Voll durchgestartet Winzer aus Kriechau blickt optimistisch auf Ernte
Winzer Patrick Gaudig aus Kriechau hat den Schritt in die komplette Selbstständigkeit gewagt. Warum er optimistisch auf die diesjährige Ernte blickt.
Kriechau - Drei Veränderungen haben sich in diesem Jahr bei Patrick Gaudig ergeben. Der Weinbauer aus Kriechau ist komplett in die Selbstständigkeit gewechselt. Außerdem hat er einen neuen Weinhang übernommen und darüber hinaus kann der Mann nun endlich seine Straußwirtschaft im ganz normalen Betrieb führen.
Vor zehn Jahren hatte er auf gerade einmal 0,2 Hektar mit dem Weinanbau im Nebenerwerb begonnen. Kontinuierlich baute er das Unternehmen aus, blieb aber weiterhin als Winzer auf einem Gut bei Naumburg angestellt. Das gab ihm Sicherheit. Bis 2020 erweiterte er sein Anbaugebiet auf zwei Hektar. Als er nun die Möglichkeit bekam, diese zu verdoppeln, nahm er sie an. Damit wusste der 30-Jährige aber auch, dass er diesen Betrieb schon rein zeitlich nicht mehr nur im Nebenerwerb führen kann. Also kündigte Gaudig, wagte nun endlich den Schritt in die Selbstständigkeit und hat jetzt richtig viel zu tun.
„Das war hart an der Grenze zu Frostschäden“
Dieser Tage hat Gaudig beispielsweise auf seinen Anbauflächen per Hand die kleinen Triebe von den Holzstämmen abgepflückt. Sie nützen der Pflanze nichts, vielmehr würden sie ihr Energie nehmen, die sie in die früchtetragenden Reben investieren sollen, erklärt er. In dieser Woche, so schätzt es Gaudig ein, fangen sie an zu blühen und anschließend würden sich schon die ersten kleinen Trauben entwickeln, die er Ende Oktober ernten wird.
Patrick Gaudig steht auf der neuen Anbaufläche, die sich bei Schkortleben befindet und schaut prüfend auf die 100 Rebstöcke der Sorten Müller-Thurgau und Blauer Zweigelt. Sie sehen richtig gut aus, befindet er. Bis jetzt ist Gaudig mit der Entwicklung auf allen seinen Weinhängen mehr als zufrieden. Nur eine schlaflose Nacht habe er gehabt, als das Thermometer einmal bis auf Minus 17 Grad Celsius fiel. „Das war hart an der Grenze zu Frostschäden“, sagt er und ist dankbar, dass seinen Pflanzen nichts passiert ist. Dass sie so gut aussehen, liegt auch an den vielen Niederschlägen der vergangenen Wochen, erklärt der 30-Jährige.
Wurzel einer Weinpflanze bis zu 20 Meter tief
Damit der Regen aber auch gut in die Erde eindringen konnte, hatte Gaudig zwischen den Reben Schneisen gezogen, so das fest verwurzelte Gras aufgebrochen und den Boden darunter aufgelockert. Denn obwohl die Wurzel einer Weinpflanze bis zu 20 Meter tief in das Erdreich wachse und so die Pflanzen auch bei langer Trockenheit an genügend Grundwasser kommen, würden sie doch immer lieber Regenwasser bevorzugen. Damit seien die Weichen für eine ertragreiche Ernte gestellt. Zwar könnten schwere Gewitter und Hagel immer noch zu Schäden an den zarten Blättern und Pflanzen führen, aber das sei nun einmal das Risiko in der Landwirtschaft, sagt Gaudig. Er ist aber optimistisch, dass das nicht passieren wird.
Nun hofft der Mann, dass er und auch die anderen Winzer sich von den vergangenen eineinhalb Jahren in der Corona-Pandemie wieder erholen. Sie alle hatten die gleichen Probleme: Der Flaschenverkauf sank, weil die Gastronomien nicht öffnen und so auch keinen Wein verkaufen durften. Außerdem fielen alle Veranstaltungen aus, auf denen die Winzer ihre Tropfen hätten verkaufen können. Die Betriebskosten blieben aber gleich, denn die Landwirtschaft musste ja weiterlaufen.
Über diese Zeit rettete Gaudig ein wenig seine Straußwirtschaft. Diese konnte zumindest mit dem Außer-Haus-Verkauf von Weinen geführt werden. Das war kein Vergleich dazu, als wenn es sich an den Wochenenden viele Menschen an seinen Tischen gemütlich gemacht hätten. Nun scheine es sich ja aber alles zu normalisieren. (mz)