Zahlen hinter sieben Siegeln
Hohenmölsen/MZ. - "Noch vor wenigen Jahren war uns das Problem der Rechenschwäche gar nicht bewusst", erklärt die Leiterin der Grundschule Nord in Hohenmölsen, Regina Worms. Erstmalig im Jahr 2000 sei es an ihrer Schule bei einer Schülerin diagnostiziert worden. In allen Fächern sei das Mädchen gut mitgekommen, nur in Mathematik nicht. Besonders bei Zahlen- und Mengenvorstellungen sei das aufgefallen. Mühsam habe sich die Schülerin alles erlernt, aber schnell wieder vergessen. Gegenwärtig habe man keinen Schüler mit einer Rechenschwäche.
Frau Worms bestätigt zugleich, dass alle Lehrer seit damals für das Thema sensibilisiert seien. Eine Kollegin befinde sich derzeit in der Weiterbildung. Um Rechenschwäche beizeiten zu erkennen, fänden regelmäßig gemeinsame Dienstberatungen von Erzieherinnen aus den Kindertagesstätten mit den Lehrern der Grundschule statt, in denen man sich austausche. Ihrer Meinung nach seien aber auch Eltern weit aus mehr gefragt, selbst Hilfe bei einem Schulpsychologen zu suchen.
"Einen Schüler mit Rechenschwäche hatten wir noch nicht", ergänzt Konstanze Löbel, die Leiterin der Grundschule I in Hohenmölsen. In allen Klassen gebe es leistungsstarke Schüler, ein großes Mittelfeld und zwei, drei Kinder, denen das Lernen schwer falle. "Für Kinder ist vor allem das Praktische wichtig", merkt Frau Löbel an.
Beim Einkaufen oder auch im Umgang mit der Uhrzeit lernen die Kinder besser, mit Zahlen und Mengen umzugehen. Dabei will sie die Hilfe der Eltern mit einbezogen wissen. "Kinder muss man immer wieder loben, das beflügelt sie enorm", sagt sie.
"Ein Drittel aller Schüler kommt in Mathematik nicht richtig mit", so die Fachlehrer der Sekundarschule Hohenmölsen Hannelore Nitzsche und Frank Puschendorf. Beide erklären, dass den Betreffenden unter anderem das Zahlen- und Mengenverständnis fehle. Sie hätten festgestellt, dass Rechenoperationen dann mechanisch ablaufen.
"Der Schüler weiß aber gar nicht, was er zu machen hat und warum er das tut", so Puschendorf. Keine Lust auf Mathematik wäre die Folge, die bis zum Horror führe.
Das wiederum ist für Dr. Olaf Steffen vom ZTR Naumburg nicht neu. "Uns werden Kinder vorgestellt, die wahre Leidens-Odysseen hinter sich haben, bis sie endgültig an die richtige Adresse für ihre Lern- und Verständigungsprobleme im Umgang mit Mengen und Zahlen gelangen", ergänzt er.
Das ZTR Naumburg ist unter 03445 / 26 18 58 zu erreichen.