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Zeitreise in Langendorf Zeitreise in Langendorf: Kinder bestaunen die flügellose Windmühle

Von Holger Zimmer 21.10.2015, 21:27
Manfred Peter zeigt den Kindern die alten unbrauchbaren Mahlsteine.
Manfred Peter zeigt den Kindern die alten unbrauchbaren Mahlsteine. Michael Thomé Lizenz

Langendorf - Großes Staunen bei den elf Mädchen und Jungen, als sie vor der Langendorfer Mühle stehen. Die Kinder der Tagesstätte „Mischka“ wissen Bescheid. Tony Schott erkennt das hohe Bauwerk am südlichen Ortsrand, zu dem sie mit Erzieherin Kathrin Bönicke gelaufen sind. Der vierjährige Louis Wacker hat eine Mühle schon mal bei einem Ausflug gesehen. Lydia Volkmar weiß, dass im Märchen „Der gestiefelte Kater“ eine Mühle eine Rolle spielt und eine solche hat Jonah Heber schon mal in einem Buch entdeckt.

Das Ehepaar Silvia und Manfred Peter (64) erzählt, dass die Mühle mit Hilfe von Pferden am sogenannten Sterz in den Wind gedreht wurde. Später kam die Elektrifizierung und Flügel sowie Sterz wurden nicht mehr gebraucht. Ringsum wurde unten eine Mauer hochgezogen und das Innere unter der Mühle als Schuppen genutzt. Manfred Peter zeigt den Kindern auch die beiden Mahlsteine. Sie sind längst abgenutzt und unbrauchbar, zeigen aber, wie damals das Getreide zu Mehl gemahlen wurde.

Silvia Peter sagt: „Nur ins Innere kommt man derzeit wegen der defekten Treppe nicht.“ Drinnen sei aber alles noch erhalten. Es könnte sogar noch geschrotet werden, auch Mais und Hafer ließen sich als Tierfutter quetschen, nur die Siebe, die man fürs Mehl brauche, seien durchgerostet. Manfred Peter verspricht: „Nächstes Jahr wird die Treppe fertig sein, dann können wir auch in die Mühle gehen.“ Denn nachdem er kürzlich seinen Tischlereibetrieb aufgelöst hat, steht dem 64-Jährigen nun wieder mehr Zeit zur Verfügung.

Als um die Jahrtausendwende die Frage stand, ob man die Mühle abreißen oder erhalten sollte, entschied man sich für letzteres. „Eine Ruine wollte ich jedenfalls nicht hinterm Haus haben“, sagt Peter. Eine Dachdeckerfirma hatte dann alles mit Keramikziegeln gedeckt, an den Mühlenwänden darunter legte man selbst Hand an. Eine neue Holzverkleidung ersetzte jene Hartfaserplatten, die von Peter in DDR-Zeiten wegen fehlenden besseren Materials angebracht worden waren. Fördermittel hatte die Familie zwar damals beantragt, aber nicht bekommen und ließ sich deshalb auch nicht bei der Auswahl des Materials reinreden. Nun will Manfred Peter neben der Treppe den Balken des Sterzes, der trotz des Dachpappenschutzes dem Wetter besonders ausgesetzt ist, mit Metall ummanteln. (mz)

Mühle ohne Flügel. Oben sieht man noch deren Welle.
Mühle ohne Flügel. Oben sieht man noch deren Welle.
Michael Thomé Lizenz
Die Mahlsteine
Die Mahlsteine
Michael Thomé Lizenz