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Zeitungen rasen auf der Achterbahn

Von Andreas Richter 01.10.2006, 16:31

Halle/MZ. - Rund 40 Interessenten haben sich an diesem Freitagabend zum Druckzentrum der MZ nach Halle aufgemacht, um einmal zu erleben wie ihre Heimatzeitung entsteht. Überwiegend sind es Mitglieder des 1. Tanzsportclubs Blau-Gelb (TSC). Beim Jugendtag der Burgenlandbahn am 2. Juli dieses Jahres auf den Weißenfelser Badanlagen waren die MZ-Leser aufgerufen, ihren beliebtesten Verein zu wählen. Der TSC erhielt die meisten Stimmen und gewann einen Abend im Druckhaus der MZ.

Nach einer stressfreien von der Burgenlandbahn gesponserten Zugfahrt erfahren die Besucher zunächst einiges über die zweitgrößte Regionalzeitung Deutschlands. Sie hören von knapp 300 000 Exemplaren, die täglich auf vier Maschinen gedruckt und in 19 verschiedenen Lokalausgaben in das Verbreitungsgebiet im südlichen Sachsen-Anhalt geliefert werden. Zwischen 21.30 Uhr und 2.30 Uhr entsteht die Ausgabe des nächsten Tages, die während dieser Zeit bei aktuellen Ereignissen mehrfach verändert werden kann.

Nach einem kurzen Film über die MZ geht die erste Gruppe hinüber zum modernen Druckzentrum. Wilhelm Gompert, Mitarbeiter des Verlages, verweilt am Eingang kurz an einer alten Setzmaschine, an der noch vor zwanzig Jahren die Schriftsetzer in mühevoller Arbeit das Vorgänger-Blatt der MZ, die "Freiheit", zusammenstellten. Unterdessen ertönt irgendwo im Druckzentrum eine Klingel, der Lärmpegel schwillt an. Es ist 21.30 Uhr - Andruck. In den nächsten fünf Stunden wird die aktuelle

MZ-Ausgabe im modernen Offset-Verfahren hergestellt. Riesige Rollen Druckpapier liegen bereit. 20 Kilometer Papier auf jeder Rolle. Etwa 50 solcher Rollen werden jede Nacht bedruckt - rund 1000 Kilometer Papier.

Während seine Frau die Ausgabe vom nächsten Morgen durchblättert, betrachtet Gerald Gebhart das Geschehen aus dem Blickwinkel des Maschinenbauingenieurs. "Wie hier alles ineinander greift, das ist schon beeindruckend", meint der heutige Rentner aus Weißenfels, der im Gesellschaftstanzkreis des TSC aktiv ist. Interessiert zeigt sich auch Ingo Ebisch aus Tagewerben. Er schaut einem Mitarbeiter über die Schulter, der die Farbsättigung der Ausgabe kontrolliert, und sucht das Ergebnis des Freitagspiels der Fußball-Bundesliga. Doch "hexen" kann auch eine Zeitung nicht. Das Spiel ist gerade aus, das Ergebnis wird erst in den späteren aktualisierten Ausgaben zu lesen sein.

Riesige Pakete mit Werbeprospekten stehen am Ende des Rundgangs. Die Mitarbeiter des Verlages erklären den drei Gruppen, dass eine Zeitung ohne Werbung nicht leben kann und die Prospekte nach dem Druck noch eingelegt werden, ehe die Pakete ihren Weg an den Bestimmungsort antreten.

Nach gut einer Stunde Rundgang haben die Gäste viel erfahren über die MZ und ihre Entstehung. Ein Blick hinter die Kulissen, den auch die jungen Tänzer Hannes Wagner, Alexander Spaeth und Patrick Niechciol aufschlussreich fanden. "Die Geschwindigkeit, mit der hier alles abläuft, ist schon toll", sagt der 15-jährige Hannes Wagner. Auch er hat eine Ausgabe vom nächsten Morgen in der Hand. Ein Quedlinburger Exemplar. Die Weißenfelser Lokalausgabe fehlt zu diesem Zeitpunkt noch. Sie wird erst später gedruckt, wenn die Besucher vom Tanzsportclub nach einem interessanten Abend schon wieder im Zug nach Hause sitzen.