Abschied Abschied : Schifffahrt ade

Wittenberg - Aus der Traum. Wittenberg hat kein Fahrgastschiff mehr, das auf der Elbe schippert und eine Attraktion ist - nicht zuletzt für Besucher der Stadt, die unter anderem auch deshalb anreisten, weil sie hier eine kleine oder größere Schiffs-Tour unternehmen konnten.
Was mit viel Hoffnungen gestartet worden war vor 15 Jahren, fällt letztlich dem extrem trockenen Sommer des vergangenen Jahres zum Opfer. Fahrten waren monatelang gar nicht oder nur sehr sporadisch möglich, wenn gerade mal wieder „ein Schluck Wasser“ aus Richtung Dresden kam. Jan Harnisch, der Eigner des Schiffes, hat wie berichtet das Handtuch geworfen - wegen der erheblichen Verluste, wegen eines Umsatz-Verlustes von rund 80 Prozent im Vergleich zu 2017. Und das, obwohl die Auftragsbücher voll waren.
Büro geräumt
Was er nicht zuletzt im Interesse der Stadt gehofft hatte, war, das Schiff am Heimathafen Wittenberg halten zu können. Das ist offenkundig nicht gelungen. Der Anleger ist verwaist, die „Lutherstadt Wittenberg“ bereits weg und sie kommt auch nicht mehr wieder. Das zur „Wittenberger Passagierschifffahrt“ gehörige Büro in der Schlossstraße wurde geschlossen und geräumt. Das Kapitel Fahrgastschifffahrt auf der regionalen Elbe hat sich erst einmal erledigt.
Harnisch, der das Schiff gekauft und eigens das Kapitänspatent erworben hatte, bestätigt das. „Es hat nicht funktioniert, das Schiff in Wittenberg zu lassen.“ Er habe mehrere Anläufe genommen aber kein geeignetes Angebot erhalten. Die „Lutherstadt Wittenberg“ befindet sich nach seinen Worten gegenwärtig in Aken, wo kleinere Reparaturen erledigt werden. Am 21. Februar wird das Fahrgastschiff eine Reise Richtung Polen unternehmen. Neuer Heimathafen ist laut Harnisch Szczecin (ehemals Stettin).
Dass ihm eine „Riesenlast von der Schulter gefallen ist“, räumt der Ex-Wittenberger ein. „Wir haben 15 Jahre lang gekämpft.“ Mit den Widrigkeiten des Wetters und der Elbe ebenso wie etwa mit dem Wasserschifffahrtsamt.
Sonderlich unglücklich klingt der umtriebige Unternehmer nicht, der viel versucht hat. Alles habe seine Zeit. 15 Jahre Fischgaststätte Klabautermann, 15 Jahre Passagierschiff „Lutherstadt Wittenberg“, die Anteile an der Altstadtbahn hat er verkauft und nach eigenen Angaben die Schiff-Verluste von 2018 ausgeglichen. Nun konzentriert sich Harnisch auf den „Junker Jörg“, das einstige Hotelschiff, mit dem er 2017 in Wittenberg nicht viel Glück hatte.
Das sei nun anders. Das große Schiff liegt zurzeit im Winterquartier in Tangermünde, bald startet die Saison: „Junker Jörg“ fährt als Flusskreuzfahrtschiff auf der Elbe - wenn dort das Wasser knapp wird auf der Ostsee. „Für dieses Jahr sind wir bereits ausverkauft.“
Risiken der Elbe
Wittenberg hilft das nicht, die Stadt hat kein Ausflugsschiff mehr. Sehr bedauerlich nennt Kristin Ruske, Chefin der Tourist-Information den Abschied. Es habe sich einmal mehr gezeigt, dass die Elbe unvorhersehbar und mit Risiken verbunden sei. Ausgezeichnet verkauft hatte sich nach ihren Worten das Kombinations-Paket aus Schifffahrt und Altstadtbahn. „Das half im Übrigen auch, die Aufenthaltszeit zu steigern.“
Trübsal blasen aber helfe nicht. Aus dem einen Paket, so Ruske, seien inzwischen vier geworden: Kombinationsangebote von Altstadtbahn Wittenberg mit Panorama, Hundertwasser-Haus, Bauhaus Dessau und sogar einer Schiffstour, wenn auch auf der Goitzsche. Sicher aber sei das kein gleichwertiger Ersatz, weil Flussschifffahrt schöner ist und das Erleben der Elbe in Wittenberg nun schwieriger wird. (mz)