1. Mai 1. Mai: Was vom Kampftag übrig blieb

Wittenberg/MZ/CLL - „Der 1. Mai ist immer noch ein Kampftag für die sozialen Rechte“, sagt Wolfram Altekrüger. Er und einige andere haben sich am Mittwoch traditionell zu Maifeier und Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes auf dem Wittenberger Platz der Demokratie versammelt.
Sehr friedlich ging es zu beim „Kampftag“ und mit einem verschmitzten Lächeln drapierte Verdi-Mitglied Altekrüger Plakate mit mehr oder weniger ironischen Botschaften. „Skandal in der Lutherstadt Wittenberg: Erwerbsloser heiratet Bürgerliche“ und Bissigeres gab es zu lesen. „Es ist wichtig zu sehen, dass überhaupt etwas passiert und nachzudenken, wie es wäre, wenn nichts mehr passiert“, sagt er, spricht von seinem Engagement für Erwerbslose, von Prozesskostenhilfe und Montagsdemos. „Wir sind alle betroffen, auch wenn das nicht alle wahrhaben wollen.“
Nicht mehr das, was er mal war
„Der 1. Mai ist nicht mehr der Kampftag, der er mal war“, sagt ein paar Schritte weiter Helga Johannes am Stand der IG Bergbau, Chemie, Energie. Aber auch für sie ist eines klar - Nichtstun kommt nicht infrage, und sei es an diesem von Rot dominierten Mittwochvormittag nur die Versammlung und der Austausch auf dem Platz der Demokratie. Sie selbst hat 25 Jahre als Sekretärin im Gummiwerk gearbeitet und ihr Arbeitsleben schon eine Weile hinter sich. „Es wäre doch schade, wenn an diesem Tag gar keiner mehr was macht.“ Nur dass die Jugend bei der Veranstaltung fehlt, wie sie bedauert, das bestätigt schon ein kurzer Blick in die Runde.
Gegen die Hoffnungslosigkeit
Von einem „Kampftag mit Hoffnung“ spricht Gabriele Lange am Verdi-Stand, während sie Unterschriften für die europaweite Petition gegen die Privatisierung von Trinkwasser sammelt. „Es soll darum gehen, dass die Leute nicht so hoffnungslos sind“, sagt sie und wünscht sich, dass Menschen sich zunächst für sich selbst und dann am besten auch für andere einsetzen und über die Folgen ihres eigenen Handelns nachdenken.
Denkanstöße gab es zuhauf an diesem Vormittag, garniert mit Werbegeschenken von Kugelschreiber und Flaschenöffner bis Bonbon und Eiskratzer - und rote Nelken, denn die dürfen an einem ersten Mai wirklich nicht fehlen.

