Zahnarztpraxis feiert Jubiläum Zahnarztpraxis feiert Jubiläum : Mit Hypnose an die Wurzel

Weißenfels - Patienten mit Herzrasen und Panikattacken oder angstvolle Blicke zum Bohrer kennt das Praxisteam um Beatrice Müller nur vom Hörensagen. Und die Kinder weinen nicht. In der Praxis, die sich auf Angstpatienten spezialisiert hat, steht der Mensch und nicht die neueste Technik im Mittelpunkt. Mitte Dezember feiert die Praxis nun ihr 25-jähriges Bestehen in Weißenfels.
„Meine Mutter Brigitte Müller hat sich 1991 mit einer eigenen Praxis selbstständig gemacht“, erzählt Beatrice Müller, Leiterin der heutigen Praxis. Sie selbst arbeitet in der Praxis seit 24 Jahren mit. Nach einigen Jahren übernahm sie in Eigenregie die Zahnarztpraxis und setzte von Anfang an auf die Endodontie, die Wurzelkanalbehandlung. „So ist der Erhalt der Zähne einfacher möglich und Qualität steht für mich einfach über der Quantität“, betont die 52-Jährige. Ohne eine solche Behandlung sei das Risiko für spätere Zahnwurzelerkrankungen viel höher als mit.
Stechende oder beißende Gerüche
„Es klingt verrückt, aber wenn ich in einem Wurzelkanal drin bin, dann eröffnet sich mir ein ganz anderes Universum“, erklärt sie. Ihre Hilfsmittel zum Abtauchen in die Welt des Zahnes sind ein sehr hochauflösendes Mikroskop und eine Lupenbrille. „Ohne Mikroskop führe ich zahnärztliche Aufgaben wie Füllungen, Wurzelkanalbehandlungen oder Ähnliches gar nicht aus“, bemerkt die Zahnärztin, denn ihrer Philosophie, den natürlichen Zahn zu erhalten, kann sie dadurch besser treubleiben.
Dazu bei trägt auch sehr viel die Atmosphäre, die in der Praxis herrscht. Stechende oder beißende Gerüche, ebenso laute Geräusche hat das Team aus den Räumen verbannt und durch entspannende Musik ersetzt. „Wir wissen ganz genau, dass viele Menschen Angst bekommen, wenn sie nur unsere Berufsbezeichnung hören“, meint Müller lächelnd. Aber gemeinsam mit dem Patienten versucht sie, dieser Phobie entgegenzutreten. Da viele Menschen diese Phobie bereits im Kindesalter entwickeln, arbeiten die Mitarbeiter um Müller mit Begriffen, die Kinder leicht verstehen und vor denen sie keine Angst haben.
Bohrer und Spritze aus unserem Vokabular verbannt
„Wir haben schlichtweg Bohrer und Spritze aus unserem Vokabular verbannt, wenn ein Kind auf dem Behandlungsstuhl sitzt“, erklärt die Ärztin, die in Budapest studiert hat. Und wenn ein Kind doch Angst haben sollte, dann blickt es ein freundlicher Dino von der Lampe an oder es kann das Lieblingskuscheltier mit auf den Stuhl nehmen.
„Bei Erwachsenen ist das ganz anders, aber auch da haben wir unsere Tricks und Kniffe, ihnen die Angst zu nehmen“, sagt Müller, deren Kindheitstraumberuf eigentlich Tierärztin war. Gerade die Hypnose sei eine gute Möglichkeit, entspannt mit einem Patienten zu arbeiten. „Psychologie und das menschliche Gehirn waren mir im Studium immer ein Graus, aber mit der Zeit hat sich das geändert“, so die Weißenfelserin. Sie betont, dass sie Hypnose nur aus medizinischen Gründen einsetzt und nicht zu Showzwecken. Seit 2005 arbeitet sie nun schon erfolgreich mit dieser Methodik. „Wenn der Patient aber eine Hypnose nicht möchte, dann ist es auch in Ordnung. Oft hilft auch, mit dem Patienten zu reden und ihm so die Angst zu nehmen“, erklärt die Mutter zweier Söhne.
Ohne ein funktionierendes Team taugt auch die beste und neuste Technik nichts
Ohne ihr langjähriges Team sei eine so guttuende Atmosphäre für den Patienten aber nicht möglich. Achtsamkeit, Vertrauen und Menschlichkeit sind die Schlagwörter, nachdem das gesamte Team handelt. „Wichtig ist dabei auch, dass wir ohne Worte miteinander arbeiten und jeden Tag zusammen lachen können“, lobt sie ihr Team, dass sie teilweise seit fast 20 Jahren begleitet. Ohne ein funktionierendes Team, laut Müller, tauge auch die beste und neuste Technik nichts.
Für die Zukunft ihrer Praxis wünscht sie sich einen guten und würdigen Nachfolger zu finden, dem sie einmal alles mit gutem Gewissen übergeben kann. „Das ist nicht einfach. Gut zehn Jahre werde ich aber dafür brauchen“, bemerkt sie nachdenklich. Als Ärztin möchte sie sich fachlich immer weiterentwickeln und bleibt offen für Neues. (mz)