseiten des Stalles, das automatisch gesteuert wird, Licht und Luft herein lässt. „Das hat nichts mehr mit den Ställen von früher zu tun.“ In Kleinzerbst fanden das auch die Besucher, die von solchen Sachen Ahnung haben. Anerkennend sah man sich den Neubau an und blieb am Ende meist noch ein wenig beim Kälbchen stehen, um dabei zu sein, wenn es sich zum ersten Mal auf die Beine stellt. (mz)

Das ist die Wellnessanlage für die Tiere, hier wird massiert.
Das ist die Wellnessanlage für die Tiere, hier wird massiert.
Klitzsch Lizenz