Zwillinge tanzen Tango im Schnee
WEISSENFELS/MZ. - Es ist nach "Copacabana", "Mama arbeitet wieder" und "Das Beste kommt zum Schluss" der vierte Film, in dem die beiden Weißenfelser Kinder mitwirken. "Wir spielen diesmal keine Zwillinge, sondern abwechselnd die körperbehinderte Lilli, die ihrer Oma zum runden Geburtstag eine ganz besondere Überraschung bereiten will", verrät Aline Kolditz, die zwölf Minuten jünger ist als ihre Schwester Lea. Beim Stöbern auf dem Dachboden findet Filmkind Lilli schließlich eine Schallplatte mit Tangomusik und hat da so eine Idee . . . Doch mehr wollen die Fünftklässler, die das Weißenfelser Goethegymnasium besuchen, nicht verraten. Denn dann sei ja der Film nicht mehr spannend.
Ein reichliches Jahr sei im Norden von Sachsen-Anhalt gedreht worden. Insgesamt waren es vier Wochen, in denen sich die Kinder am Set abgewechselt haben, blicken die Eltern Katarina und Steffen Kolditz zurück. "Eine herrliche Zeit, die wir wie eine Art Urlaub genossen haben", erzählt Steffen Kolditz, der als Fahrdienstleiter bei der Deutschen Bahn AG in Schichten arbeitet. "Damit die Kinder beim Filmdreh zeitlich nicht überbelastet werden, wechseln sie sich ab", erklärt Katarina Kolditz, die als Kindergärtnerin beschäftigt ist. Dies sei gesetzlich so geregelt. "Das Drehen macht großen Spaß, ist besser als Schule", meint Lea. Alle Schauspieler seien unheimlich nett. "Wir dürfen Oma und Opa zu ihnen nicht nur im Film, sondern auch im wirklichen Leben sagen", berichtet ihre Schwester Aline.
Angefangen hat alles vor mehr als drei Jahren, als per Zeitungsannonce in der MZ Zwillinge im Alter von sechs bis acht Jahren für Filmdrehs gesucht wurden. Unter hundert Bewerbern haben die Weißenfelser schließlich das Rennen gemacht. "Wir wollten das mit dem Filmen eigentlich nicht, denn unsere beiden Mädchen sind keine Stars, sondern ganz normale Kinder", sagt Katarina Kolditz. "Wir staunen selbst über unsere Beiden, wie offen sie mit den Filmleuten beim Drehen umgehen. Sie legen den Schalter einfach um und stellen sich mit viel Disziplin auf die jeweilige Rolle ein", schildert ihr Mann seine Beobachtungen bei vergangenen Dreharbeiten unter anderem mit Nicole Heesters, Friedrich von Thun und Christiane Paul. Er und seine Frau möchten auf keinen Fall, dass die Zwillinge als Stars gehandelt werden und vielleicht abheben könnten.
Mittlerweile stehen die Zehnjährigen zum fünften Mal vor der Kamera, nun für einen Kurzfilm. "Es geht um eine sehr anspruchsvolle Rolle, in der ein zukünftiger Regisseur seine eigene Kindheit aufarbeitet. Partys, Drogen und verrückte Freunde seiner Eltern spielen dabei eine Rolle. "Manchmal drehen wir eine kurze Szene 25mal", berichtet Aline. Gefilmt wird für das neue Projekt in Berlin. Abwechselnd fahren die Kolditz-Eltern ihre Kinder zu den Drehorten. Genehmigungen für die Arbeit mit den Schwestern müssen zuvor vom Arzt und von der Schule eingeholt werden. Bis jetzt habe immer alles gut geklappt. Auch die Arbeitgeber, Kollegen und Lehrer hätten viel Verständnis gezeigt und Urlaubstage gewährt. Im Familien- und Freundeskreis wollen sich die Kinder, zu denen der fünfjährige Bruder Niklas gehört, den Film am Mittwoch anschauen. "Morgen wird es wieder ernst, dann schreiben wir eine große Englisch-Arbeit", kündigt Aline an.