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Zentraldeponie Cröbern verfolgt Müllprozess Zentraldeponie Cröbern verfolgt Müllprozess: Die Spur des Abfalls

Von Jan Iven 30.11.2015, 07:29
In der Zentraldeponie in Cröbern werden alle Arten von Bauschutt entsorgt. Auch aufbereiteter Restemüll wird eingelagert.
In der Zentraldeponie in Cröbern werden alle Arten von Bauschutt entsorgt. Auch aufbereiteter Restemüll wird eingelagert. Jan Iven Lizenz

Cröbern/Naundorf - Die Zentraldeponie Cröbern schluckt so ziemlich jeden Dreck. „Die Anlage ist der Manuel Neuer des Müllkreislaufes. Wir erhalten alles, was andere nicht schaffen“, sagt Bernd Beyer, Geschäftsführer der Westsächsische Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft (WEV). Schwermetalle, Asbest, alles was an Bauschutt und anorganischen Abfällen anfällt, wird in dem 50 Meter hohen Hügel bis in alle Ewigkeit eingelagert. Versiegelt werden die Abfälle durch eine meterdicke Tonschicht. 20 Jahre ist die Anlage in Betrieb und vermutlich wird sie noch 20 Jahre weiterarbeiten.

Die Deponie an der A 38 spielt eine Schlüsselrolle in einem Prozess um Abfalllieferungen, der seit dem Frühjahr am Landgericht Halle verhandelt wird. Von hier aus soll ein angeklagter ehemaliger Vertriebsleiter der Anlage italienische Siedlungsabfälle nach Naundorf im Burgenlandkreis vermittelt haben. Denn die Zentraldeponie soll damals überlastet gewesen sein.

Ob die behördlichen Genehmigungen dafür vorlagen, konnte nicht geklärt werden. Der Angeklagte soll für die Vermittlung des Deals 100.000 Euro Schmiergeld aus Naundorf bekommen habe.

Die heutigen Verantwortlichen der Deponie beobachten die Verhandlung gegen den ehemaligen Vertriebsleiter genau. WEV und Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen schicken jeweils einen Beobachter zur Verhandlung nach Halle. Offiziell will man sich nicht über das laufende Verfahren äußern. Es überrascht aber kaum, dass die WEV wissen will, ob ihr ehemaliger Vertriebsleiter bestechlich war. Eventuell müssten weitere Geschäfte untersucht werden. Das Thema Schadensersatz könnte ebenfalls eine Rolle spielen.

46 Mitarbeiter entlassen

Die Siedlungsabfälle aus dem Raum Neapel nimmt die Deponie nicht mehr an, seit Bernd Beyer die Geschäftsführung 2008 übernahm. „Wir waren den Italienern zu teuer“, sagt Beyer knapp. „Als ich hier anfing, musste einiges verbessert werden.“ Die Zentraldeponie hatte wirtschaftliche Probleme und nahm damals jeden Müll an, den sie kriegen konnte. Wie Zeugen vor dem Landgericht aussagten, wurde im Zweifelsfall auch nicht so genau nachgefragt, da die damalige Geschäftsführung unter enormen Druck gestanden haben soll.

„Wir haben das Unternehmen inzwischen völlig neu aufgestellt“, sagt Beyer. Von ehemals 130 Mitarbeitern wurden 46 entlassen. Beim Energieverbrauch wurde gespart. Die Abluft der Deponie wird als Biogas verwertet. Solarzellen produzieren ebenfalls Strom. Seitdem soll es in der Zentraldeponie wirtschaftlich wieder rund laufen.

Die Deponie fasst 19 Millionen Tonnen. Die mechanisch-biologische Anlage zur Bearbeitung von Restemüll verarbeitet jährlich 150.000 Tonnen und ist etwa zur Hälfte ausgelastet. Insgesamt schreibt die Deponie nach Angaben des Geschäftsführers schwarze Zahlen und erwirtschaftet Umsätze von etwa 30 Millionen Euro.

Der Fortgang des Prozesses gegen den Ex-Vertriebsleiter ist völlig offen. Mittlerweile ist nicht einmal klar, ob die Mülllieferungen nach Sachsen-Anhalt damals überhaupt strafbar waren. „2005 wurden die Gesetze geändert und die Branche musste sich an die neuen Regeln gewöhnen“, sagt Beyer. Erstmals durfte Hausmüll nicht mehr unbehandelt in Deponien eingelagert werden. Viele Anlagen hätten Probleme gehabt, ihren Hausmüll los zu werden. Wer wie der Angeklagte über gute Kontakte verfügte, um Abfälle zu vermitteln, hätte damals sehr gut verdienen können.

Mechanisch-biologische Aufbereitung

In Cröbern wurden die Kapazitäten für die mechanisch-biologische Aufbereitung seitdem ausgebaut. Der behandelte Restemüll ist aber noch zu sehr belastet, um als Dünger verwendet zu werden. Er wird daher mit dem Bauschutt in der Zentraldeponie eingeschlossen.

Dass es in Zukunft erneut zu Mülllieferungen mit unklarer Genehmigungslage kommt könnte, schließt Geschäftsführer Bernd Beyer aus. „Die neue Personalstruktur verhindert das“, sagt er. Zudem sei inzwischen völlig klar, dass für Lieferungen in ein anderes Bundesland zusätzliche Genehmigungen erforderlich sind. (mz)

Aufbereiteter Hausmüll wie dieser wurde nach Naundorf geschafft.
Aufbereiteter Hausmüll wie dieser wurde nach Naundorf geschafft.
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