Zigeunerlieder am Nachmittag
Weißenfels/MZ. - Ein kleines Kuchenbüfett an der Eingangstür, eine nette Serviererin, die den Gästen Kaffee, Frankfurter Kranz, Marzipantorte und Apfelkuchen oder ein Gläschen Wein zum Tisch im Wintergarten trägt, so beginnt der Donnerstagnachmittag für die Besucher des Kulturhauses - vorwiegend Senioren. Ganz gemütlich stimmen sie sich auf anderthalb Stunden mit Zigeunerweisen ein.
Doch schon bei den ersten Klängen der Instrumente des Philharmonic-Strings-Quartetts aus Dresden und Thomas Volk am Klavier, spätestens aber als Sängerin Rotraud Denecke auf die kleine Bühne im Wintergarten steigt, wird es temperamentvoll und feurig. So wie es die rund 50 Gäste erwarten. Ob es Brahms Ungarische Tänze sind, die erklingen, oder bekannte Operettenlieder aus der Csárdásfürstin oder Zigeunerliebe, das Ensemble weiß, seine Gäste mitzureißen. Der Beifall zeigt, dass ihnen die feurige Sängerin und die seufzenden Geigen gefallen.
"Seit fünf Jahren arbeitet 'Kolorit' mit dem Philharmonic-Strings Quartett zusammen", erklärt Frau Denecke, die Ensemble-Leiterin. "Mit Ausschnitten aus dem Zigeunerprogramm gastierte das Ensemble vor vier Jahren in den USA", sagte sie.
Rotraud Denecke ist in Blankenburg im Harz aufgewachsen, trat schon als Kind bei den Harzer Folkloristen auf und gewann 1978 den Wettbewerb für Meisterjodler. An der Leipziger Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy studierte sie Gesang, spielte an den Bühnen in Magdeburg, Leipzig und Zeitz, gastierte mit Operetten in Plauen und gab klassische Konzerte unter anderem in Detmold. 1996 gründete sie das Konzert- und Gastspielensemble "Kolorit".
Thomas Volk ist Gründungsmitglied und heute musikalischer Leiter des Ensembles. In Philadelphia (USA) geboren, studierte er in New York Klavier, bevor er in Graz das Fach Dirigieren belegte. Musikalischer Leiter war er an der Niedersächsischen Kammeroper, er arbeitete am Opernhaus in Nizza und ab 1990 als 1. Kapellmeister an der Staatsoper Dresden.
Die Musiker des Philharmonic-Strings-Quartett gehören eigentlich der Neuen Elblandphilharmonie an. Ihnen - das sind Jürgen Steude (Cello), Reinhardt Heber (Viola), Gerd Blechschmidt und Tina Volk (Violine) - macht es Freude, im Quartett die Grenzen zwischenernster und Unterhaltungsmusik zu verwischen.
Das Ensemble "Kolorit" hat aber nicht nur Operette- und Musical-Melodien im Repertoire. Rotraud Denecke präsentiert sich auch als unterhaltsame Chansonnette zum Thema "So sind wir Frauen" oder präsentiert Filmmusik ("Ufa trifft Hollywood"). In speziellen Programmen befasst sich das Ensemble auch mit Johann Wolfgang von Goethe, Bertold Brecht, Johann Sebastian Bach und Martin Luther. In Lesungen widmen sich die Künstler Joachim Ringelnatz und Hermann Hesse. In Zeitz betreibt das Ensemble die KulturVilla, spielt dort selbst und lädt dazu andere Künstler ein.
Die KulturVilla "Kolorit" befindet sich in der Geußnitzer Straße 10 in Zeitz, Telefon 03441 / 21 75 12.