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"Wir haben es satt" "Wir haben es satt": Warum Beschäftigte des Getränkeproduzenten MEG Leißling streiken

Von Andreas Richter 03.07.2020, 10:00
Vor dem Werksgelände in Leißling machen die Beschäftigten unübersehbar ihre Forderungen auf.
Vor dem Werksgelände in Leißling machen die Beschäftigten unübersehbar ihre Forderungen auf. Andreas Richter

Leißling - Andreas Heinecke nimmt kein Blatt vor den Mund. „Wir fühlen uns verarscht“, sagt das Mitglied der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Und er spricht damit für jene rund 80 Beschäftigten der Frühschicht des Getränkeherstellers MEG, die sich am Donnerstagmorgen zum Warnstreik vor dem Werksgelände in Leißling versammelt haben.

Die Forderung klingt simpel, doch nach ihrer Erfahrung stößt sie beim Arbeitgeber auf taube Ohren: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. „Wir haben es satt. 30 Jahre nach der Wende verdienen wir noch immer deutlich weniger als die Kollegen an den Standorten in den alten Bundesländern. Das kann nicht sein“, sagt Heinecke.

Weitere Standorte gibt es in Löningen, Kirkel und Wörth am Rhein

Die Schwarz Produktion GmbH und Co. KG, früher Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke (MEG), hat ihren Verwaltungssitz in der Langendorfer Straße in Weißenfels. Das Unternehmen füllt Mineralwasser und Erfrischungsgetränke in Sachsen-Anhalt an den Produktionsstandorten Leißling und Jessen ab. In Roßbach (Saalekreis) befindet sich ein Betrieb für Kunststoffverarbeitung.

Weitere Standorte gibt es in Löningen, Kirkel und Wörth am Rhein in den alten Bundesländern. Doch obwohl in Ost und West die gleiche Arbeit verrichtet werde, unterscheiden sich die Monatsgehälter der Beschäftigten zum Teil um bis zu 500 und mehr Euro, so Gewerkschaftsvertreter Jörg Most.

„Wir erwarten, dass sich jetzt endlich etwas ändert"

Nachdem bei den Tarifverhandlungen zu Beginn dieses Jahres keine Einigung erzielt werden konnte, hatte die Gewerkschaft bereits im Februar und März zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Danach wurde der Arbeitskampf wegen der Corona-Krise ausgesetzt. Nun jedoch geben sich die Beschäftigten entschlossener denn je. „Wir erwarten, dass sich jetzt endlich etwas ändert. Wir wollen einen Plan zur stufenweisen Angleichung der Gehälter “, fordert Andreas Heinecke.

Zu den Tarifverhandlungen direkt will sich das Unternehmen, das als Tochter der Schwarz-Gruppe die Handelsketten Lidl und Kaufland mit Mineralwasser beliefert, indes nicht äußern. Es verweist auf MZ-Anfrage jedoch darauf, dass die MEG in Sachsen-Anhalt die tariflichen Entgelte seit April einseitig um 2,5 Prozent angehoben habe. Zudem seien während der Corona-Krise eine sogenannte Erholungsbeihilfe in Höhe von 156 Euro gezahlt und die Leistungen der Mitarbeiter zusätzlich mit einem Warengutschein in Höhe von 250 Euro honoriert worden.

„Ich fühle mich wie ein Hund, dem ein Knochen hingeworfen wird“

Den Beschäftigten reicht die Tarifanhebung um 2,5 Prozent jedoch nicht aus. „Ich fühle mich wie ein Hund, dem ein Knochen hingeworfen wird“, sagt ein Kollege, der seit 18 Jahren im Betrieb arbeitet, seinen Namen jedoch nicht nennen will.

Für Michael Andritzky, Verhandlungsführer des Verbandes der Ernährungswirtschaft Niedersachsen/Bremen/Sachsen-Anhalt, ist die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit so pauschal jedoch nicht erfüllbar. „Wir haben eine Tarifgemeinschaft mit fast 4.000 Beschäftigten“, so Andritzky. Auch im Westen gebe es unterschiedliche Entgelte. Mit Blick auf die Mitbewerber auf dem Markt müsse man sich an den regionalen Gegebenheiten orientieren. Wie Andritzky bestätigt, liegen die Tarifverhandlungen derzeit auf Eis.

Arbeitskampf soll weitergehen

Für die Gewerkschafter ist der Warnstreik am Donnerstag nur ein weiterer Schritt im Arbeitskampf. „Wenn die Gespräche mit den Arbeitgebern nicht zu einem Ergebnis führen, dann werden wir um einen Haustarifvertrag für alle drei Standorte in Sachsen-Anhalt kämpfen“, kündigt Jörg Most schon mal an.

Erst die Nachtschicht sollte am Donnerstagabend wieder die Produktion im Leißlinger Werk mit seinen rund 370 Beschäftigten aufnehmen. Den Kampf um die Angleichung der Löhne in Ost und West will die Gewerkschaft in den nächsten Wochen mit ähnlichen Aktionen fortsetzen. (mz)